Kickstarterwelle - seichkromm

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martin s aus b
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Kickstarterwelle - seichkromm

Beitrag von martin s aus b »

Fortsetzung von http://www.z750twin.de/zforum/showthrea ... elle+krumm


Für die Nordlichter unter uns, das Wort seichkromm, gerne auch soichkromm, kommt aus dem Schwäbischen und bedeutet 'stark verbogen'. Hört sich komisch an aber für einen Schwaben ist die Bedeutung von 'soichkromm' klar & eindeutig.

In diesem Fall bedeutet es daß die Kickstarterwelle meines Motors ...


Bild

... bei Messung zwischen Spitzen  ...

Bild



 ... in der Mitte eine Rundlaufabweichung von 1.5 mm hat. Heißt  bei einer Umdrehung der Welle macht die Meßuhr einen Ausschlag von genau diesen 1.5mm bzw die Welle ist 0.75 mm kromm.

Und daß der Kickstarter deshalb bei jeder Betätigung in der unteren Stellung geklemmt hat bis ich bei eingebautem Motor, nach Abnahme des Deckels und Ausbau der Rückholfeder mit einem übergesteckten Rohr, ja, nun leider nicht die Welle wieder grad gebogen sondern, wie sich jetzt anläßlich der Zerlegung rausgestellt hat, stattdessen die Aufnahme im Gehäuse verformt und auch leicht - zwei Risse - angeknackst hab.

Aber damit hatte dann die saumäßig soichkromme Welle so viel Luft in ihrer Führung daß der Kickstarter die nächsten 30.000 km wieder funktioniert hat. Anläßlich des Motorausbaus bau ich jetzt die verstärkte Welle oben auf dem Foto ein und hoff, daß damit Ruhe ist. Und daß die saumäßig lang grad bleibt.

Martin

Bild
Zuletzt geändert von martin s aus b am So 9. Okt 2016, 19:31, insgesamt 1-mal geändert.
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Bruder Lustich
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RE: Kickstarterwelle - seichkromm

Beitrag von Bruder Lustich »

Hallo Martin,

da frag ich , wieso ist in der Welle überhaupt so eine Abdrehung, Schwächung des Durchmessers.
Gewichtseinsparung? Zu was wäre diese überhaupt gut?
Zudem sieht die Welle aus, als dass sie außen einfach durch das Gehäuse geführt wird . Eigentlich dachte ich, dass dahinter sich noch ein Lager befindet. Ich hab mich schon gewundert, dass Du die Welle vorerst gerade biegen konntest.
Und so wie es aussieht, ist das Teil zudem nicht großartig gehärtet worden. Anscheinend ist man vom Körpergewicht der leichten Japaner ausgegangen, und nicht von einem gestandenen europäischen Mannsbild,

Wie hast Du die Verstärkung eigentlich aufgebracht? Als Elektriker stehe ich Deiner bildlichen Lösung etwas ratlos gegenüber.

Viele Grüße

Gerd
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martin s aus b
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RE: Kickstarterwelle - seichkromm

Beitrag von martin s aus b »

Hallo Gerd,

viele Fragen ...

Die Ausdrehung macht nur ca 50g aus, dafür hat sichs eigentlich nicht gelohnt. Aber ich bin selbst Konstrukteur und kann mir vorstellen, wie der Kollege am Zeichenbrett gestanden ist, links einen geschliffenen Sitz, rechts einen, dazwischen eine Freidrehung. Muß ja nichts halten, also machen wirs ein wenig dünner, sieht immer gut aus. Heut lassen wir alles bezüglich Festigkeit nachrechnen, haben die hier sicher nicht gemacht.

Die Welle ist schon gehärtet und zwei mal gelagert, einmal in einer Buchse, die zwischen den Gehäusehälften mit einem Querstift fixiert ist und zum andern im Deckel, direkt im Alu. Ein Wälzlager braucht sie nicht weil sie ja nur schwenkt und nicht wirklich, dh. mit Drehzahl, dreht.

Blöderweis sind die Bauteile auf der Welle mit Sicherungsringen fixiert, die sich im eingebauten Zustand durch die Ölwanne nicht demontieren lassen. Also ist sie nur durch Trennen der Gehäusehälften ausbaubar. Wär ja auch kein Problem wenn sich das Sch...ding nicht verbiegen würde. Gradbiegen konnt ich sie, obwohls zunächst den Eindruck gemacht hat, im montierten Zustand nicht, ich hab stattdessen beim Versuch das zu tun das Gehäuse so plastifiziert und beschädigt, daß auch die krumme Welle ausreichend Luft zum Schwenken hatte. Die Wellenlagerung sollte aber trotzdem funktionieren.

