Batterie - Einbaulage

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martin s aus b
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Batterie - Einbaulage

Beitrag von martin s aus b »

Hallo Zusammen,

das ist die Vlies-Batterie die ich in meiner Z 750 - Enduro verbaut habe.

IMG_0033.JPG
Weiss jemand ob ich die auch liegend einbauen kann?


Steht vielleicht auch hier aber ich kanns nicht lesen.

IMG_0034.JPG

Martin
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bikeorslk
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Re: Batterie - Einbaulage

Beitrag von bikeorslk »

Hallo Martin,

da
schwerelos.PNG
steht's doch ganz eindeutig:

"Nicht geeignet für den Einsatz in Schwerelosigkeit"

Daraus kann man implizit ableiten, dass eine undefinierte Krafteinwirkung auf das Batterieinnere nicht gut ist.

Die Chinesen drücken sich ja öfter mal etwas verschwurbelt aus...



So, nun mal ernsthaft:

Ich würde sie nicht anders einbauen. Das Vlies bindet zwar ähnlich wie ein Schwamm das flüssige Elektrolyt und verhindert bei versehentlichem Kippen ein Auslaufen (z.B. vernünftig bei Segelbooten oder Motorrädern :) ), kann aber nicht absolut verhindern, dass bei dauerhafter Kipplage doch Flüssigkeit austritt (ebenfalls mit einem vollgesogenen Schwamm vergleichbar).
Auch wenn das Gehäuse scheinbar dicht ist, sind irgendwo oben Überdruckventile, durch die dann - vielleicht nur tropfenweise - Säure austreten kann.

Bei der Gelbatterie ist das anders: die Säure ist kolloidal gebunden und bildet mit dem Kolloid ein kompaktes Gebilde, eher wie Wackelpudding oder Sülze. Aber selbst diese Art darf nicht irgendwie eingebaut werden. Wenn die darin verbauten Bleiplatten waagerecht liegen, kann es zu einer ungleichmäßigen Säurekonzentration kommen, mit nachfolgendem Kapazitätsverlust, kuckstu hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/VRLA-Akkumulator

Stehende Montage!


Bye

Carsten
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Michael
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Re: Batterie - Einbaulage

Beitrag von Michael »

Hi Martin,
Carsten hat das schon gut beschrieben !
Ich habe in meinem Berufsleben wohl schon mehrere Hundert Tonnen solcher Batterien verkauft.

Um es kurz zu machen, diese Batterien sollen stehend eingebaut werden, wenn man sich auch laden will ;)
Eine Neigung von max. 15° in alle Richtungen wird marktüblich akzeptiert.

Spezielle Batterien dieser Bauart können auch bis etwa 75° in eine genau beschriebene Richtung gekippt eingebaut werden, aber dazu muss es explizit ein Datenblatt des Herstellers (z.B. Yuasa) geben.
Der Vermerk "kann in alle Richtungen eingebaut werden" ist irreführend.
Man kann sie in beliebigen Positionen montieren, ohne das Säure ausläuft und man kann sie auch so entladen, das ist korrekt.
Aber laden bitte nur aufrecht stehend !
Problem ist das Überdruckventil, aus dem bei liegender Montage Wasser austreten kann, was er nicht soll.
Damit steht das Wasser nicht mehr für die sog. Rekombination zur Verfügung und die Batterie hat nur ein sehr kurzes Leben.
Siehe auch:
https://www.yuasa.de/informationen/tech ... explained/

LG, Michael
Denkt dran:
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Die Steuerkette nur bei montiertem Ventildeckel spannen, sonst droht ein kapitaler Motorschaden!
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martin s aus b
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Re: Batterie - Einbaulage

Beitrag von martin s aus b »

Michael, Carsten,

vielen Dank für verständliche und kompetente Erklärungen. Plus jeweils Klasse Webseitenlinks.

Ich hab speziell zum Unterschied zwischen Vlies- und Gelbatterien immer mal wieder gesucht und nix Verständliches gefunden. liegt möglicherweis auch daran daß ich nicht wusste daß die AGM- und die Vliesbatterie dasselbe ist. Stimmt so jetzt hoffentlich, oder?

