Seite 2 von 3

Re: Drehzahlmesser zerlegt

Verfasst: Sa 29. Jun 2019, 15:47
von bikeorslk
Hi Gaga,

schön mal wieder hier etwas von dir zu lesen!


20€ fände ich akzeptabel - wenn man bedenkt, wie selten man so etwas macht.

Ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass das Originalteil auch aus Edelstahl ist - sonst hätte mein Tacho nach der Aufprökel-und wieder Zudengel-Aktion m.E. anders ausgesehen:
IMG_2191.JPG
Ich habe in beiden Instrumenten nach dem Silikonölbehälter gesucht - und nicht gefunden. Ich hatte aber auch nach Über-Kopf-Lagerung keine Ölspuren auf der Innenseite des Glases. Gilt das Ganze evtl. nur für die LTD?


Bye

Carsten

Re: Drehzahlmesser zerlegt

Verfasst: Di 2. Jul 2019, 00:04
von bikeorslk
Moin,

mir hat das mit dem Silikonöl keine Ruhe gelassen und ich habe meinen rumliegenden zweiten DZM mal etwas grober angefasst. Nachdem ich den Zeiger mit viel Kraft und Gefühl runterbekommen hatte, konnte ich mich der Sache deutlich besser nähern. Tatsächlich ist der kleine Aluzylinder eben doch keine dämpfende Masse, sondern hohl und darin ist das besagte Öl. Zäh wie Honig, aber eben fließfähig. Ein in den Topf hineinragendes, starres Ms-Rohr sorgt für die entsprechende Reibung, wenn sich der Becher samt Zeigerwelle dreht. Es gibt zwar eine Wellendichtung aus mehr oder weniger elastischem Kunststoff, aber die hat eben auch 40 jahre auf dem Buckel. Kein Wunder, dass da weas raussuppt, wenn der DZM über Kopf liegt.

Dennoch erklärt das m.E. alles nicht, warum mein Tacho, wenn er länger läuft (=warm wird), immer weniger anzeigt...

Bilder stelle ich später mal rein, ist mir heute zu spät.

Fortsetzung folgt

Bye

Carsten

Re: Drehzahlmesser zerlegt

Verfasst: Di 2. Jul 2019, 23:32
von bikeorslk
Moin,

hier die versprochenen Bilder:
IMG_0304.JPG
Nach entfernen von Zeiger und Ziffernblatt kommt man an die verstemmte obere Brücke ran. Die muss man mit ziemlich grober Gangart vom unteren Joch trennen (Mal sehn, ob ich die wieder gut fixiert bekomme...). Die Welle ist mit zwei(!) Seegerringen gegen Herausfallen gesichert, an die man erst kommt, wenn man die Brücke vom Dämpferträger trennt (die beiden Ms-Buchsen halten das auf Presspassung zusammen)
IMG_0660.JPG
IMG_0661.JPG
IMG_0656.JPG
Der Alubecher ist kraftschlüssig auf die Welle gepresst und ist oben offen (mit durchsichtigem Dichtring)
IMG_0662.JPG
Der Dämpfer besteht aus einer an der Brücke fixierten Aluschiene, die ein Ms-Rohr trägt, das in den Becher eintaucht und im darin befindlichen Dämpferöl läuft. Irgendwie hatte ich etwas Spektakuläreres, z.B. mit Bremsflügeln o.ä. erwartet
IMG_0663.JPG
Wenn man das Rohr in den Becher gleiten lässt, braucht die Schwerkraft ca 2 sec, bis das T-förmige Teil voll eingetaucht ist.



Also: Über Kopf lagern ist auch für B-Instrumente schlecht.

Wer eine Idee hat, was für ein Silikonöl ich nehmen könnte, um den Becher wieder aufzufüllen - nur zu!


