Z750-tensioner.jpg
Hallo,
so nach längerer Zeit versuche ich die Frage von Martin zu beantworten. Habe sein Bild benutzt um die weichen und harten Federn zu markieren.
Bei den B3/B4 Federn ist es anhand Martins Messung (und auch anhand der Optik) eindeutig welche die harte und welche die weiche Feder ist.
Bei den B1/B2 Federn beruht meine Annahme auf der Optik (konstruktive Ausführung) der Federn.
B3/B4 Federn:
- Wenn man die beiden Federn so belastet, damit der Bolzen mit der Hülse bündig ist (so wie es die Einstellungsvorschrift vorsieht), verbleiben zwischen fester Federauflage-Scheibe und Hülsenende noch 0,65mm Restfederweg. (Messung Martin) d.h. weiche Feder hat nach Einstellung einen
Restarbeitsweg von 0,65mm.
- Bei weiterer Vorspannung werden die 0,65mm Restarbeitsweg aufgebraucht bis Federauflagescheibe auf Hülsenende aufliegt. (Messung Martin)
- Danach wird die harte Feder weiter komprimiert (ca. 0,5mm bevor Bolzen auf Kettenschiene aufliegt; Messung Martin), ohne dass sich der Überstand des Bolzen gegenüber Hülse weiter vergrößert. verständlich da Federauflagescheibe fest auf Bolzen und bereits auf Hülsenende aufliegt. Laut Messung hat die harte Feder einen Arbeitsweg von ca. 0,5mm.
Bedeutung + Funktionsprinzip:
Im Betrieb hat die weiche Feder einen Arbeitsweg von 0,65mm und die harte Feder von ca. 0,5mm. Der Arbeitsweg der harten Feder wird dann relevant, wenn die die Federauflagescheibe am Hülsenende aufliegt und der Arbeitsweg der weichen Feder aufgebraucht ist.
Wenn ich mir die Konstruktion ansehe fällt die Länge der weichen Feder auf. Wichtig ist sich ins Gedächnis zu rufen was wir hier haben. Erstens einen Paralleltwin – der ordentlich Drehungleichförmigkeit produziert und den Kettentrieb somit belastet. Zweitens einen Kettenspanner, der nicht nur für die Rückstellung der Kette (mittels Federkraft) und Begrenzung der Auslenkung der Kette (mittels Federkraft) sorgen soll, sondern auch eine Dämpfungsfunktion im Idealfall haben sollte. (x1) Das bringt uns zurück zur Länge der weichen Feder, welche im statischen Zustand bis auf die 0,65mm Überstand in der Hülse geführt ist. Beim Komprimieren einer Feder nimmt auch deren Durchmesser zu und ich nehme stark an, dass die weiche Feder im Gehäuse reibt ( @ Martin – prüfen ?!). Somit haben wir dann einen klassischen Reibungsdämpfer (!) der hohe Schwingungsamplituden verhindern soll.
Nehmen die Kettenkräfte weiter zu kommen die ca. 0,5mm Arbeitsweg der harten Feder zum Tragen, bevor die Kette knallhart vom Bolzen an weiterer Auslenkung gehindert wird. Ob die Windungen bzw. wieviel Windungen der harten Feder sich in diesem statischen Zustand (harte Feder gespannt; Bolzen liegt auf Kettenschiene) berühren, vermag ich im Bild mit der Ventilfederpresse nicht genau zu erkennen. Der Windungsabstand der harten Feder in diesem Zustand ist auf jeden Fall geringer und die Windungen selbst schwingen ja auch im Betrieb. Eine Feder kann dann so ausgelegt werden, dass sich die schwingenden Windungen im Betrieb berühren. Das erzeugt wieder einen Dämpfungseffekt aufgrund von Reibung.
B1/B2 Federn:
Wenn die o.g. Erklärung stimmt, was bedeutet das übertragen auf die B1/B2 Konstruktion.
