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Twin-Treiber benötigt Hilfe bei Motorproblem

Verfasst: Di 15. Nov 2016, 18:00
von Werner
Hi,

im Auftrag von Amphicar (Stefan) einem weiteren Wormser Twin-Treiber, stell ich mal seine Leidensgeschichte ein.
Ich bin ratlos wo sein Problem liegt, vielleicht könnt Ihr Ihm helfen?

Es geht um eine B2 Fahrgestellnummer 022959.
http://www.wernerzehe.de/bilder/x/sbtwin01.jpg
http://www.wernerzehe.de/bilder/x/sbtwin02.jpg

Das gute Teil hat gerade mal 11.000km auf dem Buckel, wegen dem jetzt folgenden Problem.
Die Maschine hat ein Freund von Stefan 1979 gebraucht gekauft und ist sie ein paar Wochen gefahren. Dann beim Warten an einer Ampel ist die Maschine stehen geblieben, Motor fest.
Der Freund hat dann den Motor aus gebaut und die Maschine vergessen.

Letztes Jahr hat Stefan die Maschine gekauft und restauriert. Das seltsame war, dass der Motor sich einwandfrei durchdrehen ließ. 
Also Ventile eingestellt und Probelauf gemacht.

Hier zu hören:
http://www.wernerzehe.de/bilder/x/sbtwin.mp4

Danach ist er mehrere kurze Strecken und eine große Tour von 500km gefahren. Alles ohne Probleme und die Maschine ist wohl toll gelaufen (über 180 km/h) laut Tacho.
Dann auf einer Tour mit einem Bekannten im Hochsommer bei eher geringen Geschwindigkeiten über längere Zeit, hat das Hinterrad blockiert. Motor wieder fest. Ließ sich weder ankicken noch mit dem E-Starter starten.

Nachdem der Motor abgekühlt war ließ er sich wieder drehen, hat aber kreischende Geräusche gemacht. Stefan hat ihn jetzt zerlegt um die Ursache zu finden.
Ich habe mir den Motor angeschaut und da deutet meiner Meinung nach nichts auf einen Motorschaden hin. 
Hier die Bilder:

http://www.wernerzehe.de/bilder/x/sbtwin03.jpg
http://www.wernerzehe.de/bilder/x/sbtwin04.jpg
http://www.wernerzehe.de/bilder/x/sbtwin05.jpg
http://www.wernerzehe.de/bilder/x/sbtwin06.jpg
http://www.wernerzehe.de/bilder/x/sbtwin07.jpg
http://www.wernerzehe.de/bilder/x/sbtwin08.jpg
http://www.wernerzehe.de/bilder/x/sbtwin09.jpg
http://www.wernerzehe.de/bilder/x/sbtwin10.jpg
http://www.wernerzehe.de/bilder/x/sbtwin11.jpg

Ich vermute, da beim ersten Mal es beim Warten an einer Ampel passierte, dass irgendwas bei extremer Hitze den Motor blockiert. Nach einem Motorschaden sieht es irgendwie nicht aus. Aber was könnte es sein?

Ideen werden gerne angenommen.
Danke schon mal im Namen von Stefan.  :headbang:

RE: Twin-Treiber benötigt Hilfe bei Motorproblem

Verfasst: Di 15. Nov 2016, 19:01
von onkelheri
Hallo Zusammen,

wenn jetzt die KW auch noch gut aussieht und KEINE Späne(Metalliclack) im Öl sind ... da hätte ich auf Lagerklemmer (Ausgleichswelle?) getippt, wirds ominös;-) ... Öldruck i.O. ?

Gruß Heri

RE: Twin-Treiber benötigt Hilfe bei Motorproblem

Verfasst: Di 15. Nov 2016, 19:25
von Werner
Die Ölwanne sah gut aus, von Spänen im Öl hat er nichts gesagt, hätte er sicher. Kurbelwelle ist noch drin, käme als nächstes dran.
Lagerklemmer war auch meine Vermutung. Kurbelwellenlager oder Ausgleichswellen?

RE: Twin-Treiber benötigt Hilfe bei Motorproblem

Verfasst: Di 15. Nov 2016, 19:42
von manne
Die Lager der Nockenwellen gefallen mir nicht.... für die genannte Laufleistung sehen die "sehr gebraucht aus" m.E. für mich deutet das auf unsauberes Öl?!
Wie sieht das Ansaugsieb in der Wanne aus?

Ölfilterinhalt?

Manne

RE: Twin-Treiber benötigt Hilfe bei Motorproblem

Verfasst: Di 15. Nov 2016, 19:49
von Michael
Hi Werner,

das ist lieb, das du dich für Stefan einsetzt !

Auf Anhieb kann ich auch nichts wirklich Schlimmes erkennen.
Zwei Sachen sind mir aufgefallen:
- Ein äußeres Nockenwellenlager sieht nicht mehr schön aus.
- Es gibt einen deutlichen Farbunterschied in der Zylinderlaufbuchse, den ich so noch nie wahrgenommen habe.

Meine Laufbuchsen sind über die gesamte Länge gleichmäßig glänzend .
Klar sieht man, bis wohin die Kolbenringe samt Kolben runtergegangen sind, das sieht aber trotzdem anders aus.

Nach der Vorgeschichte hört es sich etwas nach einem klassischen Kolbenklemmer (keinem "Fresser") an, bekannt von überhitzten, zu mager laufenden Zweitaktern. 