Tja, und die Verstärkung ist nicht auf geheimnisvolle, für Elektriker und andere Nicht-Eingeweihte nicht nachvollziehbare Art und Weise nachträglich aufgebracht, das ist schlicht eine neue Welle die ich hab anfertigen lassen. Ich hoff, die hält, mehr geometrische Verstärkung ging nicht. Bei dem Aufwand der Neuanfertigung wärs wahrscheinlich sinnvoll gewesen dafür statt des Einsatzstahls einen höherfesten Vergütungstahl zu verwenden aber jetzt ists zu spät.

Martin
Zuletzt geändert von martin s aus b am So 22. Okt 2017, 09:52, insgesamt 1-mal geändert.
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Bruder Lustich
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RE: Kickstarterwelle - seichkromm

Beitrag von Bruder Lustich »

Hallo Martin,

eine Neuanfertigung erklärt manches. Und ich dachte zuerst, Du hättest die alte Welle repariert, also warm gemacht, ausgerichtet danach event. aufgeschweißt und plangedreht. Oder Hülle (oder Halbschalen) drüber und verschweißt. Die Verstärkung hätte sogar noch dicker ausfallen können, platz ist ja vorhanden.

Aber ich frage mich wieso beim Ankicken die Welle überhaupt so krumm werden kann. Ist doch eine Drehbewegung (drehende Kraft, somit keine statische, die eine Verformung hervorrufen würde) auf der Welle.
Liege ich richtig, dass eine Verformung eigentlich nur denkbar ist, wenn man die ganze Kraft auf den Endanschlag des Kickstarters bringt?

Viele Grüße

Gerd
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martin s aus b
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RE: Kickstarterwelle - seichkromm

Beitrag von martin s aus b »

Bruder Lustich hat geschrieben: ... die Welle überhaupt so krumm werden kann. Ist doch eine Drehbewegung (drehende Kraft, somit keine statische, die eine Verformung hervorrufen würde) auf der Welle...
Hallo Gerd,

wenn Du beim Reifenwechsel (Auto) ein Radkreuz zum Lösen/Anziehen der Schrauben benutzt und das mit BEIDEN Händen drehst bringst Du ein reines Drehmoment auf die Schraube. Nimmst Du einen Hebel, einen Schraubenschlüssel zum Lösen/Anziehen der Schrauben bringst Du ein Drehmoment UND Deine Handkraft die sich ja auch irgendwo abstützen muß als Querkraft auf die Schraube.

Dasselbe passiert beim Kickstarter: Aus der Kraft mit der Du ihn trittst resultiert Kraft x Hebelarm, in diesem Fall Wadendynamik x Länge des Kickstarterhebels, das Drehmoment das via Kickstarterwelle zum Starten des Motors gegen den Verdichtungsdruck auf die Kurbelwelle übertragen wird. Gleichzeitig wird die Wadenkraft in den Lagern der Kickstarteweller abgestützt und generiert in der Welle selbst Querkräfte. Und wenn die, wie hier, zu groß werden und die daraus resultierenden Spannungen die Festigkeit der Welle übersteigen plastifiziert diese lokal und verbiegt sich dauerhaft.

Gruß

Martin
Zuletzt geändert von martin s aus b am So 22. Okt 2017, 09:57, insgesamt 1-mal geändert.
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Bruder Lustich
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RE: Kickstarterwelle - seichkromm

Beitrag von Bruder Lustich »

Hallo Martin,

da seh ich wieder mal unsere unterschiedliche Ausbildung. M = F x L ist mir geläufig, aber ich habe mal wieder nicht zu Ende gedacht. Als Elektriker langt mir das Drehmoment um den Antrieb zu berechnen.

Aber wie Du schreibst:
"wird diese Kraft in den Lagern der Kickstarter abgestützt und generiert in der Welle selbst Querkräfte. Und wenn die, wie hier, zu groß werden und die daraus resultierenden Spannungen die Festigkeit der Welle übersteigen plastifiziert die und verbiegt sich dauerhaft."

An die in der Welle, wegen der einseitigen Belastung der Drehbewegung beim Ankicken, entstehenden Querkräfte habe ich beim besten Willen nicht gedacht. Asche auf mein Haupt!
Wenn man es nicht gewohnt ist, auch die weiteren mechanischen Folgen zu berücksichtigen, unterläuft einem schnell so ein "faux pas".

Wäre es aus Deiner Sicht eine Möglichkeit so etwas zu verhindern? Z.B. wenn man das Getriebe offen hat, die Welle um 180° zu drehen? Mechanisch dreht die Welle ja nicht mit dem Getriebe beim Fahren, sondern nur beim Antreten. Das heißt, immer die gleiche Belastung. Unter dem Motto zu sehen, steter Tropfen höhlt den Stein.