Lange weiche Feder wird anfangs hauptsächlich komprimiert (= macht erstmal den Großteil des Arbeitswegs aus). Diese Feder ist aber nicht in einem Gehäuse geführt. Man kann auch hier annehmen dass es Reibungsdämpfung zwischen den schwingenden Windungen gibt.
Die weiche Feder der B3/B4-Konstruktion ist in der Hülse geführt und wenn man auch hier Reibungsdämpfung zwischen den schwingenden Windungen annimmt, ist es in der Summe ein Vorteil für die B3/B4 Konstruktion, da zu der Windungsdämpfung untereinander zusätzlich die Windungsdämpfung zur Hülse hinzuaddiert werden muss. vom Prinzip her Vorteil B3/B4
- Die harte Feder bei B1/B2 ist im Hülsengehäuse geführt und auch hier nehmen wir Windungsdämpfung untereinander und Windungsdämpfung zur Hülse an. Die harte B3/B4 Feder hat nur Windungsdämpfung untereinander. vom Prinzip her Vorteil B1/B2
Aber bzw. genauer (!):
Weiche Feder von B3/B4 hat mehr Windungen als die weiche Feder von B1/B2 somit gibt es nicht nur den prinzipiellen Vorteil (beide Arten der
Reibungsdämpfung vs. eine Art von Reibungsdämpfung bei B1/B2) sondern aufgrund der erhöhten Anzahl der Windungen nochmal einen deutlichen Zuwachs des Absolutwertes der Dämpfungskonstante.
Harte Feder von B3/B4 hat deutlich mehr Windung als die harte Feder von B1/B2. Prinzipiell hat B1/B2 Vorteile aufgrund der beiden Dämpfungsgarten. Welche Konstruktion jetzt den höheren Absolutwert hat (Windungsdämpfung untereinander + Windungsdämpfung zur Hülse vs. Windungsdämpfung vieler Windungen untereinander) vermag ich nicht zu beurteilen. Vom Gefühl erwarte ich hier einen geringeren Unterschied der Absolutwerte.
Fazit:
In Summe sehe ich die B3/B4 – Konstruktion als die cleverere Konstruktion (d.h. welcher Feder gebe ich die Windungsdämpfung vs. Hülse) hinsichtlich Dämpfungseigenschaften an. Zweitens at die B3/B4 – Konstruktion sowohl bei der weichen als auch bei der harten Feder und somit im Gesamtfederpaket mehr Windungen – was ein Vorteil ist wenn man Windungsdämpfungen der Windungen untereinander annimmt.
Absolutwerte der Federsteifigkeiten würden eine bessere Einschätzung ermöglichen.
(x1) – mir ist bewusst, dass modernere Konstruktionen mechanische Kettenspanner haben, die immer weiter ausfahren können, aber nicht mehr zurück aufgrund von Rastmechanismus. Warum fkt. diese Spanner auch ohne (je nach Konstruktion) Dämpfung? – Zum einen sind modernere Motoren oder die Motoren, die ich kenne und solche Kettenspanner benutzen, keine Paralleltwins (eher Vierzylinder mit weniger Drehungleichförmigkeit) und zum anderen ist die Kettenführung i.d.R nicht so stark umgelenkt wie bei B1-B4. Das Risiko bei den Kettenspannern mit Rastmechanismus ist, dass bei einer Kettenschwingung der Kettenspanner zu weit ausfährt und die Kette zu stark spannt, da ein Rückstellen wegen Rastmechanismus nicht möglich ist. Passiert selten, kann aber passieren. Bei meiner ZX9R B war das bei der Primärkette der Fall. Hat gedauert bis ich das pfeifende Geräusch (trotz Ölschmierung) lokalisieren konnte. Kette knallfest vorgespannt und Kunststofflaufschiene des Spanners schon gut in Mitleidenschaft gezogen. Ist schon Jahre her und der thread evtl. noch im zxr750-Forum zu finden.
p.s. bin vom 2.11-18.11 in Urlaub und weiß nicht wie es mit Internet dort aussieht. Mal gucken wie ich es aushalte, wenn ich hier nicht die Technik topics
verfolgen kann;).
grüße
mark