Hi Martin,
ich gehöre zu den angesprochenen "Strahlemännern"
Die von dir verlinkte Strahlkabine sieht gut aus !
a) Es ist ein eigenes Standgerät, kein Tischgerät
b) Es hat einen langen, tiefen Trichter für das Strahlmittel, der den Wechsel des Strahlmittels wesentlich(!) erleichtert
Bei der Größe der Kabine gilt klar und eindeutig: Bigger is better !
Meine Strahlkabine hat eine ähnliche Größe und ich habe die Abmessungen für eine obere Motorgehäusehälfte samt Stehbolzen ausgewählt.
Ja, es paßt rein und ja, mit etwas Mühe läßt es sich in der Kabine drehen.
Jetzt wird einem aber schnell klar, wie unhandlich eine Sandstrahlpistole mit ihren zwei Schlauchanschlüssen ist.
Ein Schlauch ist die Druckluft, der andere ist der Strahlmittelsaugschlauch, also beide relativ starr und raumgreifend.
Dazu kommt, das man ja mit den Gummistulpenhandschuhen in Gefühl und Beweglichkeit eingeschränkt ist.
Resultat aus den - mit einem oberen Motorgehäuse - dann doch sehr beengten Platzverhältnissen ist ein ewiges Gefummel mit den Schläuchen und ein unzureichendes Strahlergebnis, das sich nur durch mehr Platz in der Kabine verbessern läßt !
Das Strahlen eines Zylinderkopfes, Zylinders und anderer Teile geht aber ziemlich problemlos in Kabinen dieser Größe
Man kann Strahlkabinen auch selber bauen, z.B. aus diesen scheußlichen, weißen Küchenmöbeln aus Pressspanplatten.
Wichtigstes Kriterium ist die Dichtigkeit der Kabine !
Wenn man die Fronttür zum Öffnen macht, dann kann man auf den Trichter verzichten und das Strahlmittel zum Wechseln einfach nach vorn rauskehren. Bleibt die Frage des Ansaugens des Strahlmittels, weil es dann ja keine Vertiefung für das Sammeln des Strahlguts gibt.
Also nochmal drauf "rumdenken" !
Es darf planmäßig nur eine Öffnung geben und an die ist zwingend eine leistungsfähige Absaugung anzuschließen !
Mir hat zu dem Thema ein Tipp sehr weitergeholfen:
"Du bläst viel Luft mit einem Kompressor in einen geschlossenen Raum (Strahlkabine), daher wird dort ein Überdruck aufgebaut.
Erst eine Absaugung mit gleicher oder größerer Luftmenge sorgt für einen Unterdruck und es staubt nicht mehr aus der Kabine."
Hier seien besonders die Verschraubungen des Schauglasrahmens genannt, die sind in den einfachen Kabinen nicht ganz dicht.
Mittlerweile verwende ich einen einfachen Kärcher Werkstattsauger mit zwischengeschaltetem, selbstgebauten Zyklonfilter/Fliehkraftabscheider und serienmäßigem Saugerbeutel im Gerät.
Die Scheibe ist aus Glas, von innen werden am Rand selbstklebende Schutzfolien aus Kunststoff angebracht und auch einzeln/setweise angeboten.
Das ist ein Verschleißartikel und man sollte stets welche in passender Größe parat haben, um nicht blind strahlen zu müssen.
Deren Lebensdauer hängt auch vom Strahlmittel ab. Korund verschleißt die Folien stark, Glasperlen weniger.
Für Kabinen mit großem Trichter kannst du dich auf 25kg-Gebinde vorbereiten. 10 kg könnten gerade so reichen, halte ich aber für zu wenig.
Man braucht einfach eine gewisse Menge an Strahlgut, die zuverlässig angesaugt wird.
Der Saugschlauch zeigt von der Pistole nach unten in den Strahlmittelvorrat.
Beim Strahlen bildet sich durch das heraussaugen ein Trichter im Strahlgut, in den immer wieder Strahlgut nachrutschen muss.
Hat man zu wenig drin, strahlt es nicht mehr (genügend) und man muss mit der Hand das Strahlgut wieder Richtung "Trichter" befördern, das nervt.
Was habe ich mich mit der mitgelieferten Strahlpistole rumgeärgert.
Wurde mit verschiedenen Düsengrößen geliefert und ich habe alle durchprobiert.
Schließlich zeigte sich der Ansaugschlauch mit seinem einfachen Ende, das im Strahlmittel steckt, als Fehlerursache.
Es kommt schlicht zur Verstopfung, selbst bei 8 bar Kompressordruck (im Leerlauf).
Abhilfe hat eine andere Strahlpistole gebracht, wobei wohl nur das beschwerte Endstück mit zusätzlichem Lufteintrittsröhrchen gereicht hätte.
