Mast- und Schotbruch
Verfasst: Do 7. Nov 2024, 00:12
Den Enduro–Z Eigenbau hab ich jetzt schon 15 Jahre. Aber wir sind, wie sich in Albanien rausgestellt hat, nach knapp 40.000 km immer noch in der Serienerprobung.
Vom Weltkulturerbe Gjirokaster ...
Für einen Massenmörder sieht er doch richtig nett aus, oder?
.... zum Weltkulturerbe Berat ...
... sinds über eine, zumindest auf der Karte, relativ langweilige Strecke ca 150 km. Und deshalb hab ich beschlossen, jetzt von Gjirokaster statt dieser linken 150 km rechtsrum erst nach Korce und von dort nach Berat, insgesamt 370 km durchs Land, zu fahren.
Über die musste ich nicht. Vielleicht früher mal ....
Schöne Strecke, anfangs gute Straße aber dann gibt’s doch reichlich Bodenwellen, Schlaglöcher, …., das ganze Programm an Schlechtwegangeboten. Ich versuch so schnell zu fahren, daß die Enduro einfach drüberschwebt, aber so richtig klappt das nicht, knapp 100 km davon ca 50 fast ohne Verkehr immer mal wieder mit richtig schlechten Zwischenstücken.
Und interessanten Verkehrsteilnehmern.
Am Stadtrand von Korce findich ein Zimmer mit Blick auf Stadt und Industriebrache – tote Industrie gibt’s hier öfter.
Die Vermieter sprechen nur albanisch, ich kein Wort. Sie ruft den Sohn an, er kann einigermaßen deutsch weil er, wie sich rausstellt, nicht in Albanien sondern in Villingen-Schwenningen arbeitet und von dort auch mit mir telefoniert.
Abends lauf ich in die Stadtmitte und finde mehr zufällig den alten Basar https://de.wikipedia.org/wiki/Alter_Basar_(Kor%C3%A7a) wo ich zu Abend esse.
Am Anfang hab ich das Lokal für mich, dann füllts sichs, die Ankömmlinge sprechen englisch. Ich frag eine junge Frau ‚british‘, Sie antwortet ‚australian‘, die Großeltern sind aus Korca nach Australien ausgewandert, jetzt ist sie zum Familientreffen mit dem hier ansässigen Teil der Verwandtschaft gekommen.
Morgens Frühstück in der Stadtmitte beim Bäcker, nebenan gibt’s frischen Fisch
Dann fahr ich los.
Noch in der Innenstadt gibt’s bei jedem Einfedern ein Schabegeräusch. Ich halt an einer Tanke, tanken wollt ich eh, und stell fest, daß es zwischen dem rechten Kofferträger und dem Stoßdämpfer ganz eng zugeht. War mir bisher nicht aufgefallen aber ich hab zuhaus die Stoßdämpfer flacher gestellt um das Motorrad niedriger zu machen und dabei offensichtlich nicht aufgepasst.
Ich nehm das Werkzeug raus, stell, um das Problem zu beheben, die Dämpfer wieder steiler und mach mich auf den Weg.
Nach 100 m ein hässliches Kratzgeräusch und hinten bremsts schlagartig. Ich fahr an den Straßenrand, steig ab, stell die Enduro auf den Ständer und seh daß das Rahmenheck abgebrochen ist, samt dem kompletten Gepäck auf dem Hinterreifen liegt und grad noch so vom am Heck verschraubten Auspuffhalter am Runterfallen gehindert wird.
Würg, Spuck, Spei !!! da geht nichts mehr
Obwohl, eigentlich noch Glück gehabt, 50 km zurück auf der Strecke vom Vortag, zwischen nix und nirgendwo - besser nicht drüber Nachdenken.
