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RE: Big Bore Kit

Verfasst: Mo 19. Jan 2015, 17:10
von Bruder Lustich
Hallo Michael,

wenn die Beschaffung passender Buchsen also nicht das Problem sind, würde ich anders vorgehen.

Fahr erst mal eine Twin heiß und messe die Temperatur des Motorblockes, vor allem um die Zylinder rum. Thermometer dazu gibt's bei Ebay so um die 20-25€. So eines dürfte genügen, um die thermische Belastung der Zylinder festzulegen. Wenn man davon ausgeht, dass die Wandung ein guter Guss ist, kann man auf alle Fälle einen Bereich definieren, wie dick die Wandung mindestens sein sollte, dass diese nicht reißt. Für einen Werkstoffwissenschaftler dürfte das ein kleines Problem sein dies auszurechnen. Mechanisch dürfte diese eigentlich kaum belastet werden -normale Vibrationen ausgenommen.
Die vorhandenen Öl- und Stehbolzenbohrungen setzen weitere Aufbohrgrenzen.
Somit dürfte der maximale Durchmesser festgelegt sein.
Nun erst nach erfolgter Bohrung würde ich mich um die Kolben und Laufhülsen bemühen. Eventuell hilft es auch schon wenn man den Motorenbauer vor der Bohrung fragt, so groß wird aufgebohrt, welche Hülsen er denn dann einbauen würde. Um ein Manko unserer Serienkolben zu eliminieren (die kippen am OT) wäre u.U. die Frage nach einem etwas kürzeren Kolben ratsam. Brächte auch noch etwas an Hubraumvergrößerung.
Der Buchsenrand ist bestimmt notwendig, um eine sichere Fixierung der Buchse zu gewährleisten. Auch hier brauchht man die vorherrschende Temperatur um anhand des Wärmeausdehnungsverhaltens beurteilen zu können, ob man die 1,7mm umlaufend braucht oder nicht. An der Dicke (Maß nach unten)würde ich nichts ändern. Schau doch mal in deinen Katalog, wie dort, bzw. mit welchem Maß hier solche Ränder ausgeführt sind. Ein Anruf bei dem KS-Motorservice würde event. auch weiterhelfen.
Der O-Ring unten hat wahrscheinlich nur die Aufgabe eine Verschmutzung zwischen Buchse und Zylinder zu verhindern. Die Büchsen sollen ja austauschbar bleiben. Mit Verschmutzung würden sie unlösbar verbacken.
Wegen das Kolbenlaufspieles, würde ich mir einen Wert von auch vom KS-Motorservice sagen lassen, und mit diesem Wissen nochmals bei den Motorenbauern vorstellig werden, nachfragen, ob man hiermit falsch liegt (aufgrund deren Erfahrungswerte) , bzw. wie die es machen würden. Ich denke nicht, dass die dann noch so "maulfaul" sind.

Viele Grüße

Gerd

RE: Big Bore Kit

Verfasst: Mo 19. Jan 2015, 21:23
von martin s aus b
Michael hat geschrieben: ...  langsam geht mir die deutsche Ingenieurskunst und deren Geheimniskrämerei auf den Senkel. Die Machart ist doch grundsätzlich bekannt  ...  Im Vorfeld die Antworten auf ein paar "einfache" technische Fragen zu bekommen erscheint mir aber so schwierig wie geheimste Betriebsgeheimnisse zu erhaschen.
Hallo Michael,

ich hab mich ja mit dem Tuningthema auch schon ein wenig beschäftigt und dabei schnell festgestellt, daß vieles nicht einfach irgendwo in einem Fachbuch nachzulesen ist sondern auf handwerklichem Können und vor allem Erfahrung und nochmal Erfahrung beruht.

Auf Seite 6 von Ulf Penners lesenswerter 'Viertakt-Fibel' ist unter der Überschrift 'Experten' Folgendes zu finden:
  • Fang gar nicht erst an ihn auszufragen, Er wird sofort zumachen und das war's dann
  • Seine wirklichen Geheimnisse wird er nicht rausrücken. Er hat sehr viel Zeit und Geld investiert, sie herauszufinden. Warum sollte er sie Dir verraten
Nachvollziehbar, oder, dem ist meiner Ansicht nach nichts hinzuzufügen. Würd ich, wenn ich damit mein Geld verdienen müsste, genauso machen.