Für die Rentnertour kommendes jahr muß ich den Auspufftopf und damit auch den Auspuffsammler/Krümmer der Z 750 GS verlegen um auch rechts eine guten, alten Denfeld-Koffer ranhängen zu können. Ich hab dazu jetzt einen neuen Krümmersammler aus Rohrstückchen und -Bögen durch den Rahmen geschlängelt und wild zusammengepunktet, ist fast fertig. Aber der muß da durch wo jetzt die (AGM-) Batterie 'steht'. Also muß die weg und Platz hab ich unter der Sitzbank über dem Luftfilterkasten der auf einen quer liegenden Filter umgebaut ist.

IMG_Batteriepackage.JPG


Auf dem Foto ist rechts, auf Höhe der Stoßdämpfer, der leere Batteriekasten für die Vliesbatterie zu sehen. Der muß raus, da geht dann 'hinten' der neue Auspuffkrümmer durch. Und da wo die rote Öldose liegt kann ich eine Batterie mit max L x B x H ca 160 x 80 x 70 mm oder L x B x H 110 x 110 x 70 mm unterbringen. Wenn ich die Halter kürze könnte der Bauraum in Querrichtung an dieser Stelle statt 70 bis ca 110 mm breit werden. Meine Vliesbatterie mit 130 x 110 x 70 mm hätte da liegend rein gepasst, deshalb die Frage.

Also jetzt eine Gelbatterie, oder? Ursprünglich hat die Twin ja eine 'geflutete Batterie' 12V/14AH. Meine Vliesbatterie reicht mit 6AH, allerdings OHNE Anlasser problemlos. Habt ihr eine Empfehlung für die Gelbatterie, Kapa, Hersteller, ...
Und bekomm ich in dem vorhandenen Bauraum auch eine Gelbatterie unter mit der ich den Anlasser, zumindest im Notbetrieb, betreiben könnte. Mein rechtes Knie hat laut Bericht des Orthopäden der da mal anlässlich einer Meniskusoperation mit dem Endoskop reingeschaut hat, Arthrose Stufe vier (von vier) und ich überleg mir deshalb, zumindest für die 'große Tour', den Anlasser wieder einzubauen. Ich möchte ungern, weil Knie den Kickstart verweigert, 'hinter dem Ararat' das Motorrad nicht mehr gestartet bekommen.

Bin für jeden Tip dankbar!!!

Martin
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Michael
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Re: Batterie - Einbaulage

Beitrag von Michael »

Servus Martin,

VRLA-Batterien in AGM-Technik und Vliesbatterien sind das Gleiche, korrekt.
Was die Einbaulage angeht gilt das leider auch für die Gelbatterien, nur stehend.

Meine Renntwin habe ich schon mit 4 bzw. 5 Ah Vliesbatterien ge-E-startet.
Bei kühlen Temperaturen von etwa +10°C geht das aber schon ziemlich spannend ab, daher bin ich jetzt bei 7 Ah angekommen.

Es spricht auch nichts dagegen, zwei 6V Batterien zu koppeln (Reihenschaltung) oder zwei kleine 12V Batterien parallel zu schalten.
Die Dimensionen musst du leider selber raussuchen, ich habe einfach mal einen Suchbegriff bei ebay eingetippt:
agm batterie 3,2 ah
https://www.ebay.de/sch/i.html?_from=R4 ... h&_sacat=0

Tipp: Je schwerer die Batterien bei gleichen Abmessungen sind, desto hochwertiger sind sie.

LG, Michael
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Mibo
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Re: Batterie - Einbaulage

Beitrag von Mibo »

Ich frag mich gerade warum Du nicht ne Lithium einbaust, baut wesentlich kleiner als ne normale.
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Michael
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Re: Batterie - Einbaulage

Beitrag von Michael »

Weil die Lithiumbatterien gerne mal abbrennen !
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Re: Batterie - Einbaulage

Beitrag von Mibo »

Micha, ich hatte noch nie Probleme mit Lithium Batterien und hab auch von anderen nichts negatives gehört.
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Michael
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Re: Batterie - Einbaulage

Beitrag von Michael »

