Seite 1 von 3

Zündaussetzer bei Vollast

Verfasst: Do 23. Mär 2017, 21:47
von Janno
Servus ihr Twinler :) !

Ich bin der Janno, gelernter KFZ Mechatroniker und Fahrzeugtechnik Student der TH Köln
Ich habe vor einiger Zeit das Glück gehabt eine Z 750 Twin LTD Y1 (EZ 1984) Kette geschenkt zu bekommen!

Einziges Manko, lüppt nicht :D

Sollte aber kein Problem werden, dachte ich zumindest....!

Also ich benötige eure Hilfe.

Nun zum Mopped, Sie stand wohl über 10 Jahre unter einer undichten Plane im freien, den Starter konnte ich schnell reparieren und nach ein paar neuen ZK's und der ersten halbherzigen Vergaserreinigung und Synchronisation lief Sie auch einigermaßen im Stand. Sobald ich aber am Gashahn ziehe rotzt und sprotzt die Dicke rum, haut Fehlzündungen vorne und hinten raus und geht teilweise ganz aus (Benzinhahn Pri und On, sowie mit/ohne Choke kein Unterschied). Dieses Problem tritt Drehzahlunabhängig aber bei ca gleicher Drosselklappenstellung auf, das heißt im Stand bei 5000, Fahrbetrieb 3000 und Berg hoch 1000 rpm (Dazu habe ich 2 Videos bei Youtube hochgeladen).
Zuvor soll die Maschine gelaufen sein.

Das habe ich bereits getan:
-Vergaser etliche Male komplett zerlegt und gereinigt (Backpulver-Methode,Liqui Vergaserreiniger, Stundenlang im Aldi Ultraschallbad), Austauschvergaser bei ebay ersteigert, eingebaut
-Tanksieb gereinigt, Zwischensieb ausgebaut
-Ventilspiel überprüft, Steuerzeiten waren leicht daneben, neue Steuerkette eingezogen, seitdem top!
-Kompression 10bar, Druckverlust 10%
-Zündkabel, -Kerze, -Stecker, -Spule erneuert, Induktivgeber und Transistor nach WHB durchgemessen, Kabel vermessen, überbrückt

Bemerkungen:
- Lima Spannung 13,1 V 
- Zündkerzen: BPR6ES, BPR6EIX (Iridium), und bald Champion N3C ausprobiert da es scheinbar in diesem Forum viele Mitglieder gibt die Probleme mit den NGK's hatten
- Riefen in einem Zylinder (vermutlich mal Steinchen angesaugt, Luftfilterkasten war defekt) 
- Fliehkraftversteller (gereinigt zerlegt geschmiert) der Zündung wirkt abgegegriffen, Zentrierung der Mutter abgeschert, Federn aber Stabil, Lager ohne Spiel und einfache Verstellung, bei der Überprüfung mit der Zündpistole wird der vorgeschriebene Zündwinkel vor OT bei Drehzahl nicht ganz erreicht.

Videos:
https://youtu.be/6tIMpze48hE (beachte Lichtimpulse stoppen vor dem Motor)
https://www.youtube.com/watch?v=SEwd6E4 ... e=youtu.be (alte Vergaser aber gleiches Problem)

Gedanken:
Auf den Vergaser habe ich mich sehr lange festgebissen, da dieser ja typisch für Standschäden ist und die Vergaser kaum auf die Gemischregulierschraube reagiert haben und das Problem LAST und nicht DREHZAHLabhängig ist. Ich gebe zu ein professionelles Ultraschallbad haben meine Gaser nie gesehen aber dennoch wurden Sie wieder und wieder sehr intensiv gereinigt und zuletzt durch 170€ (   :( )schwere professionell gereinigt und getestete Gaser aus dem Netz ersetzt. Demnach erstmal ausgeschlossen!

Nachdem ich mir nun eine Zündpistole angeschafft habe lässt sich zeigen, dass bei Auftritt des Problems die Zündung aussetzt (witzigerweise einseitig undefinierbar wechselnd, was selbstverständlich keinen Sinn macht da beide Seiten gleichzeitig zünden). Allerdings macht es auch keinen Sinn, dass die Zündung Lastabhängig aussetzt.... es sei denn... das Gemisch wird zu fett, sodass die Zündkerzen versagen..... dagegen spricht aber, dass (sry :D ) die Zündpistole auch bei abgezogenen Kerzensteckern (sprich ohne Funken, sprich ohne Strom, nur Spannung) Lichtimpulse feuert. Ich habe mir jetzt trotzdem mal die in anderen Beiträgen hoch gelobten Champion N3C's besorgt. Zündfunkenstreckenlänge bei einem Stecker auf Masse (3 mm) bei beiden auf Masse (8 mm)

Jetzt mal ein paar Fragen:
-Gibt es bei der LTD einen Zündunterbrecher der irgendwie irgendwas mit Drehzahl oder Last zu tun hat? (Seitenständer kann ich noch nicht ausschließen, sollte aber keinen Wackler haben der auf Gasgeben reagiert) 
- Wieso wird der Zündfunke intensiver wenn der andere Kerzenstecker ebenfalls auf Masse bzw. Zündkerze ist? (ist nur komisch wird aber wohl nichts mit meinem Problem zu tun haben :D
Ich weiß nichtmals was ich fragen soll... das ist mir einfach alles nicht mehr logisch...

