Mit dem Navi über den Balkan
Verfasst: Mi 9. Okt 2024, 00:33
Früher war alles besser!
Nicht nur, daß ich jahrelang morgens um halb fünf locker aus dem Bett gehüpft bin um, nach Frühstück und Zeitungslektüre, eine Stunde später vor dem Hauptverkehr gut 30 km zur Arbeit nach Stuttgart zu fahren. Nein, ich konnt mir bei Motorradtouren auch die Strecke im Kopf merken, die Karte im ‚Präsentationsfach‘ des Tankrucksacks während der Fahrt abscannen und mit überörtlichen Ausschilderungen, Ortschildern und sonstigen Hinweisen bezüglich Zielrichtung abgleichen.
Alles vorbei – spätestens nach dem zweiten Ortsschild bin ich mir nicht mehr sicher ob ich richtig oder falsch bin und um die Karte zu lesen muß ich anhalten, die Sonnenbrille abnehmen und die Lesebrille aufsetzen. Und dann vor der Weiterfahrt das Ganze wieder zurück.
Damit ich die Orientierung nicht vollends verlier haben mir die Kollegen bei meinem Ausstand zur Rente ein Motorradnavi geschenkt. Vorgesehen war ein TomTom, ich wollt, weils im Gegensatz zum TomTom – wenn man(n)s denn kann – mit open street maps erweiterbar ist, ein Garmin und hab ein Zumo XT bekommen.
Mit dem ich mich drei Jahre lang mehr oder weniger angefreundet habe bevor ich damit nach Albanien gefahren bin. Kleinere Probleme in unserer Freundschaft hab ich bereits, ungefähr in der Mitte des Berichts zu unserer letztjährigen Slowenientour beschrieben viewtopic.php?t=4239
So, die Routenplanung, wenn ich nicht frei Schnauze fahre und die Strecke dem Navi überlasse, mach ich zumindest bei dieser Tour am Vorabend mit Karte und Google Maps, geb dann ein paar Routenpunkte ins Garmin ein, schau obs einigermaßen passt und korrigier ggf. direkt über die Garminkarte.
Das funktioniert meistens, sagen wir mal, wir, das Navi und ich, haben uns auch dazu über die drei Jahre einigermaßen verständigt.
Nach knapp 4.000 gefahrenen Gesamtkilometern bin ich zwar auf der Anreise zwischen Italien und Österreich offroad über den Passo Polentin https://alpenrouten.de/Polentin-Passo-S ... nt600.html aber seitdem in Bosnien, Montengro, Kosevo, Nordmazedonien und Albanien bis kurz vor der Rückfahrt zwar schon auch grottenschlechte Straßen aber noch keinem Meter wirklich offroad gefahren.
Da trifft sichs gut daß ich, praktisch schon auf dem Rückweg, auf einer gut zweistündigen Fährfahrt über den Koman Lake ...
... einen Münchner mit einer alten GS treffe, der mir erzählt, daß es zwischen Shkoder und dem Hochtal um Theth https://de.wikipedia.org/wiki/Theth sowohl eine, zumindest hat er sie so beschrieben, gut ausgebaute kurvige Asphaltstrecke wie auch eine Offroadstrecke‚ … für 35 km drei Stunden …‘ gibt.
Deshalb beschließe ich, am nächsten Tag frühmorgens von Ledis Place (free) Camping & Restorant …
… ins 40 km entfernte Shkoder überzusiedeln, dort in ein Hotel oder Hostel einzubuchen, das Gepäck abzuladen und dann ohne Ballast ab nach Theth.
Gesagt, getan, um 10 Uhr in der Frühe nehm ich als alleiniger Inhaber ein Fünfbettzimmer im Hostel 'Open Doors, Bed & Breakfast' https://www.booking.com/hotel/al/opendoorsbnb.de.html ... sieht von außen nicht so toll aus, war aber super empfehlenswert, sauber, angenehme, hilfsbereite 'Hostelmutti', super Frühstück, !!!
… in Shkoder in Beschlag, lade ab und starte onroad Richtung Theth.
