Der gute alte Becker-Fettkettenkasten oder das ewige (Ketten) Leben ...

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martin s aus b
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Der gute alte Becker-Fettkettenkasten oder das ewige (Ketten) Leben ...

Beitrag von martin s aus b »

Darauf bin ich nicht stolz: O-Ring-Billigkette auf der GS, schlechte Pflege, nach nicht mal 12.000 km waren Kette und Ritzel bzw. Rad fertig. Hab ich irgendwo in der Schweiz durch überspringende Kette bemerkt und bin so, wie auf Eiern, vollends heimgefahren.


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Aber die hier hat jetzt 240.000 km ohne merkliche Längung, dh. ich werd sie nach der Motorrevision wieder einbauen.


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Kein Schmutz & erstklassige Schmierung sowohl zwischen Kettenniet und Rolle wie auch zwische Kette und Ritzel bzw Rad verhindern zuverlässig Verschleiß und Kettenlängung.

Schön siehts im Kettenkasten nicht aus und modisch ist er vielleicht auch nicht aber die Kette hat das beinah ewige Leben und wird nur jeweils beim Reifenwechsel gespannt. Wenns überhaupt nötig ist..

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Die Kettenschläuche, original MZ modifiziert, sind an der hinteren Knickstelle mürbe und siffen durch. Aber ich hab noch zwei fast neue, die kommen jetzt rein.


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Am Motorritzel ist alles dicht und pieksauber.


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Beim Radausbau kein Gefummel mit Kette, Kettenradträger, Distanzstücken, ... Achse raus, Rad mit Bremsankerplatte raus und das Ganze in umgekehrter Reihenfolge wieder rein. Die Kette bleibt im Kasten und der ist mittels einer Hohlachse direkt auf der Schwinge verschraubt.

DAS ist übrigens nicht von Becker sondern von mir - oder um ehrlich zu sein bei der Kreidler Florett selig abgekuckt. Die ja auch einen geschlossenen (Plastik-) Kettenkasten hatte.

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Und so schlecht sieht er doch eigentlich nicht aus


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... oder?



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Der gute alte Becker-Kettenkasten  erste Sahne !!!

Martin
Zuletzt geändert von martin s aus b am So 16. Jul 2023, 22:46, insgesamt 7-mal geändert.
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Bruder Lustich
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RE: Der gute alte Becker-Fettkettenkasten oder das ewige (Ketten) Leben ...

Beitrag von Bruder Lustich »

Hallo Martin,

wenn man Deiner Argumentation folgt, ideal also für Vielfahrer und bequeme Menschen. Vom wirtschaftlichen Vorteil her unschlagbar.
Nur die Optik, die schreckt halt viele von ab. Nur für einen Unbedarften, der hält den Kettenkasten auf den ersten Blick erst mal für einen Kardan. Somit also auch nicht schlecht.

Viele Grüße

Gerd
Zuletzt geändert von Bruder Lustich am Di 23. Feb 2016, 22:57, insgesamt 1-mal geändert.
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martin s aus b
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RE: Der gute alte Becker-Fettkettenkasten oder das ewige (Ketten) Leben ...

Beitrag von martin s aus b »

Bruder Lustich hat geschrieben: ... die Optik, die schreckt halt viele von ab. ...
Als ich den Kasten 1980 bei Becker gekauft hab hat er knapp 600.- (Deutschmark) gekostet. Die Firma gibts noch, Packsysteme, Packtaschen, Gepäckträger, ... mit Kettenkästen haben die nichts mehr am Hut. Die sind jetzt richtig rar.

Martin
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Bruder Lustich
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RE: Der gute alte Becker-Fettkettenkasten oder das ewige (Ketten) Leben ...

Beitrag von Bruder Lustich »

Hallo Martin,

da haben wir ja noch einen Grund. Der Preis war damals sehr hoch.
Wie ich mich noch ziemlich erinnern kann war 1980 ein Nettohandwerkerlohn so um die 1650 Mark pro Monat. Mauerer wohlgemerkt, und die waren damals in der oberen Gehaltsebene der Handwerker und gut bezahlt.

Man hat als Handwerker somit ca. 1,5 Wochen dafür arbeiten müssen. Zudem wusste damals keiner recht, wie lange das verwendete Plastik überhaupt hält. Und so auf Verdacht, sich so etwas zu dem Geld anzuschaffen hat damals sicher viele vom Kauf abgehalten.

Optische Gründe gab es damals wahrscheinlich auch. Heute jedoch bestimmt wesentlich noch mehr. Zudem die Überlegung, passt der überhaupt, muss ich den anpassen? >>>> Kann ich nicht! >>>Ergo ist nix für mich >>>Kauf ich nicht!!!

