Seite 1 von 1

Kette und Verschleiß

Verfasst: Di 8. Okt 2013, 19:22
von martin s aus b
Schon bei meiner CB 500 Four selig hatte ich wie seit 1981 bei der Z 750 B einen Becker-Fettkettenkasten. Kein Kettenverschleiß, keine Längung, die offene Kette hält ewig. :P

Seit knapp 20 Jahren gibts jetzt O-Ring-Ketten, ich war der Meinung, daß der Kettenkasten damit Schnee von gestern ist und die O-Ring-Ketten genauso endlos halten, musste mich aber jetzt eines Besseren belehren lassen.

Vor 14 Tagen, mit meiner Gelände-Twin auf der Rückfahrt aus den Seealpen, kuck ich an einer Tankstelle bei Martigny/Schweiz mehr zufällig auf das hintere Kettenrad und seh ein Kreissägenblatt. Schock! und ich bin die verbliebenen 400 km ganz dezent dahingerollt, weil ich weder zahnlos noch mit gerissener Kette irgendwo auf der Strecke bleiben wollte.

Bild

Jetzt wüsst ich gern, was ich falsch gemacht habe.

Ritzel, Rad und X-Ring-Kette waren bei Inbetriebnahme der Maschine neu und haben in dem Zustand, wie der Rest des Motorrads, knapp 17.000 km. Geschmiert hab ich, allerdings nicht zu häufig, mit weissem Kettenspray von Polo. Empfehlung von 'Motorrad'.

Mit dem Schmieren hab ich allerdings ein Verständnisproblem. Wenn die X- oder O-Ringe verhindern, daß Schmutz in die Verbindungsstellen kommt verhindern sie auch, daß Schmierfett reingeht. Oder???

Na, die Kette war im Vergleich zur neuen, die ich jetzt zusammen mit neuem Ritzel und Alu-Kettenrad aufgezogen hab, am Ende um ca 20 mm gelängt, jedes Gelenk hat fühlbar Spiel und am Kettenschloß, das ich beim Zerlegen rausgebaut hab, sind beide Bolzen in Zugrichtung angefressen.

Hab ich nur ein Billigprodukt erwischt oder sind gut 15.000 km für eine moderne Kette tatsächlich schon das Ende der Fahnenstange.

Die neue X-Ring-Kette ist vom Hersteller RK, wie regelmäßig muß ich die schmieren und mit was, hilft das, siehe oben, tatsächlich. Und, weil mir da auch die Erfahrung fehlt, ist ein Alu-Kettenrad heut Stand der Technik & gilts hier irgendwas Besonderes zu beachten?

Martin

RE: Kette und Verschleiß

Verfasst: Mi 9. Okt 2013, 01:13
von Bruder Lustich
Hallo Martin,

die Bilder erinnern mich massiv an mein Malheur nach der Urlaubsfahrt 1990. Hatte damals die gleiche Erfahrung gemacht, allerdings erst nach unserer Heimkehr. Ein Freund hat mich beim Einkaufen gesehen, wir kamen in`s Gespräch und er meinte so beiläufig, nachdem er sich bückte, die Kette mit zwei Fingern packte und hach hintenca 1,5cm vom Ritzel zog: "Solltest mal auswechseln!"

War damals auch etwas verstört, weil die Kette vor dem Urlaub (ca. 1100km) noch einen -voll und ganz in Ordnung- Eindruck machte. Wurde auch während der Fahrt gut geschmiert.

Die Ritzel waren in Österreich noch gut aussehend, -letzte Schmierung- , nach etwa 300km wieder daheim sahen sie schlechter aus wie Deine. In der Basis etwas dicker, dafür aber waren bereits Spitzen teilweise bis auf 2/3 nicht mehr vorhanden.
Bin heute noch unseren Schutzengeln dankbar, daß sie ihre Daumen dazwischengehalten haben.
Es ist mir bis heute schleierhaft, was für einen solch rapiden Verfall ausschlaggebend war.

Du bist bestimmt auch nicht mit bereits angelutschten Teilen losgefahren.