Die Route hab ich am Vorabend versucht ins Navi einzugeben. Von Ledis Place nach Shkoder null Problem. Von Shkodr nach Teth 'onroad' ebenfalls ohne Probleme. Aber die Offroadstrecke von Theth über Kir und Drisht zurück nach Shkoder, die Google Maps hier als befahrbar anzeigt will das Garmin ‚oms Verrecka net‘ (absolut gar nicht) akzeptieren. Obwohl ich ‚offroad' in den Einstellungen freigegeben habe und das ‚Sträßchen‘ am Fluß entlang samt der Zwischenziele auf der Garminkarte sichtbar, aber eben trotzdem nicht antatschbar ist.
Was solls, wenn ich im Navi den Weg und dazu meine Position seh wird’s schon klappen.
70 km bis Theth, ich fahr los und nach 20 km, grad als ich auf die Nebenstrecke in die Berge abbiege, fängts an zu nieseln. Nach weiteren 15 km regnets richtig und ich stell mich unter, zieh den Regenanzug an und tausch die klatschnassen Sommer- gegen die Allwetterhandschuhe.
Die Strecke wird eng und verläuft kurvig steil bergauf, bei Trockenheit sicher wunderbar zu fahren aber es pisst in Strömen. Nebel kommt auf, und ich eier durch die nassen Kurven aber Umdrehen kommt nicht in Frage. Dann geht’s noch 5 km wieder bergab nach Theth ...
… wo ich mich im Hof eines Hostels unter ein Schutzdach setze. Wie die polnischen Indiantreiber da wohl hochgekommen sind?? Chapeau!!
Ich fahr weiter Richtung Offroadrückweg, laut Navi bin ich schon auf ‚unbefestigte Straße‘ aber noch hab ich Asphalt. Nach 10 km ein kleiner Ort, das Navi zeigt zwar den Standort und auf der anderen Flußseite seh ich auch die gesuchte Strecke aber das Garmin verweigert die Navigation da hin – eine Option rüberzukommen wär eine Art Furt durch das Flüsschen, aber das probier ich lieber nicht, es wird ja wohl irgendwo eine Brücke geben, aber wie find ich die jetzt?
Am Ortsende geht die Straße in einen Feldweg über, das wird’s wohl sein. Nach 50 m eine nicht einsehbare Kurve, ich fahr schwungvoll rein und steh dahinter in einer Art Bachbett mit fetten Steinen vor einer Steilauffahrt
Vor 10 Jahren wär ich da wahrscheinlich weitergefahren und als Konsequenz, zumindest bei dem Wetter, möglicherweis nie mehr rausgekommen. Aber mit dem Alter kommt selbst bei mir die Vernunft, ich überleg kurz, manöverier wieder raus und dreh um.
Womit die Offroad-Geschichte zu Ende ist. Aber nicht die mit dem Navi.
Auf Straße zurück. Es regnet immer stärker, ich seh kaum was und dann kommt am höchsten Punkt der Strecke kurz hinter Theth auch noch ein Gewitter dazu. Es blitzt, ich zähl einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig,vierund…, dann lässts einen Schlag. Also noch über einen Kilometer entfernt, Gottseidank!
Das Gewitter begleitet mich gute 10 Kilometer bergab, der Regen wird immer stärker und das Navi fängt an zu spinnen, wechselt von selbst wild zwischen den Bildschirmen, schaltet sich ganz von selbst aus und auch wieder ein. Das ist jetzt erst mal nicht wirklich schlimm, auf der Strecke kann ich gar nicht falsch fahren.
Ca 6 Kilometer vor Shkodr wird der Regen so stark daß ich Schritt fahren muß und dann unter das Dach einer Tankstelle flüchte.
Der Tankwart sitzt unter dem Vordach auf der Eingangstreppe zur zugehörigen Werkstatt, winkt mich zu sich, ich setz mich dazu und wir schaun stumm, er nur, ich kein Albanisch, gemeinsam in den Regen.
Eine Gruppe Italiener kommt, stellt sich auch kurz unter und beschließt dann weiterzufahren
Die sind ja wohl wahnsinnig!
Wie ich da so sitze fällt mir ein, daß ich nicht wirklich weiß wie mein Hostel, das ich bei Booking.com zwar rausgesucht aber nicht dort, sondern direkt vor Ort gebucht hab, heißt. Und daß ich auch die Adresse nicht kenne. Aber wenigstens die ist im Navi weil ich mit dem da ja hinnavigiert bin. Das sich aber in der Zwischenzeit praktisch nicht mehr bedienen lässt.