Na und der Hersteller, wenig Stückzahlen, stellen wir halt die Produktion ein.

Selbst wenn so ein Teil massive Vorteile bringt.

Viele Grüße

Gerd
Zuletzt geändert von Bruder Lustich am Mi 24. Feb 2016, 22:43, insgesamt 1-mal geändert.
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martin s aus b
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RE: Der gute alte Becker-Fettkettenkasten oder das ewige (Ketten) Leben ...

Beitrag von martin s aus b »

Bruder Lustich hat geschrieben: ... so auf Verdacht, sich so etwas zu dem Geld  .... wenig Stückzahlen, stellen wir halt die Produktion ein ...
Hallo Gerd,

ich kann auch in einem eher technisch orientierten Forum einen marktwirtschaftlich - soziologischen Ansatz durchaus nachvollziehen. Nur stimmt er nur eingeschränkt. Weil, ich mach mirs einfach, wenn der Durchschnittsmaurer Motorrad fährt muß er das ja auch mal irgendwie bezahlt haben.

Also, 600 DM waren 1980 nicht nur für den Maurer sondern auch für den Studenten Martin S., der seine Kawa, bemerkenswerter Zufall, über Ferienjobs  bei einem lokalen Bauunternehmen und studienbegleitend als Aushilfs-LKW-Fahrer finanziert hat, jede Menge Kohle. Und die musste grundsätzlich ja auch fürs Motorrad erstmal da sein

Nachdem ich das aber finanziert hatte konnt ich als angehender Maschinenbauer der Erklärung von 'Klacks', daß eine Kette im Ölbad vom Motorrad-Wegschmeiß-Verschleißartikel zum vollwertigen Maschinenelement mutiert durchaus nachvollziehen. Und dann die Rechnung aufmachen, daß sich der Kettenkasten, neben dem Wegfall regelmäßiger Kettenwartung - wenn Du Dich erinnerst hat man damals, wenn man Wert auf Lebensdauer gelegt hat, Ketten immer noch nicht einfach gesprayt sondern immer mal wieder die Kette abgenommen, bei der Endloskette mit Ausbau der Schwinge, ausgewaschen und in Kettenfett ausgekocht - bei 25.000 Fahrtkilometer / Jahr nach knapp drei jahren gerechnet hat. Und daß, für den Einen oder Andern durchaus auch ein Argument, das Hinterrad nicht mit Kettenfett einsifft.

Das war die erste Häfte der Erklärung.

Die Ingenieur Becker GmbH wie der Laden, wenn ich mich richtig erinnere, damals hieß, hat sicher nicht riesig verkauft und mit der O-Ring-Kette, die ja irgendwann in den Achtzgern auf den Markt kam, wurde die Kosten-Nutzen-Rechnung für den Kasten, den es für praktisch alle Japaner gab, auch (noch) negativ(er). Aber der eigentliche Grund für die Produktionseinstellung war ein Motorradunfall, der für den Firmeninhaber Becker tödlich ausging.

Die Firma hat damals, mein ich zumindest, auch schon Gepäckträger gemacht und ist dann unter der Regie der Ehefrau des verstorbenen ingenieurs Becker auf Packsysteme umgestiegen. Als ich vor sicher mehr als 15 Jahren mal telefonisch eine technische Frage zum Kettenkasten hatte hat man nach Erstaunen des ersten Gesprächspartners am Telefon, der das Wort Kettenkasten noch nie gehört hatte, schließlich (noch) einen Mitarbeiter gefunden, der sich an dieses Produkt immerhin erinnert hat und die Frage so ungefähr beantworten konnte.

Über den Kettenkasten ist der technische Fortschritt weggegangen und ich hab auch an meinen anderen Youngtimern keinen montiert. Aber mit denen krieg ich auch keine Km zusammen - wenns anders wär würd ich mir das auch heute noch überlegen.

Martin
Zuletzt geändert von martin s aus b am Do 25. Feb 2016, 09:12, insgesamt 1-mal geändert.
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Bruder Lustich
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RE: Der gute alte Becker-Fettkettenkasten oder das ewige (Ketten) Leben ...