Hinter der Mauer vor der ich angehalten hab gibt’s ein kleines Hotel. Und vor dem sitzen an einem Tisch die üblichen sechs oder sieben dunklen Gestalten und trinken Kaffee. Auf meine Frage ob jemand Englisch oder Deutsch spricht meldet sich ein junger Mann. ‚I have a Problem … ‚
wir gehen zusammen raus, nach fünf Minuten hat er verstanden daß ich jemanden suche, der Schweißen kann. ‚Wait a moment …‘ Er geht rein, sie diskutieren und telefonieren und dann kommt er mit einem älteren Mann wieder raus. ‚My father … he knows workshop … give your luggage in our car and follow us…’
Ich lad ab, binde das Rahmenheck mit dem Baustahlmatten-Rödeldraht für alle Fälle hoch und nach knapp zwei Kilometern stehn wir vor einer Werkstatt …
… wo ein Mensch grad am Auspuff eines alten Opels schweißt. Und eine knappe Stunde später ist das Rahmenheck wieder dran. Der Schweißer versteht ganz offensichtlich sein Handwerk, arbeitet aber rustikal, hält sich nicht mit Nebensächlichkeiten auf, die Pulverisierung des Rahmens fackelt er kurz mal weg und ich kann grad noch die seitliche Glasfaserblende abschrauben und die Käbelchen zum Rücklicht aus dem Weg ziehen, so daß die nur angekogelt und nicht komplett weggeschmolzen werden.
Ich bezahl inclusive Trinkgeld 15 Euro, wir verabschieden uns und ich fahr weiter. Eine Weile überleg ich noch obs wohl hält aber das legt sich.
Was sich nicht legt ist das Kratzgeräusch das bei jedem tiefen Eintauchen der Federung hinten immer noch auftritt. Solang ich noch nach dem Fotoapparat gesucht hab hat er, bevor ichs richtig hochdrücken konnte, das Heck schon anpunktet und es dann ganz leicht nach unten hängend angeschweißt. Was mir zunächst nicht aufgefallen ist aber dazu führt, daß der lange Spritzschutz beim tiefen Einfedern am Reifen aufsetzt. Das bremst nicht nur jedes Mal und hört sich häßlich an, der Blechadapter, mit dem der Spritzschutz am Heck verschraubt ist, schneidet bei der Gelegenheit ganz allmählich in den Reifen ein.
Kann also so nicht bleiben. Zunächst fällt mir, außer bei Schlaglöchern langsam und vorsichtig zu Fahren, nichts ein. Aber angesichts der Menge an Schlagglöchern ist das nicht wirklich eine Lösung, drei Tage später wühl ich in der Material-, na,vielleicht wars auch die Schrottkiste, von Ledis Campingplatz und finde dort ein paar Muttern mit denen ich den Anschraub-Dreiecksverband des Spritzschutz an zwei Stellen so unterlegen kann daß der weiter nach hinten absteht – Problem vorläufig gelöst.
In Berat im Guesthouse stellt sich raus daß der Herbergschef schon in Deutschland gearbeitet hat, eine alte Yamaha XT 250 besitzt und sich nicht nur für Motorräder interessiert sondern sich ganz offensichtlich auskennt. Als ich morgens beim Wieder-Aufpacken entdecke daß auch noch eine Verstrebung des Kofferträgers gebrochen ist und ihn um Hilfe bitte – schnell erledigt, er findet ein altes Flacheisenstück, klopfts gerade ...
... und der Nachbar bohrt die beiden Schraubenlöcher rein – lässt er mich ganz vorsichtig und höflich wissen, daß seiner Ansicht nach da am Rahmenheck möglicherweis zwei Stützrohre hilfreich wären. Das ist mir jetzt ein wenig peinlich weil eigentlich selbst ein Blinder sieht, daß das so wies war nicht dauerhaft halten konnte.
Nach meiner Rückkehr erklär ichs Harald, dem Mann, der den Rahmen vor 15 Jahren geschweißt hat und ihn jetzt verstärken muß. So von Ingenieur zu Ingenieur, weil wir das, wenn wirs uns heute anschaun, auch ohne FEM-Rechnung schon damals hätten sehen müssen. Aber wir sind ja noch in der Fahrerprobung, da kommt so was vor. Versuch macht, wie immer, kluch.