Geh ich sicherheitshalb noch mal bei Booking.com rein, das Hostel muß ja mittels Filter für Preis und Frühstück inclusive problemlos, auch ohne den Namen, noch mal zu finden sein. Aber ich finds nicht, möglicherweis hats die Hostelmutti ja als belegt rausgenommen. Wenn jetzt das Navi vollends abschmiert wird’s ganz, ganz eng, ich hab keine Ahnung wie ich ohne zu meinem Bett, vor allem aber zu meinem im Hostel deponierten Gepäck, zurückfinde.
Der Regen lässt nach, ich fahr weiter. Das Navi spinnt, ich fuhrwerk mit den klatschnassen Handschuhn wild auf dem Touchpad rum, ums zu Räson zu bringen und bieg tatsächlich nach 20 Minuten in die kleine Querstraße mit dem Hostel ein. Wo, nicht gelogen!!! schlagartig der Bildschirm erlischt und das Navi seither tot ist.
Eigentlich will ich, nachdem ich den Schock überstanden und mich trockengelegt hab, am Abend noch ein bißchen zu Fuß Shkodr kucken und dabei auch was essen.
Ausgeschlossen, wetter.com sagt zwar stundenlang '... in 45 Minuten hört der Regen auf ...' aber das Wetter hält sich nicht dran, auf dem Regenradar ist zu sehen wie das Unwetterzentrum wie festgenietet über Shkodr hängt, dabei mal zwei, drei Kilometer rauswandert und dann wieder zurückkommt, es gießt stundenlang in Strömen, das Gewitter hängt direkt über meinem Hostel, aus dem Fenster schau ich zu wie der Blitz mehrmals drei-, vierhundert Meter weiter einschlägt. Und dann ist auch der Strom weg und damit das Wlan mit der falschen Wettervorhersage. Immerhin kann ich mit der Zeltlampe noch ein Weilchen mein Buch auf meinem Reader weiterlesen.
Eine klasse Show, hab ich - nicht das mit dem Wlan aber den ganzen Rest - seit meiner Kindheit nicht mehr so hautnah erlebt. Und insgesamt hab ich auch noch Glück gehabt, vom nur Luftlinie 25 km entfernten Ledis free Campingplace wär ich wahrscheinlich samt Zelt und Motorrad direkt die 100 Meter runter in den Koman Lake abgeschwommen
Ab da navigier ich die restlichen knapp 2.000 km wie früher – das Foto hab ich zuhause gemacht ...
... mit Karte.
In die fast fast fünfzig Jahre alten Jugoslawienkarte - so was schmeisst man nicht weg - hab ich nur ein- oder zwei mal geschaut aber mit der neuen 1:600.000 Balkankarte komm ich bis zur Slowenisch - Italienischen Grenze und von da bis hinter München mit der Alpenkarte. Und dazu noch einen handschriftlichen Zettel mit dem jeweils tagesaktuell ausgekuckten Streckenverlauf.
Das tote Garmin bleibt im Tankrucksack aber, das hat mir der Kollege auf der Fähre vor Shkodra auch erklärt, auf dem Smartphone hab ich einen Download der Balkankarte auf der ich nach einiger Übung, Versuch macht kluch, eine offline-Streckenplanung hinbekomme. So daß ich, wenn ich nicht mehr weiß ob ich richtig bzw. wo überhaupt ich bin, das Smarti starten und mich wieder neu orientieren kann.
Es wär sicher auch ohne gegangen, ging ja früher auch. Wirklich gebraucht hab ich Google Maps um aus der Großstadt Shkodra rauszufinden. Wobei es natürlich hilfreich wär, einen Halter fürs Smartphone am Motorrad zu haben. Mit dem Smarti in der Hand zu fahren und dabei den richtigen Weg auszukucken ist nicht wirklich spassig.
Ein Nachtrag noch: Wieder zuhaus Anruf bei der Garmin Supporthotline. Ich bin darauf vorbereitet mich ins Telefon zu erbrechen, der Mensch am anderen Ende fragt meine bzw. die Daten des Navis ab, sagt ' ... hier haben wir Sie ja ... ', lässt sich das Problem schildern und bietet sofort von sich aus kostenlosen Tausch an. Er schickt einen Link mit Anweisungen 'how to do' und Versandlabel, heut habe ich die Nachricht per mail bekommen daß das Tauschgerät unterwegs ist.