Bei mir war`s allerdings noch die Erstausstattung, -eventuell Alter - 18 Jahre dann marode (Material zerfällt) oder,
was ich mir schon gedacht habe, wenn wir die Twin beladen, spannt sich die Kette -je nach Beladung unterschiedlich. Verschleiß vorprogrammiert, weil dann falsche Einstellung????

Schmieren, ich bin zwar auch nicht der große Schmiermaxe, aber ich bin der Meinung, daß es Hauptsache ist, daß die Kette nicht trocken läuft. Bei den modernen O-Ring Ketten ist mir auch nicht klar, wie da ein Fett innerhalb gelangen soll - sind ja abgekapselt. Zudem ist bei den heutigen Schmiermitteln Haftungsfähigkeit gefragt. Nur, nach meinem Verständnis widerspricht sich Haftungsfähig mit Fließfähig.
Das heißt meines Erachtens: Der heutige, mit Spray aufgebrachte Schmierfilm kommt nicht in die beweglichen Teile, der soll also nur den Dreck abhalten.

Das Dumme daran ist, daß, ob mineralisch oder synthetisch, das Fett in der O-Ring Kette sich trotz Schmierung irgendwann verbraucht (Laufleistung), und dann die Kette, einen erstmal von außen nicht ansehbaren, massiven, und in kürzester Zeit vollzogenen Alterungsprozess unterzieht. Daß die Ritzel das nicht ausgleichen können und in kürzester Zeit auch verschleißen ist unter dem Aspekt für mich klar.

Also Leute , wie seht Ihr das , bzw hat jemand ähnliche Erfahrung mit rapiden Ketten- und Ritzelverschleiß gesammelt? Wie ist das mit den neuen Alu-Kettenrädern? -hat jemand schon Erfahrung?
Bin gespannt.

Viele Grüße

Gerd

RE: Kette und Verschleiß

Verfasst: Mi 9. Okt 2013, 23:04
von Michael
Meine Lieben,

Kettenverschleiß ist so ein Thema ;-)

Eine O-/X-Ring-Kette niemals, wirklich niemals mit dem Dampfstrahler reinigen !!!
Lieber jedes Kettenglied einzeln mit einem mit Caramba, WD40, etc. getränkten Lappen abreiben oder die üblichen Kettenreinigungswerkzeuge (Bürsten) einsetzen!
Zur Reinigung einer gebrauchten und geschmierten Kette ist schon mal ein altes T-Shirt oder Handtuch fällig!

Dann geht es schon mit der Schmierung weiter:
Die Rollen, Bolzen und deren innere Fettfüllung werden durch die O-/X-Ringe geschützt. Da soll nichts rausgehen, es geht aber leider auch nichts rein. Dicht verschlossen eben!
Welches Kettenspray wirklich gut ist, ist den einschlägigen Testberichten zu entnehmen.
Ich habe keinen besonderen Favoriten.
Weißes Kettenspray muß wirklich gut geschüttelt werden, hat viel Lösungsmittel, dringt gut ein, klebt nach dem Ablüften wenig, hinterläßt aber auf versehentlich angesprühten Bauteilen (z.B. Schwinge) einen fest haftenden, hartnäckigen Belag.

Das Kettenspray dient dazu die Reibung der O-/X-Ringe zu senken, minimiert die Reibung zwischen Aussen- und Innenlaschen und natürlich die Reibung der Kettenritzel und -räder an den Rollen und Innenlaschen. Hier gilt: "Wer gut schmiert, der gut fährt!"

Meine liebe Maria beurteilt ihre Kette immer nach optischen Gesichtspunkten und das scheint ganz gut zu sein ;-)
Sind die Rollen noch dunkel, ist die Schmierung ok, glänzen die Rollen metallisch hell, muß dringend geschmiert werden.

@ Martin: Genau wie in deiner Fragestellung zum Kettenspray beschrieben, bin ich den angebotenen Kettenreinigern gegenübergestanden. Was soll das?
Die machen die Kette, also Laschen und die Rollen "außen" sauber, gelangen aber nicht in das Innere der Kette. Die machen sauber, reduzieren den "Grint" auf den Laschen und Rollen, machen auch die Ritzel wieder blank und sauber und reduzieren damit den Verschleiß speziell von Rollen und Ritzeln.