Beitrag von Bruder Lustich »

Hallo Martin,

das mit dem "Beckerischen Motorrradunfall" wusste ich nicht. Aber überleg mal wie viele Motorradfahrer hat es damals eigentlich gegeben. Ich weis von etwa 70000 bundesweit in den 70igern. Stückzahlen waren damals anscheinend nicht das große Thema. Die Produktionsumstellung daher verständlich. Für so einen Fettkasten, der zudem noch an X-Maschinen passen soll, hat waren wahrscheinlich gewisse Bedenken im Spiel, wie man so einen an neuere Modele anpassen kann. Hat wahrscheinlich der selige Becker selbst gemacht und kein Anderer blickten durch. Wäre für mich soweit eine schlüssige Erklärung. Also Gepäcksysteme, die waren anscheinend für die Firma einfacher zu handhaben. Schade eigentlich.
Wie Du es sagst, eine Anschaffung war ein finanzieller Kraftakt. Ein Normalverdiener mit Familie, nahezu hoffnungslos. Ob`s Moped oder Fettkasten, einfach zu teuer.
Zudem, es gab ja noch kein Internet. Wer hatte die passende Zeitschrift abonniert, dass er überhaupt von der Existenz des Fettkastens erfuhr?
Der Zeitgeist war damals einfach so, Motorradfahren ist ein Hobby, und ein Hobby kostet Geld. Über wirtschaftliche Erwägungen hat sich damals kaum einer Gedanken gemacht. Du bist anscheinend einer der Wenigen.
Der Fettkasten hätte bestimmt auch heute noch seine Existenzberechtigung. Sei es beim Vielfahrer oder im Trial. Es gibt halt keine mehr. Bei über 3Mio Mopeds heute, wäre eine Neuauflage sicher auch für eine Firma rentabel.
Die wirtschaftlichen Vorteile liegen auf der Hand, und wem die Optik nicht stört, warum nicht. O-Ring ketten und die verbesserten Pflegeprodukte sind natürlich ein Hindernis, allerdings stört mich die dauernde Erfordernis die Teile ständig zu "umdüdeln".
Also ein Pro und Contra, das dem persönlichem Gusto unterworfen ist.

Viele Grüße

Gerd
Zuletzt geändert von Bruder Lustich am Fr 26. Feb 2016, 03:00, insgesamt 1-mal geändert.
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RE: Der gute alte Becker-Fettkettenkasten oder das ewige (Ketten) Leben ...

Beitrag von der-Pfaelzer »

Hallo ins Forum,
ich finde die Betrachtungsweisen wirklich interessant. Ganz ehrlich, es gibt überhaupt keinen Zweifel daran, dass Martin Recht hat. Alles spricht für einen Fettkasten.
Aus ökologischer Sicht und technischer und auch aus fast allen anderen Blickwinkeln. Gerade heute gehört es zum guten Ton und schmälert das schlechte Gewissen wenn man auf Umwelt, Ressourcen und gleichzeitig den Geldbeutel schaut.

Aber was sagt uns das Käuferverhalten? Das habe ich auch im Studium gelernt. Am Ende siegt selten die Vernunft, sondern das Auge. Niedriger Verbrauch, gute Materialien, sinnvolle Ergonomie usw. spielen plötzlich keine Rolle mehr... es muss gefallen. Man will einem Image gerecht werden und da ist cool, schnell oder customized einfach wichtiger. So ist das Leute.
Aus diesem Grund würde ich wohl nicht mit einem Fettkasten fahren.... ziemlich bescheuert, nicht? So sind wir Menschen eben.

Gruss Schorsch (der mit der schönen Kawa die nicht fährt..... Wink mit dem Zaunpfahl)
Zuletzt geändert von der-Pfaelzer am Fr 26. Feb 2016, 09:23, insgesamt 1-mal geändert.
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RE: Der gute alte Becker-Fettkettenkasten - der Prospekt

Beitrag von martin s aus b »

Becker - der Prospekt, per Zufall in einem Leitz-Ordner mit technischen Unterlagen gefunden
Becker_Seite_1.jpg
Becker_Seite_2.jpg
... sogar für die XT 500!
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ausreiter
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RE: Der gute alte Becker-Fettkettenkasten oder das ewige (Ketten) Leben ...

Beitrag von ausreiter »

Hallo,
war nicht die selige Yam TR1 mit so einem Kettenkasten, serienmäßig ausgerüstet?

Irgentsowas schwand mir noch 

Peter
Grüsse aus Nordhessen,
Peter


Twiner bleiben  ;)
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RE: Der gute alte Becker-Fettkettenkasten oder das ewige (Ketten) Leben ...

Beitrag von OWL-Twin »

Hallo Peter
deine Anmerkung ist richtig.
Die TR 1 war meines Wissens das einzige japanische
Motorrad mit serienmäßigem Kettenkasten.

Gruß
Gunnar
Zuletzt geändert von Michael am Mi 3. Aug 2016, 16:20, insgesamt 1-mal geändert.
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