Bye

Carsten

Re: Drehzahlmesser zerlegt

Verfasst: Do 4. Jul 2019, 00:14
von Bruder Lustich
bikeorslk hat geschrieben: Di 2. Jul 2019, 00:04 Moin,

. Tatsächlich ist der kleine Aluzylinder eben doch keine dämpfende Masse, sondern hohl und darin ist das besagte Öl. Zäh wie Honig, aber eben fließfähig. Ein in den Topf hineinragendes, starres Ms-Rohr sorgt für die entsprechende Reibung, wenn sich der Becher samt Zeigerwelle dreht. Es gibt zwar eine Wellendichtung aus mehr oder weniger elastischem Kunststoff, aber die hat eben auch 40 jahre auf dem Buckel. Kein Wunder, dass da weas raussuppt, wenn der DZM über Kopf liegt.

Dennoch erklärt das m.E. alles nicht, warum mein Tacho, wenn er länger läuft (=warm wird), immer weniger anzeigt...

Bilder stelle ich später mal rein, ist mir heute zu spät.

Bye

Carsten


Hallo Carsten,

denke du meintest Drehzahlmesser, oder liege ich jetzt falsch?

Ich hab jetzt mal ein bisschen sinniert. Der DZM ist ja aufgebaut wie ein Drehspulinstrument, nur nicht mit 2 gegenläufigen Dämpferfedern, sondern nur mit einer und dem besagtem Ölbehälter, der anscheinend als 2te Feder wirken soll.

Wegen dem honigähnlichem Öl fällt mir ein, dass ich so Ende der 70iger Jahre, mir für meine Modelleisenbahn ein spezielles Loköl (also sehr fein, so in etwa wie Waffenöl, ähnliche Konsistenz, na wie Ballistol) kaufte, dieses so vor 5 Jahren wiederfand und was soll ich sagen, da war Honig draus geworden. Aber kein Dünnflüssiger, sondern richtig zäh. Trotz dunkler und temperaturstabiler Lagerung, während der letzten mehr als 30 Jahren.

Honigähnliche Ölkonsistenz sollte also eine alterungsbedingte Erscheinung sein.

Was also bremst die Anzeige des DZM?
Vor allem wenn er länger läuft, und wie du meinst, warm wird.

Schauen wir mal aufs System, irgendwo muss sich doch der Ausschlag des Zeigers verringern.

Die Antriebswelle kann es eigentlich nicht sein, die langsamer dreht, da würden die beteiligten Ritzelzähne, ob unten oder oben nicht mitmachen und abscheren, ist eine mechanisch feste Verbindung.
Öl wird normal bei Erwärmung auch dünnflüssiger und sorgt für kleineren Widerstand.
( Gut, es gibt heute technische Öle die z. B. bei höherer Drehzahl fester werden. Werden beispielsweise in der /als Kupplung bei Radlader eingesetzt. Die kann man aber, denke ich, in diesem Fall ausschließen. )
Reißt der Schmierfilm allerdings ab, bzw. zuviel Reibung irgendwo, ein Totalausfall des ganzen Systems wäre die Folge, nicht nur langsamere Anzeige.

Die direkte Übertragung auf die Zeigerwelle (oberer Teil der Konstruktion), das honigähnliche ÖL bremst definitiv mehr wie ein Neues. Allein wenn es warm wird, sollte es dünnflüssiger werden (geringerer Widerstand) und sogar nicht mehr soviel die Anzeige vermindern, sondern eher größer werden lassen.

Was bleibt noch?

Die Übertragung, Magnet, Eisenkern und Luftspalt. Eine Erwärmung ist den Metallen eigentlich wurscht, eine minimale Änderung des Luftspaltes soll auch keinen Einfluss auf die Übertragung haben. Inwieweit doch, ich habe hierzu keine Erfahrung.

Die sichtbare Dämpferfeder wird bei Erwärmung weicher, verliert sogar etwas Widerstand, erhöht deswegen sogar die Anzeige.

Bleibt also nur noch ... ???

Bleibt so wie ich das sehe. nur die Lagerung der Welle im oberen Teil übrig. Hängt die voller "Schmodder" anstatt gut gefettet zu sein? Wirkt sich das nur bei Erwärmung, etc. aus? Dehnt sich da die Welle, streift, und bremst dann den Auschlag des Zeigers? Wäre m. E. die einzige Möglichkeit.

