Slowenien 2023
Verfasst: Mi 17. Apr 2024, 00:27
Sicher fünf Mal haben wir die jährliche Ausfahrt Richtung Südosten, Slowenien, Kroatien, …, geplant, ein, zwei Mal sind wir auch in die Richtung gestartet. Mal waren uns dann aber schon bei der Anreise die zu erwartenden Paßstraßen doch zu niedrig, mal hats so geregnet, daß wir am Brenner Richtung Süden und Sonne abgebogen sind, es ist einfach nie was geworden. Aber dieses Mal hats wirklich geklappt.
Ich fahr in der letzten Septemberwoche am Vorabend unserer Tour zu einem Yamaha-Treffen um dann morgens, bei strahlender Sonne, über die eiskalte Ostalb 80 km nach Bad Urach zu fahren von wo wir, Stefan, Josef und ich, nach einem Aufwärmkaffee gemeinsam starten.
Hier bin ich schon leicht angefrostet.
Die Route, Isny, Sonthofen, übers Oberjoch, durchs Tannheimer und weiter durchs Namlostal, dann via Tirol Richtung Oberammergau, Bad Tölz ist super schön zu fahren aber es ist arschkalt und wir ziehen, vom Faserpelz bis zum Regenanzug, alles an, was wir zu bieten haben. Das Thermofutter der Kombi hab ich, wir reden vom Spätsommer und einer Fahrt an die Adria, vorsorglich zu Hause gelassen.
Wir frieren und die erste Nacht auf einem Camping am See ist dann auch noch so richtig erfrischend.
Am zweiten Tag erspart uns Österreich 30 Euro Mautgebühr, die Großglockner-Hochalpenstraße ist aus unerfindlichen Gründen (nur) für Motorräder gesperrt.
Soll man das jetzt ernst nehmen, die beiden verfrorenen Kollegen in der Bushalte packen erst mal das Vesper aus und wie die Ersten, die die Infotafel forsch ignoriert haben, nach einer halben Stunde zurückkommen, wissen wir, daß die Sperrung ernst ist.
Weiter, vorbei an glücklichen Kühen, denen das Wetter völlig wurscht ist …
.. über den Gerlospaß wo‘s, hier die Krimmler Wasserfälle, eiskalt regnet …
… und sie uns mauttechnisch, ein kleines räuberisches Bergvolk am Fuße der Alpen, dann auch doch noch kriegen.
Von da entlang der allgemeinen Wetterlage
zum Dachstein
Groß und mächtig, schicksalsträchtig
Um seinen Gipfel jagen
Nebelschwaden
Ja, ich weiß, hier geht’s um den Watzmann https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Watzmann_ruft aber zum Dachstein passt das heute auch. Und endlich hat, trotz Nebelschwaden, das Wetter ein Einsehen.
Jetzt geht’s nach Süden, über den Sölkpaß …
… zum Wörthersee wo sichs wieder einpisst, so daß wir, statt Camping …
… ein Zimmer in der Post buchen und den Tag im zugehörigen Restaurant genußvoll abschließen
Am nächsten Tag gehts über den Wurzenpaß. Der war mal als steilster Straßenpaß Europas mit bis zu 24% berühmt und ist jetzt auf 18% entschärft – immer noch ganz schön steil. Außerdem ist er gut bewacht – unser Ex-ZDL macht sich, ganz dem Zeitgeist entsprechend, verteidigungsbereit.
Und dann sind wir in Slowenien, das Wetter wird gut, klasse Aussichten
Über den Predil-Paß mit historischer Festung aus napoleonischer Zeit
… nach Raibl mit photogenem Erzbergwerk
Und, Kurven, Kurven, Kurven, weiter zur mautpflichtigen Mangartstraße
https://alpenrouten.de/Klanska-Skrbina- ... nt585.html
Aussicht!
Die Kollegen amüsieren sich …
… weil ich die letzten beiden garstig steilen, wegen Steinschlags gesperrten Kilometer, mühsam zu Fuß hochdackel …
… um auf der andern Seite der Lahnscharte 600 m runterzukucken
Na, wenn wir schon mal da sind
Von da an entlang der Soca …
… mit superschönen Bade- und Wildwasserbuchten …
… und durch den Tolmin-Nationalpark wo die Straße am Ende des Tals zu einem namenlosen Paß mit Aussichtspunkt in zig Kurven von da unten praktisch senkrecht die Wand hoch geht.
Mit vielen Kurven wieder runter zu einem kleinen kalorienarmen Zwischenstop
Aus den Bergen da hinten sind wir grad raus.
