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Wellen mit Schlupf

Verfasst: Mo 1. Mai 2017, 23:58
von bikeorslk
Moin,

ich hab mal ne ganz komische Frage (das Phänomen ist nicht minder eigenartig):

Ich bin heute auch ein kurzes Stück Autobahn gefahren und habe da dann auch mal etwas mehr als sonst aufgedreht. Alles fein, die B zieht gut, dreht frei hoch und macht auch Speed, aber: Sie zeigt es mir nicht!

Will sagen: Beide Instrumente spinnen bei höheren Anzeigen: Der Tacho hört bei 120 auf und hält diese Anzeige und der Drehzahlmesser fängt bei 5500 min-1 an zu zappeln und zeigt alles, nur nicht die Motordrehzahl. Er springt zwischen 4000 und tja, was wohl gerade so wirklich anliegt.

Wenn ich wieder in gemäßigte Bereiche komme, ist der Spuk vorbei. ich glaube aber, dass es bei heißem Motor/ nach längerer Fahrt schlimmer wird.

Beide Wellen habe ich bei der Restauration erneuert und die Getriebe an der Nockenwelle und am Rad gecheckt/geschmiert. Vor der Restauration funktionierten beide Instrumente absolut zuverlässig und genau.

Nun die Frage:

Hat jemand von euch auch schon mal solche Erfahrungen gemacht? Ich kann nur vermuten, dass der Vierkant der Wellen geringfügig "unterkalibrig" ist und bei höherer Drehzahl/ mehr Widerstandsmoment einfach überspringt oder durchdreht
Leider habe ich die alten Originalteile nicht mehr und kann deshalb nicht vergleichen. Vielleicht hat ja jemand von euch gerade eine solche Welle rumliegen oder plant genau dort zu werkeln und könnte mal den Vierkant messen?
Ich baue meine Wellen in den nächsten Tagen mal aus und melde mich wieder.

Ach ja: Ich habe meine bei Guido gekauft, Tachowelle #5020, Dz-Welle #5210


Bye

Carsten

RE: Wellen mit Schlupf

Verfasst: Di 2. Mai 2017, 14:29
von Ralf Wilde
Hallo Carsten,

ohjee, das hört sich nicht gut an, insbesondere da das Phänomen vorher nicht auftrat. 
Befürchtung: 1. entweder sind die Wellen nicht passend, dann sollten sie schnell wieder raus, da die durchrutschenden Wellen dir womöglich noch die Aufnahmen beschädigen/"auslutschen" ; oder 2. du hast es mit dem Fett zu gut gemeint. Ich verwende nur ein spezielles, feines Schmieröl.

VG Ralf

RE: Wellen mit Schlupf

Verfasst: Mi 3. Mai 2017, 11:33
von Michael
Hi Carsten,

merkwürdige Erscheinung, zumal sich beide Instrumente unterschiedlich verhalten !

Ich habe davon gehört, das Instrumente nur aufrecht gelagert werden dürfen, keinesfalls "Überkopf".
Hat irgendwas mit der Dämpfung der Nadeln zu tun.
Da ist wohl eine ölgefüllte "Kapsel" drin, aus der das Öl austreten kann, wenn sie dauerhaft falsch gelagert wird.

Sorry, "nix gnaus weiß man net", ist mir nur spontan in den Sinn gekommen.

LG, Michael

RE: Wellen mit Schlupf

Verfasst: Mi 3. Mai 2017, 22:29
von bikeorslk
Moin,

ich hatte versprochen, mich wieder zu melden.