Könnte es sein, dass der Vorbesitzer den Motor überholt hat und dazu Kolben oder Kolbenringe eines Übermaßkolbens in die Standardbohrung (78,0mm) gesteckt hat.
- Übermaßkolben haben auf der Oberseite eine Markierung
- Übermaßkolbenringe enttarnt man am Abstand der Ringenden zueinander, wenn sie im Zylinder stecken
(Kompendium: Seite 3-56)

Für einen ersten weiteren Einblick reicht es auch die Ölwanne zu demontieren, dann sieht man schon etwas mehr.
Dazu den Motor nicht umdrehen, damit die evtl. in der Ölwanne liegenden Teile nicht wieder in den Motor gelangen.
Das Ölsieb kann man dann auch sehen.

Ich würde auf alle Fälle das Motorgehäuse teilen und nachsehen, das "da unten" Sache ist.
Ist natürlich viel Arbeit, kostet im einfachsten Fall aber nur einen Dichtsatz und etwas dünnflüssiges Dichtmittel für die Gehäusenaht.

LG, Michael

PS: Kann Stefan selber schrauben ?

RE: Twin-Treiber benötigt Hilfe bei Motorproblem

Verfasst: Di 15. Nov 2016, 19:51
von Michael
Mensch,

geht ja Schlag auf Schlag hier ;-)
Gut so !

LG, Michael

RE: Twin-Treiber benötigt Hilfe bei Motorproblem

Verfasst: Di 15. Nov 2016, 21:20
von amphicars
Hallo Leute, ja ich kann selber einigermassen  schrauben. Michael das Sieb der Ölpumpe ist sauber. es sind auch keine Späne in der Ölwanne. Ich habe auch schon vermutet das eine der Ausgleichwellen blockiert hat. Ich werde die Tage die Gehäusehälften auseinander nehmen und nach den Kurbelwellenlager schauen. wenn da nichts ist kann es eigentlich nur noch die Ausgleichwellen sein. Die Druckstellen an den Zylinderlaufbahnen kommen wahrscheinlich von 35 Jahren Stillstand. Gruss Stefan

RE: Twin-Treiber benötigt Hilfe bei Motorproblem

Verfasst: Di 15. Nov 2016, 22:04
von Werner
Hi Stefan
sehr schön nach 2 Jahren des mitlesens dein erster Post.
Ich bin stolz auf dich. :) Und ich denke du kannst deutlich besser Schrauben als nur einigermaßen.

RE: Twin-Treiber benötigt Hilfe bei Motorproblem

Verfasst: Di 15. Nov 2016, 22:47
von Michael
Hi Stefan,

willkommen in unserem bescheidenen Forum !

Verzeih mir die Frage nach deinen Schrauberqualitäten, aber das ist nun mal die Voraussetzung, um so eine Motorrevision in Angriff zu nehmen ;-)

Einen gravierenden mechanischen Schaden scheint es ja nicht zu geben.
Es erscheint mir eher eine Art von thermischer Verspannung zu sein.
Die ist aber massiv genug, um den Motor zum Stillstand zu zwingen.

Ich würde der Sache auf jeden Fall auf den Grund gehen, alles andere macht wenig Sinn, zumal du von auftretenden Geräusche gesprochen hast.

Auch ein gelöstes Polrad / LiMa-Rotor käme in Frage, dann sollten sich aber Alu- oder Kupferspäne im Öl finden lassen.
Die seitlichen Motordeckel mußte zum Trennen der Gehäusehälften ohnehin entfernen, dann "stolperst" du unweigerlich über diese Stelle.

Was dich beim Trennen der Gehäusehälften erwartet, kannste schon mal hier sehen, auch wenn es in der Geschichte um das Getriebe geht:
http://www.z750twin.de/getriebe.htm

Ich habe aktuell einen komplett zerlegten Twinmotor in der Werkstatt. 
Wenn du irgendwelche Vergleichsdaten oder Bilder brauchst, einfach melden.

LG, Michael

RE: Twin-Treiber benötigt Hilfe bei Motorproblem

Verfasst: Di 15. Nov 2016, 23:48
von bikeorslk
Moin,

es gibt sicher versiertere Schrauber hier, aber vielleicht hilft meine Überlegung ja doch bei der Suche:

Wenn ich mir die Bilder so ansehe, gibt es m.E. zwei markante Spuren: An den Nockenwellen und an den Kolben und Laufbuchsen. Beide Spuren deuten für mich auf mangelhafte Schmierung hin. Der Kolbenklemmer bei der Zündapp meines Schulfreunds sah ganz ähnlich aus. (Die Nockenwelle der Zündapp suche ich heute noch... :D )

Nach Kompendium werden beide Stellen über unterschiedliche Wege geschmiert, das heißt für mich, dass der Schmierungsmangel VOR der Aufteilung in oberen und unteren Ölkanal passiert.
Außerdem sind die Blockaden alle offensichtlich bei hohen Temperaturen und geringer Last/Drehzahl passiert.

Als Ursachen sehe ich daher entweder eine undicht laufende Ölpumpe, die zwar bei ordentlich Drehzahl genug fördert, bei geringer Drehzahl aber mehr oder weniger nur umquirlt (jedes Wandlergetriebe basiert auf dem Prinzip). Hohe Temperaturen begünstigen den Effekt, weil das Öl dann sehr dünnflüssig ist.

Alternativ käme das Überdruckventil in Frage. Wenn dessen Feder falsch dimensioniert, verklemmt oder gebrochen ist, öffnet das Ü-Ventil zu früh und bypasst genau das Öl, das bei geringer Drehzahl benötigt wird. Bei hohen Drehzahlen gilt wieder, dass gerade noch genug Öl gefördert wird.

Allerdings sollte die Öldruckwarnlampe ja so einen Fehler signalisieren. Es mag banal klingen, aber hast du schon mal gecheckt, ob diese Lampe auch funktioniert? 

Vielleicht hilfts, viel Erfolg!

Bye

Carsten