Hi Micha,
mir ist es gelungen, unter Einsatz von zwei Helfern mit je einem CO2-Löscher (sauerstoffreduzierend, kühlend) eine bereits brennende LiFePo4 aus meiner Renntwin auszubauen. Sie hat anschließend noch eine halbe Stunde weitergebrannt.
Die Verwendung von Li-Ion, LiFePO4, etc. bleibt jedem selber überlassen, für mich Ist es ein unnötiges Risiko, dass die Vorteile keinesfalls aufwiegt.
LG, Michael

PS: Ich darf in etwa 2 Wochen beim VdS (Verband der Sachversicherer) einen Vortrag über den Einsatz von Li-Ion-Batterien in Großspeichern (200 kWh) halten. Nach Rücksprache mit Batterieherstellern, Betreibern, Feuerwehren und Umweltschutzbehörden fällt das Urteil ziemlich deutlich aus.
Hier ein Beispiel für die z.Zt. einzig praktikable Lösung zum Löschen von Li-Ion-Bränden:
https://www.muensterlandzeitung.de/sued ... 14917.html
Das Wasser ist als Sondermüll zu entsorgen !
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Re: Batterie - Einbaulage

Beitrag von bikeorslk »

Moin,

ich kann das nur bestätigen:

Li-Batterien sind super, haben eine hohe Energiedichte bei geringem Gewicht und tolle elektrische Eigenschaften, ABER:

- bei unsachgemäßer Behandlung ziemlich gefährlich
- bringen in ihrer Chemie den Sauerstoff mit, können daher so gut wie nicht gelöscht werden
- lassen sich sowohl durch Überladung wie durch Tiefentladung in den Thermal Runaway bringen, in dem sich die Reaktion aufschaukelt und die Batterie
- im günstigsten Fall nur Überdruck abbläst und danach zerstört ist,
- im ungünstigsten Fall explodiert (die heutigen Zellen haben üblicherweise zwar sog. Current-Interruption-Devices (CID), die bei Übertemperatur, Überdruck oder Überstrom auslösen und so das Schlimmste verhindern. Aber bei Chinabatterien würde ich mich darauf nicht verlassen!
- die Zellen haben eine nicht vernachlässigbare Fertigungstoleranz und sollte daher auf einander eingemessen sein - wenn überhaupt, machen das nur sehr gute (und teure) Hersteller.
- Im Falle mehrerer Zellen in Reihe (üblicherweise drei Gruppen mit je nach Kapazität mehreren Zellen parallel) ein Ladebalancing verlangen, das dein Motorrrad garantiert nicht liefert. Die Folge fehlenden Balancings ist fatal: Wenn eine Gruppe bereits seine Ladeschlussspannung von 4,2 V erreicht hat, die beiden anderen aber noch nicht, würde weitergeladen >> jedes Mal Überladung der ersten Gruppe >> siehe oben.
Umgekehrt beim Entladen genauso: Die erste Gruppe, die ihre Entladeschlussspannung erreicht, wird systematisch bei jeder Entladung tiefentladen.
Das Balancing erfordert eine Überwachung der Einzelspannungen und eine individuelle Regelung jeder Zellgruppe - keine Motorradbatterie hat sowas. Nicht umsonst sind entsprechend sichere Autobatterieblöcke so teuer (und trotzdem passiert es mal, siehe Tesla)

Wir haben (nach den Zwischenfällen der großen Flugzeugbatterien auf der B787, die auf ein Sch...design zurückzuführen waren - gerne mehr im persönlichen Gespräch) die Li-Ion-Batterien der Notbeleuchtung in unseren Flugzeugen (übrigens ungefähr so groß wie eine Motorradbatterie) systematisch auf ihre Gefährdung getestet und durch Abschalten aller Sicherheitsvorkehrungen sowie systematisches und drastisches Überladen (mit Ilade = 2Cnenn/1h im Batterietestlabor von SGS in München in den Thermal Runaway gezwungen und ich sage dir: Das Spektakel möchte ich nicht unterm Hintern haben: Tmax ca. 800°C und ca 30 min lang Abblasen von zündfähigen Gasen sowie heißem flüssigem Elektrolyt.
Im Flugzeug sind diese Batterien trotz einer sechsstufigen Sicherheitskette deshalb in einem Edelstahl-Containment.

Li-Batterien als Motorradzubehör? Nein danke!


bye

Carsten
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