Diese Geschichte hat eine kleine Fortsetzung und ist bis heut auch nicht abgeschlossen. Ich dacht eigentlich, ich hätts hier reingeschrieben, ist aber nicht, deshalb jetzt im Nachhinein.
In der zweitletzten Augustwoche wollt ich mit Sohn und sechsjährigem Enkel an die Nordsee, nach St. Peter-Ording. Die beiden mit dem Auto, Opa kommt mit dem Motorrad. Genauer gesagt mit der TX.
Neue Gelbatterie verbaut, die Ladespannung mit 14,5 Volt nach Vorgabe Yamaha-Werkstatthandbuch gemessen, eine Probefahrt gemacht, alles gut. Trotzdem pack ich vorsichtshalber das Ladegerät mit ein, man weiß ja nie.
Montags Start nach St. Peter, die geplante Strecke geht ohne Autobahnen oder größere Bundesstraßen östlich am Rand des Odenwalds Richtung Main. Irgendwo bei Wertheim stottert sie mal. Ich such mir eine abschüssige Strecke und mach den Motor aus. Springt wieder an, hab ich mir sicher nur eingebildet.
Mittags so kurz nach fünf auf einer Landstaße ein paar Kilometer hinter Gmünden wieder ein Stotterer. Es geht bis zu einer Kuppe leicht bergauf also könnt ich sie in Gegenrichtung auch wieder anrollen lassen. Ich halt an und mach den Motor aus.
Anlasser tot

Anrollen, keine Chance, nicht steil genug. Kickstarter, wie wenn man in einen Sumpf tritt, offensichtlich rutscht, beim Kickstart und beim Anrollen, die Kupplung. Kann ich mir zwar nicht erklären, beim Fahren rutscht sie nicht, aber das hilft jetzt auch nicht.
Hinter mir 10 km nichts und vor mir auch nichts, eine sehr, sehr einsame Gegend
Eine Frau hält an und fragt ob sie helfen kann, ich lehn großzügig ab. Zehn Minuten später hält ein Pärchen in einem schnellen BMW. Starthilfekabel? Sie haben keins dabei, holen aber eins. Nochmal 10 Minuten später ein Mann in meinem Alter, fragt was los sei, erklärt mir, daß das mit einer BMW, er hat seine erst kürzlich altershalber hergegeben, nie passiert wär, bietet aber an, daß er mir, er wohnt ein zwei Kilometer weiter, obwohl ich mit einer Yamaha unterwegs bin, gern helfen kann. Wenn ich weiß wie. Und hinterlässt Adresse und Handynummer.
Ich wart aufs Starthilfekabel, allerdings ohne konkrete Idee, was ich dann mach wenn der Motor wieder läuft, offensichtlich ist der Strom knapp und wird beim Fahren noch knapper. Und der BMW kommt erst mal auch gar nicht.
Hinter der Kuppe geht’s, da hätt ich ja schon länger mal drüberkucken können, ein kurzes Stück steiler bergab. Ich würg die vollbepackte TX 80 m die Steigung hoch, sitz auf, schalt die Zündung ein und laß Sie runter. Sie springt, mit rutschender Kupplung, auf dem allerletzten Meter bevors wieder flach wird, an, Wenn ichs richtig gesehen hab sind mir grad die jungen Leute mit dem Starthilfekabel-BMW entgegengekommen aber da halt ich mich jetzt nicht auf und fahr die zwei Kilometer zu meinem ex - BMW-Fahrer. Die Adresse hab ich vorher ins Navi eingegeben und dort gibts auch eine Steckdose. Ich sitz dann, sehr angenehm, zwei Stunden im Garten, trinke Apfelwein, esse Käsebrot, unterhalt mich ein bisschen mit ihm über die alte, nicht mehr vorhandenen BMW, die Rente, die Welt im Allgemeinen, ... , les in meiner Reiselektüre, .... Und lass nebenbei die Batterie aufladen
Zurück nach Haus sinds, zunächst am Main ‚Schnellstraße‘ bis Würzburg und von dort über die A81 via Ausfahrt Mundelsheim, 167 km. Das muss gehen, um halb neun abends fahr ich los. Nix mehr Kurven und Landstraße, so richtig zügig. Auf halber Strecke Richtung Würzburg wirds dunkel, ich geb mehr Gummi, fahr an Würzburg vorbei und geh auf die Autobahn. Irgendwo zwischen Lauda und Tauberbischofsheim, in der Zwischenzeit ists so richtig krabbanacht (ganz arg dunkel), merk ich, daß der Blinker beim Überholen immer müder wird. Und das Licht dunkler.
Hier, auf einer Autobahn, kein Standstreifen, ohne Licht stehenzubleiben wär der Supergau, also klemm ich mich hinter einen Pkw der so um die 120 fährt und mach das Licht aus. Was den erst veranlasst langsamer und dann, als ich nicht überhol, schneller zu fahren. Aber ich bleib dran, klemm mich dann hinter einen andern, mach das Licht immer mal wieder an und auch wieder aus und kuck, daß ich Land gewinn.
Das funktioniert bis zur Ausfahrt Mundelsheim wo’s, Nachts um halb zwölf, eine rote Ampel gibt. Anstatt durchzufahren geh ich intelligenterweise vom Gas und der Motor geht einfach aus. Samt allen Kontrolllampen, nullkommanull Strom (*)

Bis Mundelsheim geht’s einen guten Kilometer erst leicht, dann steiler bergab. Ein freundlicher Autofahrer rollt mit Warnblinker hinter mir her damit mich, unsichtbar wie ich ohne jegliches Licht bin, keiner umfährt.
Und aus Mundelsheim, 7 km von zu Haus, holt mich dann, morgens um eins, mein Junior ab. Die Batterie nehm ich mit, lad sie über Nacht und hol am nächsten Tag die TX, die natürlich sofort wieder anspringt. Mit der ich aber so beleidigt bin daß ich seit diesem Tag keinen Handschlag an ihr getan habe. Immerhin hab ich in der Zwischenzeit Carsten mit Fragen zur Elektrik gequält und nächste Woche nehm ich die Fehlersuche in Angriff. Hab ich zumindest vor.
(*) Ein Rätsel bleibt bis heute: Nachts auf der Autobahn ist die TX bei Tempo 120 ~5.000 rpm ganz offensichtlich mindestens 50 km mit leerer Batterie gelaufen, hat also Strom produziert, bis ich an der roten Ampel der Ausfahrt die Drehzahl einmal unter die Ladedrehzahl hab absinken lassen. Da hätt die Zündung Strom aus der Batterie gebraucht aber die war leer und damit wars vorbei - aber wenn die Lichtmaschine Strom für die Zündung macht wieso lädt das Mistding dann die Batterie nicht?
In St. Peter war ich zwei Tage später trotzdem – mit der geliehenen BMW K100RS eines Freundes. Auch mal ein Erlebnis. Und zuverlässig, da hatte mein Helfer aus Gemunden recht, war sie - eben eine BMW.