Hoffentlich hat einer von euch eine Idee oder Anregungen

Vielen Dank :)

RE: Zündaussetzer bei Vollast

Verfasst: Do 23. Mär 2017, 23:01
von bikeorslk
Na,
das wird spannend!

Erstmal herzlich willkommen im Forum. Schön, dass du nun aktiv wirst, auch wenn der Anlass ja nicht so begeisternd ist. Aber ich bin mir sicher, hier im Forum gibt es Leute, die auch dein Problem analysiert und therapiert kriegen!
Super, was du alles schon gemacht und dokumentiert hast - das ist ja nur sehr selten so ausführlich.

Ich bin kein LTD-Fahrer und kenne mich deswegen mit der Zündanlage und dem komischen Benzinhahn nicht aus, deshalb von mir keine Diagnose.

Aber ein etwas mulmiges Gefühl habe ich hierbei:

Du sagst: Die Steuerzeiten waren etwas daneben und du hast ne neue Steuerkette eingebaut und nun stimmt alles...

Wie sollten sich die Steuerzeiten verstellen, wenn nicht durch eine total zu lose Steuerkette? Das wiederum hätte man sicher anders gespürt/gehört.

Bist du dir (nicht als persönliche Kritik verstehen, bitte) wirklich ganz sicher, dass die Ventilsteuerung stimmt?  Hast du bedacht, dass unsere Twins "rückwärts" laufen? - also entgegen üblicher Drehrichtung: Von rechts auf den Zündverteilerdeckel geschaut dreht sich die Kurbelwelle entgegen dem Uhrzeigersinn.

Jetzt sind erstmal andere dran, aber eins ist klar: Bislang hat jede Twin wieder das Laufen gelernt!

Viel Glück

Carsten

RE: Zündaussetzer bei Vollast

Verfasst: Fr 24. Mär 2017, 00:47
von onkelheri
Janno hat geschrieben: Servus ihr Twinler :) !


Videos:
https://youtu.be/6tIMpze48hE (beachte Lichtimpulse stoppen vor dem Motor)
https://www.youtube.com/watch?v=SEwd6E4 ... e=youtu.be (alte Vergaser aber gleiches Problem)

Gedanken:
Auf den Vergaser habe ich mich sehr lange festgebissen, da dieser ja typisch für Standschäden ist und die Vergaser kaum auf die Gemischregulierschraube reagiert haben und das Problem LAST und nicht DREHZAHLabhängig ist. Ich gebe zu ein professionelles Ultraschallbad haben meine Gaser nie gesehen aber dennoch wurden Sie wieder und wieder sehr intensiv gereinigt und zuletzt durch 170€ (   :( )schwere professionell gereinigt und getestete Gaser aus dem Netz ersetzt. Demnach erstmal ausgeschlossen!



Hoffentlich hat einer von euch eine Idee oder Anregungen

Vielen Dank :)
Von mir haste die Gaser aber nicht ... :D

Ich tippe mal Nadel zu hoch eingehangen und /oder Schaumrohr doch nicht so gut gereinigt ...

Weiter hätte ich gerne mal ne Großansicht der Vergaserbatterie / n und deren Bezeichnung ...

Gruß Heri

RE: Zündaussetzer bei Vollast

Verfasst: Fr 24. Mär 2017, 20:53
von Bruder Lustich
Hallo Janno,

willkommen im Forum.

Du bringst ja ein schönes Problem mit.
Vieles hast du schon ausprobiert und gewechselt. Die Gaser denke ich, kann man erst mal außen vor lassen.
Nach der Sicht der Videos, warum spritzt Benzin im Gaser nach hinten, Richtung Lufi ??? Sind die Nockenwellen richtig mit der Kolbenbewegung abgestimmt??
Welches WHB hast du? Kompendium von Werner oder?? Dort wird die Zündung der LTD und deren detaillierte Prüfung ausgiebig beschrieben.