Könnte man mal ausprobieren. Ohne Gehäuse zusammenbauen, fixieren und ne Bohrmaschine/ Dremel (mit Spannungsregler) mit (biegsamer) Welle anschließen. Beim Lauf mit dem Fön Abschnittsweise anblasen.

Bezüglich des Ölverschmierten Glases im DZM, vor Jahrzehnten hat mir mal ein Mechaniker so en Instrument gezeigt und gemeint, der Öldunst, der sich hier niederschlägt, kommt durch die Welle hoch. Obs stimmt?

Viele Grüße

Gerd

Re: Drehzahlmesser zerlegt

Verfasst: Do 4. Jul 2019, 23:01
von bikeorslk
Hallo Gerd,

danke, dass du mit mir mitdenkst. Hilft ungemein, sich mit einer Sache auseinanderzusetzen. Leider liegst du mit ein paar Annahmen falsch:

1. Ja, ich rede vom Tacho. Da ich beide Instrumente über Kopf gelagert habe, hatten beide ein Problem. Beim DZM habe ich das inzwischen durch den Ersatz des gesamten Innenlebens erledigt. Der, den du auf den Fotos siehst, ist mein eigener alter DZM. An den Tacho habe ich mich noch nicht rangetraut, weil ich keinen zweiten habe. Der ist wegen der beiden km-Zähler auch ungleich komplizierter.

2. Dein Ballistolhonig ist natürlich durch Verharzen entstanden. Aber genau das macht ja Silikonöl gerade nicht, weil vollsynthetisch.

3. Doch, es gibt wirklich auch honigzähes Öl. Ich habe inzwischen Dämpferöl für den Lift eines Plattenspielers geordert, das könnte evtl passen. Ich werde berichten.

4. "Eine Erwärmung ist den Metallen eigentlich wurscht".
Nö. Wärme entsteht nicht nur durch Reibung, sondern auch durch Strom - in diesem Fall Wirbelstrom in der Glocke. Ich kann mir mein Phänomen auf zweierlei Weise erklären - beides hat mit der Funktionsweise zu tun:
a) Die Aluglocke erwärmt sich, was zu höherem Innenwiderstand und somit geringerem Wirbelstrom in der Glocke führt >> geringerer Ausschlag >> geringere Anzeige.
Oder aber - m.E. eher plausibel, weil durch Ölverlust besser erklärbar:
b) die gesamte Welle mit Glocke kann bei längerer Laufzeit wegen der geringeren Viskosität des wärmeren Öls ein paar Zehntel nach oben wandern. Das hat zur Folge, dass der Abstand zwischen Glocke und rotierendem Magnet größer wird und so weniger Wirbelstrom induziert wird >> geringerer Ausschlag des Zeigers. Wenn der Becher satt schmatzend voll ist, kann das Ms-Röhrchen nicht so leicht eindringen (nur durch Verdrängen des Honigs nach außen - da hindert aber die durchsichtige Wellendichtung dran) wie wenn im Becher auch Luft ist.

5. "da würden die beteiligten Ritzelzähne, ob unten oder oben nicht mitmachen und abscheren" Oben gibt es im DZM keine Ritzel.

Ich werde, sobald ich das Plattenspieleröl habe, den DZM wieder zusammenbauen und tatsächlich mal an einer Maschine laufen lassen. Mein DZM hat so nach ca 20 min angefangen zu zappeln (anders als der Tacho, der halt ruhig, aber zu wenig anzeigt). Wenn der DZM mit neuer Ölfüllung dann durchhält, werde ich wohl mal den Tacho zerlegen und dort auch nachfüllen. Aber das ist dann eine Winterarbeit bzw. ich suche mir vorher noch einen Ersatztacho.

HAT JEMAND NOCH EINEN B-TACHO LIEGEN?


Bye

Carsten

Re: Drehzahlmesser zerlegt

Verfasst: Fr 5. Jul 2019, 22:47
von bikeorslk
Moin,

das Silikonöl ist da und was glaubt ihr, wie zähflüssig das ist...
IMG_0671.JPG
Die Luftblase in der Spritze hat in 8 Minuten ganze 5mm aufwärts geschafft - das ist Viskosität...