Martin

RE: Big Bore Kit

Verfasst: Mo 19. Jan 2015, 22:11
von martin s aus b
Bruder Lustich hat geschrieben: ... vorhandenen Öl- und Stehbolzenbohrungen setzen weitere Aufbohrgrenzen. ... Buchsenrand ist bestimmt notwendig, um eine sichere Fixierung der Buchse zu gewährleisten...
Hallo Gerd,

was Dir KS oder andere sagen sind sicher werte für Serienmtoren. Aber ich hab mir das nochmal angesehen, so wissenschaftlich muß mans möglicherweis gar nicht angehen.

Gegen das 'Durchrutschen' der Buchse reichen wahrscheinlich schon 0,5 mm Randüberstand. Aber an der engsten Stelle steht ein Stehbolzen Durchmesser 10 auf einen Radius von 53,2 mm (die anderen auf 55 - 56 mm). Und an der Stelle muß die Buchse mit Rand noch soviel Restringfläche haben, daß die Kopfdichtung gegen Verbrennungsdruck dicht geklemmt wird. Wenns da durchpfeift ist das Teil schnell im Eimer.

Bild

Damit denke ich sind 88 - 89 mm Bohrung entsprechend 950 - 970 ccm die Grenze. Bis dahin haben sich wohl auch die wrnechmonkees getraut

http://www.bikeexif.com/kawasaki-z750b#more-11371

Und Daniel / mopette hat hier im Forum am 26.10.2010 folgendes hinterlassen: Falls mich mal wieder die Lust packt stell ich meinen Twin fertig, der hat 90er Kolben mit original Hub, also 992 ccm, 34 Flachschieber, Auslassnockenwelle im Einlass,größerer Querschnitt am Auslassventil,verstellbare Steuerzeiten und so...

Mutig, ob er ihn jemals zum Laufen gebracht hat ist nicht festzustellen - wer weiß was? Mehr Hubraum geht auf jeden Fall nur mit einer allerdings nicht einteiligen sondern gebauten Kurbelwelle über den Hub.

Martin

RE: Big Bore Kit

Verfasst: Mo 19. Jan 2015, 22:37
von Michael
Martin,

die Geschichte ist doch, wie schon beschrieben, eigentlich ganz einfach.
Wenn mir aber ein Motorenheini sagt, besorg deine Laufbuchsen selber, 
dann kann mir auch die spezielle Dienstleisterin sagen: "Mach's dir doch selber!"

Genau weil ich das nicht kann bzw. will, spreche ich doch mit dem Spezialisten.
Wenn er nicht den Gesamtauftrag (inkl. Motormontage) übernehmen will, sondern nur Teilaufträge (bohren, honen, planen) ausführen möchte, ok.
Mir hilft aber kein irgendwie größeres, auch noch so präzise gebohrtes Loch im Zylindermantel, für das ich dann die Buchse und die Kolben suchen soll. Genau die Teile will ich ja kaufen, bearbeiten und einpassen lassen und dann kann ich den Kram wieder komplett zu einem Motor zusammenbauen.

Mir leuchtet die Logik nicht ein, mit der in dieser Branche verfahren wird.
Selbst wenn ich mit Geld winke, will das bis jetzt keiner haben.

LG, Michael

RE: Big Bore Kit

Verfasst: Mo 19. Jan 2015, 22:38
von Bruder Lustich
Hallo Martin,

genau so sehe ich auch die kritische Stelle. Ich frage mich nur warum die Bohrung so nah sitzt. Fertigungsfehler oder eine gewollte Abweichung? Es würde eventuell weiter helfen, wenn man eruieren könnte, wo genau der Stehbolzen in der Bohrung sitzt. Man könnte dann event. eine teilweise "Überdachung" der Bohrung erwägen.
Dass der Rand vor allem eine Klemmfläche wegen der Dichtigkeit ist, leuchtet ein. Das heißt aber auch, dass man ihn aus diesem Grund auch nicht verkleinern sollte.
Tja und wenn Ulf mauert, dann kann man es nur so akzeptieren.

Viele Grüße

Gerd

RE: Big Bore Kit

Verfasst: Mo 19. Jan 2015, 22:53
von Bruder Lustich
Hallo Michael,

hab noch ne Idee. Messe doch mal die jetzigen Innendurchmesser deiner Zylinder und den Außendurchmesser der Laufbuchsen genau aus. Da es sich um eine Presspassung handelt. müsste eigentlich eine Überschneidung feststellbar sein.
Die neuen Laufbüchsen müssten m.E. auch so ein Maß (Überschneidung) besitzen, damit alles wieder gut festsitzt.