Die heutigen Alu-Kettenräder sind schon ganz gut, verändern das Schwingungsverhalten der Kette (= typisches Twinproblem) positiv, sind aber immer noch nicht so dauerhaltbar wie Stahl-Kettenräder.

Die Lebensdauer von gepflegten O-/X-Ring-Ketten und Ritzeln in verstärkter bzw. extra starker Qualität schätze ich auf 20.000 bis 30.000 km bei unseren Twins. Dabei sehe ich eher den Verschleiß der Kette als ausschlaggebendes Kriterium an, nicht den Verschleiß des Kettenrades. Beim Alu-Kettenrad habe ich noch keine Langzeiterfahrung, aber nach etwa 8.000 km sieht es bei mir noch sehr gut, fast neuwertig aus.

@ Martin:
Kann es sein, das deine Offroad-Abstecher Staub und Sand in den Endantrieb (Kette und Ritzel) eingetragen und damit zu übermäßigem Verschleiß geführt haben?
Hatte das Kettenschloß die gleiche Qualität wie die eingesetzte Kette oder ist das etwa eine Klasse tiefer einzustufen?

Ich verwende seit Jahren nur die Ketten und Ritzel von Enuma, Fa. Schüller in extra starker Ausführung. Da gibt es auch ein patentiertes, leider teures (ca. 9,- Euro netto), aber einfach anzuwendendes Schraub-Kettenschloß (kein Clip, keine Vernietung, keine Unsicherheit) und auf Wunsch auch farbig gestaltete Aussenlaschen.

Ja, ich bin dort als Händler registriert und kann Kettensätze mit Standard-oder auch mit individueller Übersetzung (z.B. 17:36) günstiger beziehen und biete die hier auch gerne ohne großartigen Aufschlag, nur gegen eine Art "Handling- und Versandpauschale" wieder an ;-)
Billige Kettensätze der üblichen Großhändler liegen im unverb. Endkundenkreis immer noch unter den mir möglichen Preisen, ich bin aber überzeugt, daß die Enuma-Kettensätze deutlich hochwertiger und langlebiger sind.

LG, Michael

RE: Kette und Verschleiß

Verfasst: Do 10. Okt 2013, 00:36
von wollaa
In meiner schlimmsten Heizerzeit, 18-21 Jahre alt, war bei Regenwetter alle 1-3 Tage schmieren angesagt.
Sind die Rollen blank, dann ist es dringend !
Pro Jahr eine O-Ringkette war normal ( 15.000 - 20.000 KM ) Kettenräder vorn + hinten hab ich nur bei
"deutlichen" sichtbaren Verschleiß gewechselt, heißt keine Sägeblätter wie auf dem Foto.

Da ich "fast" von Riemen auf Kette wechseln musste, hab ich noch gute Seiten über :
nicht erschrecken - hat mit Kawa nicht viel gemeinsam...
http://www.cbf-1000.de/VBForum/showthre ... sgabe-7-10

https://www.banditforum.de/phpBB2/viewt ... p?t=249057

Über Alukettenblätter hab ich keine Erfahrung, wäre aber eher abgeniegt. Alu ist in reiner Form sehr weich / und sehr teuer. Auf Grund dieser beiden Eigenschaften wird es meist legiert oder als Standart verkauft. Es muss schon eine sehr verschleissfeste Legierung sein, um mit einem Werkzeugstahl zu konkurieren.
Grüße an den Kettenkasten
Wolfgang

RE: Kette und Verschleiß

Verfasst: Sa 12. Okt 2013, 10:51
von martin s aus b
Hallo Jungs,

Danke für die Tips.

Ich hab jetzt zufällig die Schachtel der Kette wieder gefunden und denke mein Hauptproblem war ein Billigprodukt. Plus mangelnde Pflege an Kontakt Kette zu Kettenrad/Ritzel. Plus, da hat Michael sicher recht, Dreck, vor allem Staub, im Gelände. Von den 17.000 km bin ich sicher 20% Dreck und Schotterstrecken gefahren.

Neue Kette von RK, neues (Alu)Kettenrad und Ritzel, ein guter Vorsatz was die Pflege angeht und das ultimative Kettenspray von Czech. Schaun wir mal wie weit das reicht.

Und ein Hoch auf den guten alten Becker-Fettkettenkasten an der Straßen-Twin


Martin