Das Zeug fühlt sich eigenartig an - klebrig-glitschig - und ich weiß nun auch, wo das noch zum Einsatz kommt: In Optik-Bauteilen mit beweglicher Mechanik, also Objektive, Ferngläser etc. Hauchdünn aufgetragen, erzeugt das Öl die satt-schmatzend wertige Friktion.
Das Gleiche gilt für Potis in teuren Anlagen und natürlich im Tonarmlift guter Plattenspieler.

Um es in den DZM-Becher zu bekommen, muss Old Man Gravity ran: einen Tropfen auf die Welle und mit viel Geduld runter laufen lassen. Morgen geht's weiter.
IMG_0670.JPG

Bye

Carsten

Re: Drehzahlmesser zerlegt

Verfasst: Sa 6. Jul 2019, 15:36
von Bruder Lustich
Hallo Carsten,

jetzt bin ich aber gespannt.

Fürchte fast, dass das Öl zu viel dämpft, der Zeiger zu träge wird.
Beim Tonarm am Plattenspieler wirkt das Eigengewicht noch konstant mit, bei Tacho und DZM entfällt dies.

Viele Grüße

Gerd

Re: Drehzahlmesser zerlegt

Verfasst: Sa 6. Jul 2019, 17:32
von bikeorslk
Das was beim Tonarm die Gravitation macht, mach beim Instrument die Spiralfeder.

Wir werden sehen, noch ist der Becher nicht voll, das dauert...hat ja auch vier Monate Zeit gehabt raus zu kriechen.

bye

Carsten

Re: Drehzahlmesser zerlegt

Verfasst: Sa 11. Mai 2024, 23:27
von ausreiter
Hi, wollte das Thema nochmal hochholen weil ich ja den "ursprünglichen" Drehzahlmesser von dir, Carsten an meiner schwarzen Twin montiert hab.
Und berichten, sozusagen als weiterführende Erfahrung/Erkenntnis.

Nach dem Erhalt deines Instrumentes müsste ich ich ja den Press und Zierring mittels deiner Vorrichtung "verpressen". Hat ja gut geklappt.
Gans ehrlich, ich denke der ist nicht aus Edelstahl...es gibt einige Gründe weswegen nicht...Erklärung folgt.
Dann anfänglich, nach der Montage am Moppet, hat der DZM "einigermassen" angezeigt. Wir sprachen beim Treffen in Lippstadtdarüber.
Mittlerweile ist er allerdings in Streikposition.
Der Zeiger steht meist auf 1.000irgendwas. Nach Motorstarten um 2.000 obwohl die Drehzahl beim Choke wegnehmen absinkt.
Beim fahren meist träge auf 2.8 bis 3.000irgendwas.

Wenn ich dem Motor die Sporen gebe schnellt die Nadel schon mal auf 6.000irgendwas. Einmal, ich war zügig im 4. Gang unterwegs
und der Twin surrte unter mir bei 140km/h schoss die Nadel plötzlich von vorgenanten 3.000irgendwas auf weit über 7.000.
Leicht erschreckt hab ich gleich in Stufe 5 geschaltet.

Irgenwie isser doch nicht ganz i.O, der DZM und obs am Siliconöl liegt wage ich nicht zu behaupten. Ist der hier im Themenbericht der angezeigte Verschleiß
nicht eher der Grund ?
Gibt es vielleicht weitere Ansicht dazu? Martin hat ja in seinem Tachofred dessen Zerlegung alsauch Instandsetzung beschrieben. Da ist es aber
irgenwie anders...

Re: Drehzahlmesser zerlegt

Verfasst: So 12. Mai 2024, 12:28
von ausreiter
Moin,

als Nachtrag als Begründung warum der Glasscheibenring des DZM und auch des Tachos nicht aus Edelstahl ist.
20240512_121448.jpg
20240512_121617.jpg
Im übrigen merkt man beim bördeln wie weich der Ring eigentlich ist. Edelstahl ist zh und spröde, lässt solche verbiegungen wohl nicht zu
ohne einzureißen.

schönen Sonntag