Ich habe heute abend mal beide Wellen abmontiert und zunächst mal mit einer (linkslaufenden!) Bohrmaschine geprüft ob die Instrumente einen Knacks abbekommen haben. Michaels Hinweis, die Dinger nur aufrecht zu lagern, kam leider zu spät, die haben nämlich im letzten Sommer IRGENDWIE in einem Karton gelegen, ungünstigstenfalls auch über Kopf.
Entwarnung für den Drehzahlmesser: Mit der Bohrmaschine im schnellen Gang zeigt das Instrument absolut ruhige 11000 Umdrehungen an!
Die gleiche Drehzahl am Tacho angelegt führt zu   --  120km/h.  Da aber die Anzeige proportional zur Bohrmaschinendrehzahl ansteigt, gehe ich noch davon aus, dass die Übersetzung im Tacho einfach deutlich anders ist und die Tachowelle per se schneller drehen muss.
Als Gegenprobe habe ich mal eine Minute bei 120 laufen lassen und den km-Zähler abgelesen. Wäre die Tachoanzeige zu gering, hätte der Zähler deutlich mehr als 2 km machen müssen. Tatsächlich waren es etwa 1850m, also etwa 8% drunter. das könnte die normale Plustoleranz des Tachos sein.

So, aber was ist denn nun gewesen? Gefahren bin ich noch nicht, daher bislang unbestätigt:

1. Drehzahlmesser: Vermutlich ein Montagefehler von mir: Die Seele der Welle hat an einer Seite einen Bund, der ein Auswandern der Welle aus dem Vierkant des Instruments verhindern soll. Ich hatte die Seele von unten eingeschoben und so konnte sie ein paar mm weiter Richtung Motor wandern und oben ausklinken. Warum das Ganze nur bei >4000min-1? Keine Ahnung.

2. Tacho: Ich habe tatsächlich die alte Tachowelle noch wiedergefunden, denn die war noch nicht defekt, nur gammelig und wurde nur aus ästhetischen Gründen getauscht. Fehler, denn der Nachbau von Guido hat eine ca 1cm längere Seele, die zudem noch einen ca 0,15mm kleineren Vierkant hat. Ob das nun die Ursache war, wird eine Probefahrt zeigen müssen. Ich habe jetzt die alte Welle wieder eingebaut.
IMG_2164.JPG
IMG_2165.JPG
Sobald das Wetter es mal wieder einigermaßen angenehm zulässt, fahre ich probe und berichte weiter.

Bye

Carsten

RE: Wellen mit Schlupf

Verfasst: Fr 5. Mai 2017, 09:18
von tentakelfinger
M hat geschrieben:


Ich habe davon gehört, das Instrumente nur aufrecht gelagert werden dürfen, keinesfalls "Überkopf".
Hat irgendwas mit der Dämpfung der Nadeln zu tun.
Da ist wohl eine ölgefüllte "Kapsel" drin, aus der das Öl austreten kann, wenn sie dauerhaft falsch gelagert wird.

Sorry, "nix gnaus weiß man net", ist mir nur spontan in den Sinn gekommen.

LG, Michael
Hallo zusammen,

ja in der Tat sollte man die Instrumente nur aufrecht lagern.
Das hat mit einer mit Silikonöl gefüllten Dämpferkapsel zu tun.
Die wird leider im Laufe der Jahre undicht und dann läuft das Öl aus
und lagert sich im ungünstigsten Fall innen auf dem Glas ab.
Das pendeln und verharren der Zeiger ist leider auch eine Alterserscheinung.
Das pendeln entsteht durch mangelnde Dämpfung wenn zb besagte Silikonkapsel
nicht mehr komplett gefüllt ist. Wenn der Zeiger stehen bleibt ist meisten Verschmutzung
und Verhartzung die Ursache. Auch die Lagerungen der Nadelachse und der Antriebswelle
der Magnetglocke ist eine beliebte Ursache für Fehlfunktionen. Leider sind die Instrumente nicht besonders
wartungsfreundlich. Nicht nur das sie mit einem Bördelring verschlossen sind , auch im Inneren ist
vieles durch Verstemmung gesichert. Kann man also nicht mal eben zerlegen und sauber machen.
Eigendlich zeigt keines meiner vielen Instrumente mehr wirklich korrekt an. Ist halt ein Tribut des Alters. :(

Uwe

RE: Wellen mit Schlupf

Verfasst: Fr 5. Mai 2017, 19:53
von bikeorslk
Moin,

und danke Uwe für diese umfassende Aufklärung.