Nicht nur, daß ich jahrelang morgens um halb fünf locker aus dem Bett gehüpft bin um, nach Frühstück und Zeitungslektüre, eine Stunde später vor dem Hauptverkehr gut 30 km zur Arbeit nach Stuttgart zu fahren. Nein, ich konnt mir bei Motorradtouren auch die Strecke im Kopf merken, die Karte im ‚Präsentationsfach‘ des Tankrucksacks während der Fahrt abscannen und mit überörtlichen Ausschilderungen, Ortschildern und sonstigen Hinweisen bezüglich Zielrichtung abgleichen.
Alles vorbei – spätestens nach dem zweiten Ortsschild bin ich mir nicht mehr sicher ob ich richtig oder falsch bin und um die Karte zu lesen muß ich anhalten, die Sonnenbrille abnehmen und die Lesebrille aufsetzen. Und dann vor der Weiterfahrt das Ganze wieder zurück.
Damit ich die Orientierung nicht vollends verlier haben mir die Kollegen bei meinem Ausstand zur Rente ein Motorradnavi geschenkt. Vorgesehen war ein TomTom, ich wollt, weils im Gegensatz zum TomTom – wenn man(n)s denn kann – mit open street maps erweiterbar ist, ein Garmin und hab ein Zumo XT bekommen.
Mit dem ich mich drei Jahre lang mehr oder weniger angefreundet habe bevor ich damit nach Albanien gefahren bin. Kleinere Probleme in unserer Freundschaft hab ich bereits, ungefähr in der Mitte des Berichts zu unserer letztjährigen Slowenientour beschrieben viewtopic.php?t=4239
So, die Routenplanung, wenn ich nicht frei Schnauze fahre und die Strecke dem Navi überlasse, mach ich zumindest bei dieser Tour am Vorabend mit Karte und Google Maps, geb dann ein paar Routenpunkte ins Garmin ein, schau obs einigermaßen passt und korrigier ggf. direkt über die Garminkarte.
Das funktioniert meistens, sagen wir mal, wir, das Navi und ich, haben uns auch dazu über die drei Jahre einigermaßen verständigt.
Nach knapp 4.000 gefahrenen Gesamtkilometern bin ich zwar auf der Anreise zwischen Italien und Österreich offroad über den Passo Polentin https://alpenrouten.de/Polentin-Passo-S ... nt600.html aber seitdem in Bosnien, Montengro, Kosevo, Nordmazedonien und Albanien bis kurz vor der Rückfahrt zwar schon auch grottenschlechte Straßen aber noch keinem Meter wirklich offroad gefahren.
Da trifft sichs gut daß ich, praktisch schon auf dem Rückweg, auf einer gut zweistündigen Fährfahrt über den Koman Lake ...
... einen Münchner mit einer alten GS treffe, der mir erzählt, daß es zwischen Shkoder und dem Hochtal um Theth https://de.wikipedia.org/wiki/Theth sowohl eine, zumindest hat er sie so beschrieben, gut ausgebaute kurvige Asphaltstrecke wie auch eine Offroadstrecke‚ … für 35 km drei Stunden …‘ gibt.
Deshalb beschließe ich, am nächsten Tag frühmorgens von Ledis Place (free) Camping & Restorant …
… ins 40 km entfernte Shkoder überzusiedeln, dort in ein Hotel oder Hostel einzubuchen, das Gepäck abzuladen und dann ohne Ballast ab nach Theth.
Gesagt, getan, um 10 Uhr in der Frühe nehm ich als alleiniger Inhaber ein Fünfbettzimmer im Hostel 'Open Doors, Bed & Breakfast' https://www.booking.com/hotel/al/opendoorsbnb.de.html ... sieht von außen nicht so toll aus, war aber super empfehlenswert, sauber, angenehme, hilfsbereite 'Hostelmutti', super Frühstück, !!!
… in Shkoder in Beschlag, lade ab und starte onroad Richtung Theth.
