Albanien 2024 / Teil 1

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martin s aus b
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Albanien 2024 / Teil 1

Beitrag von martin s aus b »

Vor gut 45 Jahren standen wir auf einer Tour mit der CB 500 Four am jugoslawischen Ende des kilometerlangen Sandstrands von Ulcine im heutigen Montenegro vor einem Zaun. Dahinter, ohne jegliche Einreisemöglichkeit, das geheimnisvolle Land der Skipetaren ...

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... das kommunistische Albanien unter Staatschef Enver Hodscha und mit einem knallharten stalinistischen Staatssystem. Und wenn ichs richtig weiß durften nicht nur wir nicht rein, sondern, außer den chinesischen Glaubensbrüdern, auch sonst keiner.

Seitdem wollt ich da immer noch mal hin.

Start am Dienstag nach Pfingsten, erstes Nachtquartier hinter dem Brenner, auf einem Abenteuerspielplatz kurz vor Sterzing.


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Am folgenden Tag bei zunehmendem Regen südöstlich quer über kleine und noch kleinere Dolomitenpässe. Als ich morgens, kurz hinter Sterzing zum Fotografieren anhalte …

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... pfeift hinter einem blauen 911 Cabrio eine gemischte Gruppe von acht oder neun bunten Porsche 911 auf der Landesstraße Richtung Bozen vorbei und überholt, als gebe es kein Morgen. Drei Stunden und viele …


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.. weiter gibts dann hinter der Paßhöhe des Giau https://alpenrouten.de/Giau-Passo-di-Gi ... nt185.html vor einer Kurve eine kleine Menschenansammlung. 20 m abseits des Kurvenscheitels steht das blaue Porsche-Cabrio, das am Vormittag vorne gefahren ist, in einer sumpfigen Wiese, die Mitfahrer stehen am Straßenrand und schaun zu, wie der Fahrer sich grad rausquält. Um den schnellen Porsche da rauszuholen brauchen sie jetzt wohl einen Traktor :P Schadenfreude ist die schönste ....

Weiter über die grüne Grenze zurück nach Kärnten wo ich klatschnaß zum Trocknen im Motorradhotel einchecke und dann am nächsten Tag über den Naßfeldpaß zurück nach Italien fahre. Dann wird das Wetter besser, über Cave und Lago di Predil

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und vorbei an der alten Grenzfestung


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... geht’s nach Slowenien, und dort hinter dem Fort Klucze ...


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... weiter auf die slowenische Grenzkammstraße https://alpenrouten.de/Solarji-Sedlo-So ... nt468.html


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Erste schlechte Erfahrung mit dem Navi; Es will nicht auf die Schotterabschnitte - na, vielleicht lags auch am Nutzer der möglicherweis vergessen hatte 'offroad' freizugeben :wallbash: .

Auf kleinen Nebenstraßen Richtung Bosnien - neben der Strecke Schloß Haasberg https://visit-postojna.si/en/what-to-do ... -haasberg/

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mit der aktuellen Nachbarschaft

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Ein Weltkriegs II - Mahnmal, Partisanen versus talienische Besatzungsarmee


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Nachtquartier neben dem Holzplatz


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Abendbrot und ...


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... Abendrot


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Am folgenden Morgen Störche


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dann Grenzübergänge und schöne Strecken und Landschaften in Bosnien und Kroatien

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und Freitagmittag bin ich, nach einer erfrischenden Nacht

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mit interessanten Nachbarn

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wieder in Bosnien

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und schließlich in Mostar.

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Das ist die Stadt mit der Brücke …

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Ich check knapp 15 km weiter in Blagaj auf dem kleinen Familiencampingplatz River Camp Aganovac http://www.camping-blagaj.com/ ein und schau mich am Nachmittag in Mostar https://de.wikipedia.org/wiki/Mostar um wo es durchaus was zu sehen gibt.


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Ein Museum zum Bosnienkrieg https://de.wikipedia.org/wiki/Bosnienkrieg Kriegsruinen und ein Kriegsgräberfriedhof in einem ehemaligen Park beim Stadtzentrum. Man musste die Gefallenen, alle um die 25 Jahre alt, in der von den gegnerischen Verbänden eingeschlossenen Stadt begraben. Und Platz dafür gabs nur noch im Park.