Klasse Strecke aber Ich hab jetzt grad eine Stunde mit Google Maps gerätselt wo wir da tatsächlich gefahren sind. Muß ungefähr so ausgesehen haben
Weiter geht’s auf schnellen Straßen bis Bled
Geklautes Drohnenfoto von der städtischen Webseite, die Straße geht unten vorbei. Fällt fast nicht auf, oder?
Wir sind da mittags gegen vier und wollen noch 100 km weiter zum Camping nach Logatec, überschaubare Strecke
Wenn wir nicht in die Navi-Falle gegangen wären. Früher sind wir mit einem einzigen Navi gefahren, dann warens zwei, jetzt hat jeder eins.
Und jeder hat auch die selben Waypoints eingegeben, aber, wie sich später rausstellt, reisen wir, Josef und ich haben sogar das selbe Gerät, auf unterschiedlichen Grundeinstellungen.
Die Route ist schwarzwaldähnlich, bergig, Wald, Kurven, rauf und runter, schön zu fahren und wir fahren brav hinter Stefan her. Nach ca 25 Kilometer sagt mein Navi ‚Links abbiegen‘ Stefan fährt gradaus. Vier Kilometer weiter ein Ort mit Großbaustelle, jetzt sagt Stefans Navi ‚wenden‘ und meins sagt 'vorne geht’s links weiter'.
Wir fahren durch die Baustelle, dahinter erst Asphalt, dann geht’s über gut geschotterte Waldwege und die Navis spielen verrückt. Meins will mehrmals direkt ins Gebüsch abbiegen, die beiden anderen wollen zumindest auf dem Weg weiter aber da kommt nichts. Wir haben keinen Plan und vor Allem auch keine Ahnung wo wir wirklich sind
Irgendwann landen wir bei einem Bauernhof ...
… mit einem Landwirt der perfekt Englisch spricht. Noch 500 m, sagt er, dann ist der Weg wieder asphaltiert und dort sind wir dann auch richtig.
Das mit dem Asphalt stimmt aber wir kommen wieder an eine Ecke, wo die Navis sich nicht einig sind. Nach geschätzt fünf weiteren Kilometern geht’s mit Straßenschild links runter, unten siehts zivilisiert aus und wir finden den addressierten Ort auch auf der Karte, hier sind wir richtig.
Leider ist die Straße aber gesperrt und aufgerissen.
Sieht harmlos aus, ich, Offroadprofi fahr natürlich runter und bin froh, als ich zehn Minuten später, hinter einer Kurve hat ein Bagger einen Quergraben gezogen, wieder aus dem weichen Dreck raus und lebendig zu meinen Kameraden zurückgeschlingert bin, dies, klüger als ich, erst gar nicht ernsthaft probiert haben.
Also weiter. Schließlich landen wir in einem kleinen Gehöft wo wir nach dem Weg fragen. Zehn Kilometer zurück, sagt die freundliche junge Frau ebenfalls auf Englisch, gibt’s einen Abzweig, der uns zurück in die Zivilisation bringt .
In der Zwischenzeit haben wir sicher anderthalb Stunden vergeigelt und sind deutlich hinter unserm Zeitplan. Und mein Navi, später stellt sich raus daß ich als einziger Offroadstrecken nicht gesperrt habe, sagt, über den Feldweg gradaus geht’s deutlich kürzer.
Sie meint, den fahre man höchstens mit dem Traktor aber wir probierens. Fünfhundert Meter geht’s über einen Grasweg, zwar holprig aber relativ eben, bis zu einer Abfahrt, die, zumindest siehts von oben so aus, im freien Fall runter in ein Waldstück geht.
Mir geht die Muffe, ich bleib stehen und Stefan stürzt sich an mir vorbei in die Tiefe Da bleibt Josef und mir gar nichts anderes übrig, müssen wir jetzt auch durch.
Für diesen letzten Kilometer haben wir mit den voll beladenen Motorrädern wenigstens zwanzig Minuten gebraucht und zumindest ich hab dabei Blut und Wasser geschwitzt. Spurrinnen, enge Kehren, steil durch den Wald, links neben dem Track gehts richtig den Hang runter ... Anhalten, Motorrad abstellen, umdrehen, …, nicht dran zu denken.
Aber endlich wieder Straße, noch siebzig Kilometer zum Camping. Und schon wird’s, wir haben die letzte Septemberwoche, auf der kurvigen Landstraße zweiter Ordnung dunkel. Der H4 der Kawa ist erbärmlich, Stefan fährt vorn, ich orientier mich an seinem Rücklicht und hoff, daß zumindest er was sieht und ich nicht mit und hinter ihm in den Graben fahre.