Die Route hab ich am Vorabend versucht ins Navi einzugeben. Von Ledis Place nach Shkoder null Problem. Von Shkodr nach Teth 'onroad' ebenfalls ohne Probleme. Aber die Offroadstrecke von Theth über Kir und Drisht zurück nach Shkoder, die Google Maps hier als befahrbar anzeigt will das Garmin ‚oms Verrecka net‘ (absolut gar nicht) akzeptieren. Obwohl ich ‚offroad' in den Einstellungen freigegeben habe und das ‚Sträßchen‘ am Fluß entlang samt der Zwischenziele auf der Garminkarte sichtbar, aber eben trotzdem nicht antatschbar ist.
Was solls, wenn ich im Navi den Weg und dazu meine Position seh wird’s schon klappen.
70 km bis Theth, ich fahr los und nach 20 km, grad als ich auf die Nebenstrecke in die Berge abbiege, fängts an zu nieseln. Nach weiteren 15 km regnets richtig und ich stell mich unter, zieh den Regenanzug an und tausch die klatschnassen Sommer- gegen die Allwetterhandschuhe.
Die Strecke wird eng und verläuft kurvig steil bergauf, bei Trockenheit sicher wunderbar zu fahren aber es pisst in Strömen. Nebel kommt auf, und ich eier durch die nassen Kurven aber Umdrehen kommt nicht in Frage. Dann geht’s noch 5 km wieder bergab nach Theth ...
… wo ich mich im Hof eines Hostels unter ein Schutzdach setze. Wie die polnischen Indiantreiber da wohl hochgekommen sind?? Chapeau!!
Ich fahr weiter Richtung Offroadrückweg, laut Navi bin ich schon auf ‚unbefestigte Straße‘ aber noch hab ich Asphalt. Nach 10 km ein kleiner Ort, das Navi zeigt zwar den Standort und auf der anderen Flußseite seh ich auch die gesuchte Strecke aber das Garmin verweigert die Navigation da hin – eine Option rüberzukommen wär eine Art Furt durch das Flüsschen, aber das probier ich lieber nicht, es wird ja wohl irgendwo eine Brücke geben, aber wie find ich die jetzt?
Am Ortsende geht die Straße in einen Feldweg über, das wird’s wohl sein. Nach 50 m eine nicht einsehbare Kurve, ich fahr schwungvoll rein und steh dahinter in einer Art Bachbett mit fetten Steinen vor einer Steilauffahrt
Vor 10 Jahren wär ich da wahrscheinlich weitergefahren und als Konsequenz, zumindest bei dem Wetter, möglicherweis nie mehr rausgekommen. Aber mit dem Alter kommt selbst bei mir die Vernunft, ich überleg kurz, manöverier wieder raus und dreh um.
Womit die Offroad-Geschichte zu Ende ist. Aber nicht die mit dem Navi.
Auf Straße zurück. Es regnet immer stärker, ich seh kaum was und dann kommt am höchsten Punkt der Strecke kurz hinter Theth auch noch ein Gewitter dazu. Es blitzt, ich zähl einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig,vierund…, dann lässts einen Schlag. Also noch über einen Kilometer entfernt, Gottseidank!
Das Gewitter begleitet mich gute 10 Kilometer bergab, der Regen wird immer stärker und das Navi fängt an zu spinnen, wechselt von selbst wild zwischen den Bildschirmen, schaltet sich ganz von selbst aus und auch wieder ein. Das ist jetzt erst mal nicht wirklich schlimm, auf der Strecke kann ich gar nicht falsch fahren.
Ca 6 Kilometer vor Shkodr wird der Regen so stark daß ich Schritt fahren muß und dann unter das Dach einer Tankstelle flüchte.
Der Tankwart sitzt unter dem Vordach auf der Eingangstreppe zur zugehörigen Werkstatt, winkt mich zu sich, ich setz mich dazu und wir schaun stumm, er nur, ich kein Albanisch, gemeinsam in den Regen.
Eine Gruppe Italiener kommt, stellt sich auch kurz unter und beschließt dann weiterzufahren
Die sind ja wohl wahnsinnig!
Wie ich da so sitze fällt mir ein, daß ich nicht wirklich weiß wie mein Hostel, das ich bei Booking.com zwar rausgesucht aber nicht dort, sondern direkt vor Ort gebucht hab, heißt. Und daß ich auch die Adresse nicht kenne. Aber wenigstens die ist im Navi weil ich mit dem da ja hinnavigiert bin. Das sich aber in der Zwischenzeit praktisch nicht mehr bedienen lässt.