Viele Grüße

Gerd

RE: Big Bore Kit

Verfasst: Mo 19. Jan 2015, 23:15
von martin s aus b
Bruder Lustich hat geschrieben: ... Fertigungsfehler oder eine gewollte Abweichung? Es würde eventuell weiter helfen, wenn man eruieren könnte, wo genau der Stehbolzen in der Bohrung sitzt....
Hallo Gerd,

wenn schon, dann Konstruktionsfehler. Ist aber keiner, ich war grad im Keller und hab mir das Motorgehäuse angekuckt.

Die jeweils inneren Stehbolzen sitzen auf beiden Seiten in einem Gußsteg zwischen der jeweiligen Zylinderbohrung und dem Steuerkettenschacht. Auf der rechten Seite hats mehr Platz, weil der Gußstegs so breit ist, daß er das mittlere Kurbelwellenlager abdeckt. Links gibts kein Lager, der Konstrukteur hat so schmal wie möglich konstruiert und weil die hinteren Bolzen näher an der Kurbelwellenachse sitzen wie die vorderen ists an dem einen dadurch einfach am engsten. Der vordere sitzt auf diesen Seite auch enger als auf der anderen, fällt nur nicht so auf weils da nicht klemmt.

Hab ich in den glücklichen Zeiten, als ich noch selbst konstruieren durfte, ähnlich gemacht, immer so, daß es grad noch geht, leicht, klein, ... der arme Mann konnte ja nicht ahnen, daß da mal jemand versuchen würde 1.000 ccm reinzubohren.

Der Bolzen sitzt mittig in der Bohrung, moppete hat ihn an der Dichtfläche für mehr Buchsenrand ein wenig ausgekehlt aber das würd ich mir wegen Kerbspannungen nicht trauen. Versetzen kannste vergessen, du könntest zwar theoretisch 'nach hinten' und damit mehr Radius holen und im Gehäuse wär das auch verankerbar aber das bringt Dir ja nur was wenn Du die Bohrung im Zylinder verschieben  statt nur aufbohren könntest. Nur aufbohren bringt nichts, weil damit um die Buchse kein Fleisch / Keine Aluwandstärke zu holen ist.

Von mopette mit dem 990er-Motor, der auch den Schnittmotor, dessen Fotos hier irgendwo rumgeistern, gebaut hat hab ich grad noch eine mail gefunden: "Den Schnittmotor hab ich fertig ... Da sieht man auch, daß man den Zylinder nicht mehr als auf 94 mm ausbohren sollte, sonst fallen die Kühlrippen ab ..."

Womit wir bei wieder bei 88 - 89 (mutig 90) mm Kolbenbohrung wären.

Martin

RE: Big Bore Kit

Verfasst: Di 20. Jan 2015, 00:22
von Michael
Moin Männer !

Ich hatte heute einen Anruf von Thomas W. aus H.
Er möchte mir die nächsten Tage weitere Infos zukommen lassen, da er bereits mind. zwei Twinmotoren getunt und sogar einen davon mit 1.000 cm³ und Kompressor gebaut hat !
Bei dem sieht man von aussen zwischen den Kühlrippen die Laufbuchsen und die interne Ölsteigleitung ist auf aussenliegend geändert.
Das Thema O-Ring um den unteren Rand der Laufbuchse hat er durch eine Fase und eine Fußdichtung mit etwa 1 mm Abstand zur Laufbuchse gelöst. Den entstandenen Freiraum füllt er bei der Montage mit geeigneter Dichtmasse aus und dichtet so den minimalen Spalt zwischen Zylinderblock und Laufbuchse gegen den Druck im Kurbelgehäuse ab.

Ich bin ja so was von gespannt die Infos zu bekommen und Bilder zu sehen.

Der Schnittmotor ist hier zu sehen:
http://www.z750twin.de/schnittmotor.htm

LG, Michael

RE: Big Bore Kit

Verfasst: Di 20. Jan 2015, 06:55
von martin s aus b
Michael hat geschrieben: ... O-Ring um den unteren Rand der Laufbuchse ...
Um das mal abzuschließen: Ich hab keinen O-Ring drin und das funktioniert seit 50.000 km.

Martin

RE: Big Bore Kit

Verfasst: Di 20. Jan 2015, 09:28
von Michael
DANKE !

Hast du eine andere Art von Abdichtung an dieser Stelle verwendet ?
Welche ?

LG, Michael