Und jetzt hat das Rahmenheck, entsprechend den Hinweisen aus Berat, für die weitere Erprobung auch die notwendige Abstützung.
Bin gespannt was als nächstes kommt
Vom Weltkulturerbe Gjirokaster ...
Für einen Massenmörder sieht er doch richtig nett aus, oder?
.... zum Weltkulturerbe Berat ...
... sinds über eine, zumindest auf der Karte, relativ langweilige Strecke ca 150 km. Und deshalb hab ich beschlossen, jetzt von Gjirokaster statt dieser linken 150 km rechtsrum erst nach Korce und von dort nach Berat, insgesamt 370 km durchs Land, zu fahren.
Über die musste ich nicht. Vielleicht früher mal ....
Schöne Strecke, anfangs gute Straße aber dann gibt’s doch reichlich Bodenwellen, Schlaglöcher, …., das ganze Programm an Schlechtwegangeboten. Ich versuch so schnell zu fahren, daß die Enduro einfach drüberschwebt, aber so richtig klappt das nicht, knapp 100 km davon ca 50 fast ohne Verkehr immer mal wieder mit richtig schlechten Zwischenstücken.
Und interessanten Verkehrsteilnehmern.
Am Stadtrand von Korce findich ein Zimmer mit Blick auf Stadt und Industriebrache – tote Industrie gibt’s hier öfter.
Die Vermieter sprechen nur albanisch, ich kein Wort. Sie ruft den Sohn an, er kann einigermaßen deutsch weil er, wie sich rausstellt, nicht in Albanien sondern in Villingen-Schwenningen arbeitet und von dort auch mit mir telefoniert.
Abends lauf ich in die Stadtmitte und finde mehr zufällig den alten Basar https://de.wikipedia.org/wiki/Alter_Basar_(Kor%C3%A7a) wo ich zu Abend esse.
Am Anfang hab ich das Lokal für mich, dann füllts sichs, die Ankömmlinge sprechen englisch. Ich frag eine junge Frau ‚british‘, Sie antwortet ‚australian‘, die Großeltern sind aus Korca nach Australien ausgewandert, jetzt ist sie zum Familientreffen mit dem hier ansässigen Teil der Verwandtschaft gekommen.
Morgens Frühstück in der Stadtmitte beim Bäcker, nebenan gibt’s frischen Fisch
Dann fahr ich los.
Noch in der Innenstadt gibt’s bei jedem Einfedern ein Schabegeräusch. Ich halt an einer Tanke, tanken wollt ich eh, und stell fest, daß es zwischen dem rechten Kofferträger und dem Stoßdämpfer ganz eng zugeht. War mir bisher nicht aufgefallen aber ich hab zuhaus die Stoßdämpfer flacher gestellt um das Motorrad niedriger zu machen und dabei offensichtlich nicht aufgepasst.
Ich nehm das Werkzeug raus, stell, um das Problem zu beheben, die Dämpfer wieder steiler und mach mich auf den Weg.
Nach 100 m ein hässliches Kratzgeräusch und hinten bremsts schlagartig. Ich fahr an den Straßenrand, steig ab, stell die Enduro auf den Ständer und seh daß das Rahmenheck abgebrochen ist, samt dem kompletten Gepäck auf dem Hinterreifen liegt und grad noch so vom am Heck verschraubten Auspuffhalter am Runterfallen gehindert wird.
Würg, Spuck, Spei !!! da geht nichts mehr
Obwohl, eigentlich noch Glück gehabt, 50 km zurück auf der Strecke vom Vortag, zwischen nix und nirgendwo - besser nicht drüber Nachdenken.