Zur Benzinleitung, Zwischensieb weglassen ist nur eine unnötige Fehlerquelle. Auf PRI sollte alles zur Prüfung gehen, wenn die Schwimmer gut arbeiten. Auf ON kann es möglich sein, dass Spritmangel bei Drehzahl auftritt, wenn die Benzinhahn Membranen älter sind. Werden fast unmerklich steif und taugen dann nicht mehr. Ein Reparatursatz kostet ca. 15/20€ in der Bucht. Bei der Gelegenheit auch gleich die Benzin- und Unterdruckleitungen tauschen. Ist Meterware für lau.

Den Seitenständerschalter kannst du ausschließen, wenn du ihn einfach überbrückst. Dürfte aber nicht ursächlich sein.

Da die Zündfunken in Reihe geschaltet sind ist es möglich, dass bei zweitem Massekontakt die Zündfunken intensiver werden.

Der Zündwinkel vor OT wird nicht ganz erreicht? Kann an der abgescherten Zentrierung liegen. Sollte alles richtig zusammengebaut sein, tippe ich auf eine defekte/geschädigte Zündbox. Auch immer auf die richtige Polarität bei jedem Zündungsteil achten. Beim Bauen am Zündsystem die Batterie abklemmen. Die Transistoren sind empfindlich.

Viele Grüße

Gerd

RE: Zündaussetzer bei Vollast

Verfasst: Sa 25. Mär 2017, 01:44
von onkelheri
Tja Gerd, das bringen Fehlzünder so mit sich...

RE: Zündaussetzer bei Vollast

Verfasst: Sa 25. Mär 2017, 02:25
von Janno
Vielen Dank schonmal für die rege Anteilnahme :)
Ich komme leider nur sehr selten dazu am Moped zu schrauben, zumal Vollast Tests in der Regel sehr zu Lasten der Guten Nachbarschaftspflege gehen...deswegen sammel ich fleißig eure Tipps und beantworte schonmal ein paar Fragen.

@bikeorlsk:
Vielen Dank. Die alte Steuerkette hat sich minimal gelängt und durch das andauernde nachstellen des Kettenspanners rasselt die Kette nicht, aber die Ventile öffnen minimal "später?" Naja jedenfalls stimmte die Flucht der Kerben in den Nockenwelle nicht hunderprozent exakt mit der Dichtfläche überein, tun es aber nach dem Steuerkettenwechsel. Dazu habe ich eine getrennte eingezogen und vernietet.

@onkelheri:
Nein deine sind es nicht, ich habe schon alte Beiträge gesehen in denen du echt gute Arbeit geleistet hast! Die Düsennadel habe ich durch alle Positionen gehangen :D witzigerweise läuft Sie bei hoher Düsennadel etwas besser, auch wenn es auf dem Video so aussieht als bekäme Sie zu viel Sprit...
Sry was meinst du mit Schaumrohr?
Naja aber bezüglich Reinigung, die neuen gebrauchten haben ein industrielles Ultraschallbad hinter sich und sollen vorher gut gelaufen sein (Motorradhändler mit Garantie), außerdem wäre es echt seltsam den selben Fehler wieder zu erwischen, zumal den bisher niemand anderes hatte..
ein Foto bekommst du Morgen.

@ Bruder Lustich:
Wieso spritzt Benzin Richtung Luffi? Frage ich mich auch :D Aus dem Grund habe ich Steuerzeiten überprüft und mir extra einen Druckverlussttester besorgt um die Dichtheit der Einlassventile zu checken, aber die scheinen tadellos. Das passiert ja erst nach den Zündaussetzern, also kann der Druck im Zylinder irgendwie nicht ganz über die Abgasseite entweichen... (btw. Krümmer durchgeblasen, scheinen frei und Maschine ohne Abgasanlage testweise laufen lassen -->keine Besserung).
-Nockenwelle richtig mit KW? Das hoffe ich doch :D ... ne alles nach Werners Kompendium eingestellt, im Stand läuft Sie ja auch normal.
-Zündung auch nach Werner Kompendium überprüft... aber da war irgendwas verdreht, bei der Ausrichtung der Messspitzen, vielleicht kann das die Tage mal einer überprüfen, ich schaue morgen nochmal nach was genau.
-SSS wird noch überbrückt, glaube aber ebenfalls kaum das es ursächlich ist.
-Die abgescherte Zentrierung ist nur die für die gschlitze Mutter zum kontern, die Zentrierung des Fliehkraftversteller auf der Kurbelwelle (Passhülse) war leicht eingedrückt und wurde erneuert, ohne Besserung.
-Das die Transistoren empflindlich sind habe ich auch schon oft gelesen, aber wie wirkt sich das messtechnisch aus?
Leider sind die auch recht teuer und nur gebraucht im fragwürdien Zustand zu ergattern.

An alle:
Wie hoch drehen die Twins eigentlich im Stand? und gibt es einen Begrenzer?