Viele Grüße

Gerd
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martin s aus b
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RE: Kickstarterwelle - seichkromm

Beitrag von martin s aus b »

martin s aus b hat geschrieben: ... sind die Bauteile auf der Welle mit Sicherungsringen fixiert, die sich im eingebauten Zustand durch die Ölwanne nicht demontieren lassen. Also ist sie nur mit Trennen der Gehäusehälften ausbaubar. ....
Also, Gaga hat das   :thanks: mal probiert. Und weil ers hier nicht selbst reinstellt sondern nur mir geschickt hat stell ich seinen Bericht dazu mal hier rein. Vielleicht bin ich ja nicht der Einzige mit diesem merkwürdigen Problem.

'Ich habe jetzt mal wie vor längerem angekündigt den Austausch der Kickerwelle bei eingebautem Motor (mein Übungsmotor ist allerdings draussen) probiert und will dir nicht die Hoffnung nehmen, aber du brauchst sehr gute Nerven..... Ich setze voraus das der Kicker, sein Gehäusedeckel, die Führungshülse und die Rückholfeder schon demontiert sind.

Also, wenn die Ölwanne ab ist und du genügend guten Einblick in den Motor hast, kann als erstes der Seegerring der den Federteller und die dünne Feder fixiert, nach positionieren des richtigen Zugangs mit der Kickerwelle mittels abgewinkeltem Seegerring-Öffner entfernt werden. Den Federteller und die Feder bekommst du jetzt heraus. Dann sollte es sinnvoll sein, den Seegerring der Welle vor der Lagerbuchse auszuclipsen, damit du Luft bekommst zum hin- und herschieben der Welle. Die beiden Seegerringe des inneren Wellenbereichs sind ohne Ösen, nur mit Winkel, geht halt nicht anders Bild .
Leider geht das Losrad der Ratsche nicht über die Nut der Welle in Richtung zum Kicker hin, auch wenn die Anlaufscheibe drübergeht, kleine Unterschiede im Durchmesser. Was ich so schreibe habe ich parallel an meinem ausgebauten Ersatzmechanismus ausprobiert, nur nicht mit Micrometer überprüft.

Das feste Ratschensegment und die Welle können jetzt etwas ins Gehäuse geschoben werden, um etwas Luft zum Ansetzen der Zange zu bekommen, diese muß schon recht kurz abgewinkelt sein, du hast ca. 8mm Freiraum zum Ansetzen, bei geschicktem Verdrehen der Welle etwas mehr in den Rampen der Ratsche Bild . Das habe ich jetzt nicht mehr ausprobiert, da ich meine Zange nicht mehr kürzen und umschleifen will.
Ratschenfestrad und Welle sind (war wohl klar) mit Körnerpunkten gekennzeichnet, damit die Position der Bohrung für die Rückstellfeder klar ist.
Jetzt solltest du die Welle aus dem Los und -festrad, den beidseitigen Anlaufscheiben und der Lagerbuchse herausziehen können.
So, genug der Theorie, ich wünsch dir viel Erfolg, eine ruhige Hand, weiterhin noch ein hilfreiches Händchen und saustarke Nerven Bild .
Auf gutes Gelingen. '

Ich muß immer noch eine Kickstarterwelle wechseln und werds mit dieser Anleitung nach der letzten ausfahrt im November über den Winter probieren. Schaun wir mal...

Martin
Zuletzt geändert von martin s aus b am Sa 8. Okt 2016, 14:13, insgesamt 1-mal geändert.
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bikeorslk
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RE: Kickstarterwelle - seichkromm

Beitrag von bikeorslk »

Mal ganz abgesehen von dem hier beschriebenen eigentlichen Problem:

Ich finde es immer wieder toll in diesem Forum, mit wieviel Respekt und Sorgfalt Wissen
und mit welcher Ehrlichkeit auch Unwissen ausgetauscht wird.

Das macht Freude mitzulesen und nebenbei zu lernen.

Danke

Carsten
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Rolf Simon "Gaga"
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RE: Kickstarterwelle - seichkromm

Beitrag von Rolf Simon "Gaga" »

Hi Martin, :thanks:
schön das du meinen Beitrag reingestellt hast, das ist ganz in meinem Sinne. Vielleicht hilft's ja so dem ein oder anderen bei Problemlösungen. Ich bin nur manchmal schlichtweg zu beschäftigt um irgendwelche Beiträge einzustellen und schraube dann lieber.
Allerdings hatte ich auch Bilder gemacht, die erst noch komprimiert werden mussten :P . Die kommen jetzt. Stellt sie euch zusammen mit dem Text als kleine Schrauberhilfe vor :D .
Bis dann,
Gaga.
Es werde Licht.JPG
Innenansicht Kicker.JPG
So gehts.JPG
Großer Hebel.JPG
Kickerteile.JPG
Ratschenmarkierung.JPG
Seegerring Federteller.JPG
Seegerring Ratschenrad.JPG
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Never stress your Guardian Angels, they'll get older like we too! :headbang:
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