Hinter der Mauer vor der ich angehalten hab gibt’s ein kleines Hotel. Und vor dem sitzen an einem Tisch die üblichen sechs oder sieben dunklen Gestalten und trinken Kaffee. Auf meine Frage ob jemand Englisch oder Deutsch spricht meldet sich ein junger Mann. ‚I have a Problem … ‚
wir gehen zusammen raus, nach fünf Minuten hat er verstanden daß ich jemanden suche, der Schweißen kann. ‚Wait a moment …‘ Er geht rein, sie diskutieren und telefonieren und dann kommt er mit einem älteren Mann wieder raus. ‚My father … he knows workshop … give your luggage in our car and follow us…’
Ich lad ab, binde das Rahmenheck mit dem Baustahlmatten-Rödeldraht für alle Fälle hoch und nach knapp zwei Kilometern stehn wir vor einer Werkstatt …
… wo ein Mensch grad am Auspuff eines alten Opels schweißt. Und eine knappe Stunde später ist das Rahmenheck wieder dran. Der Schweißer versteht ganz offensichtlich sein Handwerk, arbeitet aber rustikal, hält sich nicht mit Nebensächlichkeiten auf, die Pulverisierung des Rahmens fackelt er kurz mal weg und ich kann grad noch die seitliche Glasfaserblende abschrauben und die Käbelchen zum Rücklicht aus dem Weg ziehen, so daß die nur angekogelt und nicht komplett weggeschmolzen werden.
Ich bezahl inclusive Trinkgeld 15 Euro, wir verabschieden uns und ich fahr weiter. Eine Weile überleg ich noch obs wohl hält aber das legt sich.
Was sich nicht legt ist das Kratzgeräusch das bei jedem tiefen Eintauchen der Federung hinten immer noch auftritt. Solang ich noch nach dem Fotoapparat gesucht hab hat er, bevor ichs richtig hochdrücken konnte, das Heck schon anpunktet und es dann ganz leicht nach unten hängend angeschweißt. Was mir zunächst nicht aufgefallen ist aber dazu führt, daß der lange Spritzschutz beim tiefen Einfedern am Reifen aufsetzt. Das bremst nicht nur jedes Mal und hört sich häßlich an, der Blechadapter, mit dem der Spritzschutz am Heck verschraubt ist, schneidet bei der Gelegenheit ganz allmählich in den Reifen ein.
Kann also so nicht bleiben. Zunächst fällt mir, außer bei Schlaglöchern langsam und vorsichtig zu Fahren, nichts ein. Aber angesichts der Menge an Schlagglöchern ist das nicht wirklich eine Lösung, drei Tage später wühl ich in der Material-, na,vielleicht wars auch die Schrottkiste, von Ledis Campingplatz und finde dort ein paar Muttern mit denen ich den Anschraub-Dreiecksverband des Spritzschutz an zwei Stellen so unterlegen kann daß der weiter nach hinten absteht – Problem vorläufig gelöst.
In Berat im Guesthouse stellt sich raus daß der Herbergschef schon in Deutschland gearbeitet hat, eine alte Yamaha XT 250 besitzt und sich nicht nur für Motorräder interessiert sondern sich ganz offensichtlich auskennt. Als ich morgens beim Wieder-Aufpacken entdecke daß auch noch eine Verstrebung des Kofferträgers gebrochen ist und ihn um Hilfe bitte – schnell erledigt, er findet ein altes Flacheisenstück, klopfts gerade ...
... und der Nachbar bohrt die beiden Schraubenlöcher rein – lässt er mich ganz vorsichtig und höflich wissen, daß seiner Ansicht nach da am Rahmenheck möglicherweis zwei Stützrohre hilfreich wären. Das ist mir jetzt ein wenig peinlich weil eigentlich selbst ein Blinder sieht, daß das so wies war nicht dauerhaft halten konnte.
Nach meiner Rückkehr erklär ichs Harald, dem Mann, der den Rahmen vor 15 Jahren geschweißt hat und ihn jetzt verstärken muß. So von Ingenieur zu Ingenieur, weil wir das, wenn wirs uns heute anschaun, auch ohne FEM-Rechnung schon damals hätten sehen müssen. Aber wir sind ja noch in der Fahrerprobung, da kommt so was vor. Versuch macht, wie immer, kluch.
Und jetzt hat das Rahmenheck, entsprechend den Hinweisen aus Berat, für die weitere Erprobung auch die notwendige Abstützung.
Bin gespannt was als nächstes kommt