Plötzlich kommt, direkt vor uns, aus einer Querstraße ein Mini. Der hat richtig Licht, kennt offensichtlich die Stecke und ist überzeugt, schneller zu sein als jedes Motorrad. Für uns wiederum die einzige Chance, was zu sehen und so kleben wir todesmutig mindestens 40 km hinter ihm bis wir auf einer Art Bundesstraße kommen.
Bis wir dann den Camping https://www.grajski-park.si/ finden dauerts noch und wir gehen, anstatt zunächst die Zelte aufzubauen, in die zugehörige Kneipe um erst mal zu wieder zu Kräften zu kommen
Es gab auch was zu Essen, nicht daß hier ein falscher Eindruck entsteht.
Danach Aufbau der Zelte
Aber nicht für mich, ich richt mich unter dem Vordach einer Art Pfadfinderunterkunft ein wo ich wunderbar schlafe und morgens dann auch nicht den ganzen Krempel wieder abbauen und verzurren muß.
Frühstück …
… und dann weiter, Tagesziel ist der erste Strandcamping jenseits der slowenischen Grenze in Kroatien. Das sind über Nebenstraßen knappe 200, wenig aufregende Kilometer
Immer mal wieder eine kleine Rast
Daß wir die hier bei der Rast getrunken haben glaub ich nicht. Eher in froher Erwartung des Tagesziels fürs Foto aufgestellt.
Und dann weiter
Und endlich sind wir da
Hier gibt’s dann tatsächlich die beiden Biere.
Paradiesisch!!!!
Ein Tag Pause
Das verschwitzte Zeug weg
Rückmeldung an die Bodenstation
Baden – kein Foto, die Fotografen sind alle im Wasser, Abendstimmung
Sonnenuntergang direkt vor der Restaurantterasse ...
... wo wir's uns gut gehen lassen.
Am nächsten Tag Rückreise. Wieder in Slowenien, ein Städtchen mit Partisanentradition und dem verblichenen Charme der k & K - Monarchie
So viel Streckenenalternativen gibt’s hier nicht, wir fahren auf kleinen Straßen oberhalb des Golf von Triest Richtung Nordwesten zurück in die Slowenian Mountains
Wieder eine Rast mit Streckenplanung und Beratung durch einen einheimischen Biker ...
... und unter göttlicher – Neptun(?) – Aufsicht
Das Wasser hat wieder diese superschöne Farbe …
… und auch sonst gibt’s was zu sehen
Jetzt sind wir schon wieder Richtung Mangart an der Festung Kluze
Ein Notausstieg …
… ob da tatsächlich einer freiwillig hochsteigt.
Einfach tolle Straßen
Weiter geht’s , zunächst nach Italien und dann entlang der Grenze zu Österreich Richtung Südtirol. Vor Pontebba trennen wir uns, die Kollegen fahren onroad über den Plöcken nach Österreich und ich über den Passo del Cason di Lanza https://alpenrouten.de/Cason-di-Lanza-P ... int77.html.
Von dem zweig ich hier ...
... über den Passo Polentin https://alpenrouten.de/Polentin-Passo-S ... nt600.html über die grüne Grenze nach Österreich ab
Die geschätzt ersten anderthalb Kilometer gehts mit einer Mischung aus teilweis recht grobem Schotter mit fetten Steinen, Dreck und betonierten Zwischenstücken steil und kurvig durch den Wald hoch. Schnell fahren ist nicht und ich bin froh, daß ich bei hoch komm, ohne den Motor in irgend einer steilen Ecke, wo man weder anhalten noch, vor allem, wieder anfahren will, abzuwürgen und die Kawasaki womöglich umzuschmeissen. Hinter der Grenze, nach Österreich runter, fahr ich dann entspannt auf angenehm geschotterten Waldwegen.
Auf der anderen Seite treffen wir uns am frühen Abend wieder und fahren nach einer Übernachtung auf dem Bio-Camping in Körtschach weiter Richtung Südtirol.
Einfach noch ein paar Fotos
Ich hab mich immer gewundert, wenn ich bei unseren Touren zwei Kilo Gewicht zu- anstatt drei abgenommen hatte. Aber langsam versteh ichs
Und hier, beim Fidelisbeck in Vogt im Allgäu ist Schluß.
Slowenien - wie heißts bei eBay immer so schön, GERNE WIEDER!!!
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Noch was Technisches: 2.875 km mit einem Durchschnittsverbrauch 5,15 l/100 km