Gruß

Jannik

RE: Zündaussetzer bei Vollast

Verfasst: Sa 25. Mär 2017, 11:46
von ausreiter
Hallo Jannik,

wenn ich mich einmischen darf,  ist es nicht völlig normal das bei Zündaussetzern unverbrannter Sprit zurück
spritzt?  Aber sicher,  der wird erstens nicht verbrannt und zweitens durch den Gegendruck der im Brennraum
entsteht zurück gepustet.
Ganz normal. 
Die Ursache scheint wohl nicht so tief zu liegen. Wie sieht der Fliehkraftregler aus? öffnet der
beide Flügelchen weitgenung und synchron?  Und schau nochmal in die Gaser, sind die Hauptdüsen und
sich anschliessendes Schaumrohr i.O. hängen die Nadeln, die identisch sein müssen gleich hoch?
Und noch die Synchronisierung der Drosselklappen kontrollieren.

Wenn der Motor aber gut anspringt und im Leerlauf und sogar bis 3500 U/min läuft kann es eigentlich
doch nur ein nicht richtiges Arbeiten vorgenannter Komponenten sein. Vollgas wird nicht angenommen, richtig?
Was ist wenn Du aus dem Leerlauf ganz langsam den Gasdrehgriff öffnest, stirbt der Motor dann auch ab
oder nimmt er an Drehzahl zu, langsam aber steigend?

Ach so, die Serientwins der Reihe LTD mit der Kontaktlosen Zündung drehen im Leerlauf bis 7- 7600, es gibt
bei den Modellen meines Wissens einen Begrenzer.  Nicht so oft in den Begrenzer schicken, Thermische
Probleme lauern da.

Ok, nicht aufgeben, das wird schon, machs gut
Peter

RE: Zündaussetzer bei Vollast

Verfasst: Sa 25. Mär 2017, 12:25
von Michael
Hi Jannik,

willkommen im Forum !

Auf Anhieb habe ich auch keine Lösung für dich.
Daher mal das Ausschlußverfahren:
- der SSS ist es sicher nicht, da er die Zündung komplett unterbricht und weder Last- noch drehzahlabhängig arbeitet
Wenn da doch Fehlfunktionen auftreten, dann ist es eher wie ein Wackelkontakt, der die Zündung sporadisch unterbricht.
- die Zündung und Zündbox würde ich auch erstmal ausschließen
Die fliehkraftgeregelte Frühverstellung funktioniert und der Motor läuft

Die serienmäßigen Zündungen aller Twin-Modelle haben keinen Drehzahlbegrenzer !
Der rote Bereich bei 7.800 U/min ist zu beachten.
Spätestens bei 8.500 U/min ist der Motor an seiner absoluten Belastungsgrenze angekommen.
Spaß macht das aber nicht, artgerecht ist es auch nicht, da wäre man mit einem Reihenvierer besser bedient.

Ok, also doch wieder die Vergaser.
Im zweiten Video sieht man, wie der Motor bei leicht geöffneten Drosselklappen und dennoch weit geöffneten Schiebern ausgeht (nicht mehr zündet), sich beim Gaswegnehmen aber wieder fängt und normal weiterarbeitet. Genau dieses Verhalten kenne ich von großen Schiebervergasern, bei denen der Schieber direkt per Zug vom Gasgriff betätigt wird.
Ursache dort ist der Zusammenbruch der Luftströmungsgeschwindigkeit, somit keine Sogwirkung mehr am Düsenstock / "Schaumrohr" / Hauptdüse) also eine extreme Abmagerung des Gemischs.

Bei der Menge an Sprit die bei deinen Vergasern austritt, mag ich da aber nicht dran glauben.

Bleiben erstmal die Klassiker:
- Größe Hauptdüse ? (gemessen, da die vorhandenen evtl. aufgerieben wurden)
- Schwimmerstand / Spritstand in der Schwimmerkammer (läuft der Vergaser über, wenn der Benzinhahn für 10 bis 60 Sekunden auf "PRI" steht ?)

Was mich sehr irritiert ist, dass die Schieber bei geringer Drosselklappenöffnung schon so weit hochgehen. Das kenne ich anders, also deutlich weniger weit öffnende Schieber.

Bin gespannt, was sich ergibt.

LG, Michael

RE: Zündaussetzer bei Vollast

Verfasst: Sa 25. Mär 2017, 12:46
von ausreiter
Hi,
sorry für meine Aussage wegen dem Begrenzer, hatte ich mich getäuscht.

Was bringts den Motor im Stand so hoch zu jubeln?  Unter Last wird der doch eh nochmal anders reagieren.

LG Peter

RE: Zündaussetzer bei Vollast

Verfasst: Sa 25. Mär 2017, 13:14
von onkelheri
Grrrr