Moin allerseits,
scheint ja tatsächlich ein interessantes Thema mit vielen Variationen zu sein.
Ich finde es gut, hier auch mal eine klare Meinung zu äußern. Man lernt sich so besser kennen, kein Schaden.
Auch wenn mir manche Ideen aus dem Umweltministerium suspekt erscheinen, weil unrealisierbar (z.B. Gas- und Ölbrennwertgeräte zu ächten und ab 2024 davon gar nichts mehr alleinverantwortlich bzw. überhaupt nicht mehr zuzulassen), so ist es doch grundsätzlich der richtige Weg. Es müssen aber genau wie die Maximalforderungen auch Lösungswege aufgezeigt werden, wie man dahin kommt. Daran hapert es m.E...
Beispiel?
Ein Reihenmittelhaus aus den 60ern oder 70ern, erbaut auf einem Handtuchgrundstück von 170m² (sehr real hier im Hamburger Süden und sicher andernorts), das heute einigermaßen effizient mit einer der ersten Brennwertthermen aus den 90ern beheizt wird, hat jetzt noch ein Jahr Zeit, die funktionierende aber eben alte Therme rauszuschmeißen, um die nächsten 25 Jahre einigermaßen ausfallsicher mit einer neuen Therme zu überstehen.
Alternativen hat so jemand oft nicht: Das Grundstück ist zu klein für die Installation einer Luft-Luft-WP (Mindestabstände zu den Nachbarn!) oder flache ErdWP, eine Tiefbohrung scheitert am Zugang zum Grundstück, Holzpelletheizung passt nicht in den Keller und eine PV- oder WW-Solaranlage passt wegen einer in den 80ern erbauten Dachgaube nicht aufs Dach (das üblicherweise eh zu klein oder ungünstig ausgerichtet ist). Ja, und Exoten wie BHKW, Brennstoffzellen mit H²-Speicher, Eisspeicher etc. entfallen wegen der Kosten, die der Besitzer einer solchen Immobilie fast sicher nicht wuppen kann. Ach ja - Fernwärme: Gut, wenn es sowas gibt, tut es aber in 95% der Bebauung nicht. Was soll so jemand also nach 2024 tun?
Ein differenzierterer Gesetzesentwurf ist m.E. zwingend nötig, der den örtlichen und persönlichen Verhältnissen mehr Rechnung trägt und so nebenbei eine breitere Akzeptanz erzeugen würde.
Immerhin hat Habeck eines erreicht: Das Thema ist in aller Munde, und auch wenn es nicht aus altruistischen, sondern ganz egoistischen ökonomischen Gründen passiert - es passiert was in den Köpfen und bei vielen (selber eingeschlossen) auch in den Kellern. Insofern: Der Dreck heiligt m.E. den Kittel...
So, genug Meinung.
Peters Überlegung mit dem PV-betriebenen Heizstab ist sicher eine Möglichkeit, ein klein wenig Gas einzusparen, viel wird es m.E. nicht sein.
Aus der Physik erinnert man sich vielleicht: Wärme ist die niedrigste Form der Energie und die Umsetzung einer Energieform in eine andere ist immer verlustbehaftet. Diese Verluste sind letztlich auch Wärme, die aber sehr oft ungenutzt verloren geht (Gutes, weil gegensätzliches Beispiel: Chemische Energie>> Wärme: Verbrennen erzeugt heiße Abgase. Eine Brennwertanlage holt sich davon zumindest einen Teil der Abwärme zurück).
Die PV/Heizstablösung ist vermutlich wegen des geringeren Wirkungsgrads der PV weniger effizient als die von Martin benannte Direkterwärmung des Wassers über Sonnenkollektoren, die mit 50% Wirkungsgrad ganz gut sind.
Der Umweg über eine PV-betriebene Brauchwasser-Wärmepumpe ist möglicherweise etwas effizienter. Immerhin setze ich bei einem solchen System die Sonnen-Energie mehrfach um: Strahlung, Elektrizität, Bewegungsenergie des Motors, Druck und letztlich über Wärmetauscher Wärmeenergie in Form von erhitzter Flüssigkeit. Die Arbeitszahl 4 steht dem Wirkungsgrad der PV gegenüber, die selten nur über 15% kommt, das wären dann ca. 60%, wenn man alle anderen Verluste außer Acht lässt. Irgendwie erscheint mir diese Kette bei Jahresarbeitszahlen von ca.4 nicht besser als der direkte Weg, denn er ist komplizierter und fehleranfälliger und - TEURER.
Ich habe seit August täglich unsere Energiebilanz aufgezeichnet. Hier die Tagesverbräuche/Erträge der Gastherme und der Solaranlage (4m² Vakuum-Röhrenkollektoren, 350l Speicher):
Wärme.PNG
Man erkennt: Im Sommer hilft die Solaranlage, das Warmwasser fast vollständig zu erzeugen, ab Frühherbst ist da nicht mehr viel und seit Ende Oktober steht der Solarzähler quasi still. (Die beiden Peaks beim Gas waren übrigens die Tage, als hier die Fenster getauscht wurden und das Haus eben offen war).
Viel ist das nicht, etwa 1000kWh/a kann man vielleicht erreichen, das sind bei uns ca. 5%
Bye
Carsten