Geh ich sicherheitshalb noch mal bei Booking.com rein, das Hostel muß ja mittels Filter für Preis und Frühstück inclusive problemlos, auch ohne den Namen, noch mal zu finden sein. Aber ich finds nicht, möglicherweis hats die Hostelmutti ja als belegt rausgenommen. Wenn jetzt das Navi vollends abschmiert wird’s ganz, ganz eng, ich hab keine Ahnung wie ich ohne zu meinem Bett, vor allem aber zu meinem im Hostel deponierten Gepäck, zurückfinde.
Der Regen lässt nach, ich fahr weiter. Das Navi spinnt, ich fuhrwerk mit den klatschnassen Handschuhn wild auf dem Touchpad rum, ums zu Räson zu bringen und bieg tatsächlich nach 20 Minuten in die kleine Querstraße mit dem Hostel ein. Wo, nicht gelogen!!! schlagartig der Bildschirm erlischt und das Navi seither tot ist.
Eigentlich will ich, nachdem ich den Schock überstanden und mich trockengelegt hab, am Abend noch ein bißchen zu Fuß Shkodr kucken und dabei auch was essen.
Ausgeschlossen, wetter.com sagt zwar stundenlang '... in 45 Minuten hört der Regen auf ...' aber das Wetter hält sich nicht dran, auf dem Regenradar ist zu sehen wie das Unwetterzentrum wie festgenietet über Shkodr hängt, dabei mal zwei, drei Kilometer rauswandert und dann wieder zurückkommt, es gießt stundenlang in Strömen, das Gewitter hängt direkt über meinem Hostel, aus dem Fenster schau ich zu wie der Blitz mehrmals drei-, vierhundert Meter weiter einschlägt. Und dann ist auch der Strom weg und damit das Wlan mit der falschen Wettervorhersage. Immerhin kann ich mit der Zeltlampe noch ein Weilchen mein Buch auf meinem Reader weiterlesen.
Eine klasse Show, hab ich - nicht das mit dem Wlan aber den ganzen Rest - seit meiner Kindheit nicht mehr so hautnah erlebt. Und insgesamt hab ich auch noch Glück gehabt, vom nur Luftlinie 25 km entfernten Ledis free Campingplace wär ich wahrscheinlich samt Zelt und Motorrad direkt die 100 Meter runter in den Koman Lake abgeschwommen
Ab da navigier ich die restlichen knapp 2.000 km wie früher – das Foto hab ich zuhause gemacht ...
... mit Karte.
In die fast fast fünfzig Jahre alten Jugoslawienkarte - so was schmeisst man nicht weg - hab ich nur ein- oder zwei mal geschaut aber mit der neuen 1:600.000 Balkankarte komm ich bis zur Slowenisch - Italienischen Grenze und von da bis hinter München mit der Alpenkarte. Und dazu noch einen handschriftlichen Zettel mit dem jeweils tagesaktuell ausgekuckten Streckenverlauf.
Das tote Garmin bleibt im Tankrucksack aber, das hat mir der Kollege auf der Fähre vor Shkodra auch erklärt, auf dem Smartphone hab ich einen Download der Balkankarte auf der ich nach einiger Übung, Versuch macht kluch, eine offline-Streckenplanung hinbekomme. So daß ich, wenn ich nicht mehr weiß ob ich richtig bzw. wo überhaupt ich bin, das Smarti starten und mich wieder neu orientieren kann.
Es wär sicher auch ohne gegangen, ging ja früher auch. Wirklich gebraucht hab ich Google Maps um aus der Großstadt Shkodra rauszufinden. Wobei es natürlich hilfreich wär, einen Halter fürs Smartphone am Motorrad zu haben. Mit dem Smarti in der Hand zu fahren und dabei den richtigen Weg auszukucken ist nicht wirklich spassig.
Ein Nachtrag noch: Wieder zuhaus Anruf bei der Garmin Supporthotline. Ich bin darauf vorbereitet mich ins Telefon zu erbrechen, der Mensch am anderen Ende fragt meine bzw. die Daten des Navis ab, sagt ' ... hier haben wir Sie ja ... ', lässt sich das Problem schildern und bietet sofort von sich aus kostenlosen Tausch an. Er schickt einen Link mit Anweisungen 'how to do' und Versandlabel, heut habe ich die Nachricht per mail bekommen daß das Tauschgerät unterwegs ist.