Ich verwende jetzt die BGS 8382 Sandstrahlpistole und bin damit sehr zufrieden !
Korund ist super zum entrosten, allerdings sehr abrasiv. Zum strahlen lieber weniger Druck verwenden.
Korund muss vollständig von Gleit- und Lagerflächen entfernt werden, kann man sich leicht vorstellen, was sonst passiert.
Ich strahle damit z.B. Zylinderköpfe und Zylinder von aussen, sieht super aus, alle Altersspuren werden dabei entfernt.
Um die dann rauhe Oberfläche wieder einzuebnen und einen gewissen Glanz zu erzielen sind Glasperlen toll.
Zum reinigen von Oberflächen sind sie aber nicht geeignet, also eher ein kosmetisches Mittel.
Seit neuestem verwende ich Walnussschalengranulat in sehr feiner Körnung (0,2-0,45mm). Das hätte wohl etwas gröber sein dürfen.
Es ist nicht abrasiv zu Aluminium, man kann damit sogar Dichtflächen strahlen, um alte Dichtungsreste zu entfernen.
Auch die letzten öligen Verschmutzungen (Kettendreck), Ölkohle, etc. lassen sich damit entfernen.
Altersspuren, Verfärbungen, "Patina" auf Alu bleiben sichtbar.
Das feine Walnussschalengranulat ist sehr leicht und staubt. Es haftet auch an der Schutzfolie der Scheibe und die Absaugung "schnappt" sich auch einen gewissen Anteil, was mir so bei Korund oder Glasperlen noch nicht aufgefallen ist.
Mein Kompressor ist ein Zweizylinder in Baumarktqualität (ca. 200,- Euro) mit max. 8 bar Druck.
Beim Strahlen ist der durchaus im Dauerlauf und erreicht seine 8 bar nicht mehr, also eine automatische Druckbegrenzung
Ein Druckminderer ist dennoch eine gute Wahl, besonders bei Korund und wenn man mal eine Pause macht, dann strahlt es nur mit dem eingestellten Druck wieder los.
Ein Wasserabscheider ist empfehlenswert.
Zum Handling der Strahlmittel habe ich mir eine Kaufmannsschaufel besorgt sowie mehrere kleine Eimer mit dicht schließendem Deckel.
Der Umgang mit den Strahlmittelsäcken ist unpraktisch und nicht dauerhaft.
So, was noch ?
Ach ja, das Thema Stromanschluß und Beleuchtung.
Beleuchtung ist wichtig, die eine Leuchtleiste in der Kabine ist mir zu wenig.
Ich habe eine Handstablampe mit in die Kabine verlegt. Damit kann ich einzelne Stellen gezielt zur Begutachtung beleuchten, dafür nimmt sie halt wieder etwas Platz in der Kabile ein und das Stromkabel ist nicht hilfreich. Zudem habe ich es mit Isolierband umwickelt, damit es nicht irgendwann durchgestrahlt ist. Beim nächsten Mal stecke ich das Kabel in einen Schutzschlauch.
Mein Kompressor hat 2,2 kW Nennleistung, der Staubsauger hat bestimmt auch mind. 500 W, dazu noch Licht (allgemeine Beleuchtung und weitere Verbraucher). Das belastet meinen 16A abgesicherten Stromkreis (230V x 16A = 3.680W) schon arg und gelegentlich will der Kompressor nach dem automatischen abschalten und Wiederanlauf wohl soviel Strom aufnehmen, das "interessante" Effekte zum Thema Stromversorgung zu beobachten sind.
Der 16A-Automat scheint träge zu sein und wird wohl wegen der großen Leitungslänge nicht spontan ausgelöst, der Kompressor startet aber nicht richtig und das Licht flackert. Eine am selben Stromkreis angeschlossene kleine USV jammert ob der Spannungsbedingungen und wechselt in den Batteriebetrieb. Der Anschluß von Kompressor und Absaugung an zwei unabhängig abgesicherte Stromkreise (idealerweise von zwei unterschiedlichen Phasen der Hauseinspeisung) wäre die beste Lösung.
Frohe Weihnachten und liebe Grüße,
Michael
PS: Motorgehäuse werde ich wahrscheinlich gar nicht mehr selber strahlen, sondern, wie schon mal gemacht, mit Trockeneis strahlen lassen.
Danach sind sie rundum sauber, die Altersspuren bleiben erhalten und es gibt keine Strahlmittelreste, die sich irgendwo festsetzen.
Speziell die untere Motorgehäusehälfte mit den Nadellagern der Ausgleichswellen macht mir beim strahlen Sorgen.
Wenn man diese Lager mit wechselt ist das natürlich kein Problem.