Der Drehzahlmesser scheints demnach überlebt zu haben und beim Tacho ist zumindest kein Silikonöl auf der Scheibe.

Wenn jetzt durch meinen Wellenwechsel nicht wieder alles ok ist - kann man den Tacho evtl. mit Bremsenreiniger ausspülen und so eine evtl. Verharzung lösen?

Bye

Carsten

RE: Wellen mit Schlupf

Verfasst: Fr 5. Mai 2017, 21:01
von tentakelfinger
Also da kann ich nur dringend von Abraten.

Erstens bekommst du die Schmiererei nie mehr richtig raus, die Scheibe ist dann von innen verschmiert

und die Kuststoffteile freuen sich über den Bremsenreiniger bestimmt auch nicht.

Um die Instrumente richtig sauber zu kriegen muß man sich schon die Mühe machen den

Bördelring vorsichtig zu öffnen und mit einer selbstgebauten Apparatur wieder zu verschließen.

Aber leider ist das keine Gewähr dafür das er anschließend wieder funktioniert.

Der Verschleiß bleibt ja !!!!!!!!!!!

Uwe

RE: Wellen mit Schlupf

Verfasst: Sa 6. Mai 2017, 10:44
von onkelheri
Es soll Profis geben die sowas können und auch machen.

Ich gehöre nicht dazu... hab's aber schon mal, für mich, hinbekommen... reinigen mit WD40, neuschmierung mit Silikonfett, die Dämpfung kann man mit ner Spritze und Silikonöl neufüllen.

Gruß Heri

RE: Wellen mit Schlupf

Verfasst: Sa 6. Mai 2017, 16:12
von tentakelfinger
Jau,

korrekt, genau so kann man es machen. Mit dem entsprechenden feinmechanischem Geschick.

:D  
Uwe

RE: Wellen mit Schlupf

Verfasst: Sa 6. Mai 2017, 22:16
von bikeorslk
Moin,

so, ich bin gefahren und kann folgendes berichten:

1. Instrumente sind wohl in Ordnung
2. mit der alten, kürzeren Tachowelle zeigt der Tacho auch wieder >120km/h an
3. Der Drehzahlmesser spinnt richtig: Bis 4000 alles fein - 4000 entsprechen (Erfahrungswert von früher)  ziemlich genau 100km/h, also sollten 5000 = 125km/h sein...  Bei 125km/h zappelt der Zeiger zwischen 5500 und 7000 rum!
4. Drehzahlmesserwelle am Motor nochmal abgebaut und mit Bohrmaschine angetrieben: Ganz sauber, ohne Zappeln, bis weit über die 10000 gedreht. Auch bei 5000 kein Zappeln, absolut ruhig.
5. Schneckentrieb an der Nockenwelle in mehreren Stellungen auf Spiel geprüft: Nüscht.
6. Vierkant gemessen: Kann nicht durchrutschen, max 1/10 Spiel bei 2,5mm Kantenlänge
7. Länge von Seele und Hülle genau gemessen,
8. max. Eintauchtiefe des Vierkants in Motorritzel und Drehzahlmesser gemessen
9. min. Eintauchtiefe für sicheres Mitnehmen gemessen
10. alles mal zusammen aufgezeichnet und ecce: Oben im Instrument taucht die Seele bis auf max minus 2mm ein, hat aber unten noch ca. 2,5mm Spiel. Offenbar wandert bei hohen Drehzahlen die Seele aus dem Motor und kann am anderen Ende sporadisch die Schleppscheibe des Zeigers berühren und so den Zeiger zu wilden Bewegungen zwingen. Da auch beim Tacho die Seele zu lang war, vermute ich hier beim Drehzahlmesser ebenfalls, dass die originale einfach etwas kürzer ist und auch bei ungünstigster Position die Schleppscheibe nicht berührt. Beim Tacho hats vermutlich zur Bremsung geführt, weil da ja noch das km-Zählergetriebe dazwischen ist
11. Seele um 2mm gekürzt
12. Probefahrt:  morgen, ich hatte schon ein Bier getrunken.

Bin gespannt!

Bye

Carsten