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Abends dann noch lecker Essen im Restaurant direkt auf der anderen Flußseite, gegenüber dem Campingplatz

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Nach Dubrovenik und Sarajevo sinds über Land von Blagaj aus je nach Strecke ca 130 -150 km einfach. Also beschließ ich, das Zelt stehen zu lassen und Tagesausflüge in die beiden Städte zu machen.

Am Samstag quer durchs Land nach Dubrovenik

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Auch hier, jetzt in Kroatien, immer mal wieder Kriegsgräber

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Jetzt bin ich gleich an der Adria, hier muß ich anhalten weils dermaßen gut riecht

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Dann vollends die Küste entlang

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bis nach Dubrovenik an dem wir seinerzeit, vor 45 Jahren, einfach vorbeigefahren sind. Hier gibts außer mir noch reichlich andere Touristen, im Vergleich zu den Sommermonaten ist Dubrovenik aber Anfang Juni praktisch menschenleer.

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Und noch ein Abschiedsfoto

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Zwischen Dubrovenik und Split wird das relativ 'schmale' Kroatien durch einen kleinen bosnischen Korridor unterbrochen, der bei Neum bis zur Adria reicht.

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Um eine "innerkroatische Straßenverbindung zwischen Süddalmatien mit Dubrovnik und dem Rest des Landes" zu bekommen wird deshalb die Küstenstrasse auf eine Landzuge vor diesen Korridor und von da über die 2022 fertiggestellte Pelješac-Brücke https://de.wikipedia.org/wiki/Pelje%C5%A1ac-Br%C3%BCcke wieder zurück nach der kroatischen Küste geführt.

Davon hatte ich noch nie gehört, hat mir ein Motorradfahrer in Dubrovenik erzählt. Und weil ich sehen wollte wo und wie die EU hier 335 Millionen Euro vergraben hat bin ich auf dem Rückweg extra über die Inselstrecke und die Brücke gefahren.

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Schon beeindruckend aber für 335 Mille Steuergelder :thanks: will man ja auch was sehen :D

Am Sonntag dann nach Sarajewo. Zunächst Landstraße

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Hier gehts in Bosnien von der Föderation Bosnien und Herzegowina in die serbische Republika Srpska. Grenze ohne Grenzstation.

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Und dann hab ich auf der Karte eine ca 35 km lange Offroad-Abkürzung ausgekuckt. Die sicher klasse zu fahren wär wenns nicht geregnet hätte. Das macht die Piste ein bißchen, sagen wir mal, wenig griffig.

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Die Strecke ist, wie ich später feststelle, Teil der TET in Bosnien und Herzegowina https://transeurotrail.org/bosnia-herze ... 751/17.553

Weshalb mich dann auch gleich mal zwei KTMs ganz locker überholen.

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Ich versuch dranzubleiben aber das wird nix, die Kawa ist zu groß, zu schwer und ich hab zu viel Muffe :wallbash:

Dann zieht grußlos eine BMW GS Adventure vorbei. Da kann ich mich jetzt nicht mehr auf 'zu groß, zu schwer' rausreden.
'Du nicht' denk ich mir deshalb und bleib gute 5 Kilometer dran bis er entnervt anhält "um auf die Kumpels zu warten"

Jetzt hab ich die Strecke wieder für mich.

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Asphalt in Sicht - endlich!

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Und hier, im serbischen Teil der Republik, gibts am Straßenrand auch immer mal wieder Plakate mit sympathischen Charakterköpfen wie dem hier.

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Endlich Sarajewo https://de.wikipedia.org/wiki/Sarajevo , ein Stadtspaziergang mit Basar und viel historischem Gemäuer

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Das schaut nicht nur lecker aus, schmeckt auch gut!

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Es fängt an zu regnen und ich fahr noch aus der Stadt hoch zum Start der Bobbahn der olympischen Winterspiele 1982

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Von der unweit entfernten Bergstation der Trebević-Seilbahn hat man eine Spitzenaussicht auf die Stadt. Wenns nicht grad in Strömen pisst ...

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Das haben im Bosnienkrieg auch die serbische Truppen so gesehen, die Sarajevo von da oben mit ihrer Artillerie beschossen haben.

Rückfahrt, noch ein verregneter Blick aufs ein modernes Sarajevo

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Von Sarajewo nach Mostar sinds zurück über die kurvige E 73 ca 125 km mit reichlich Verkehr.

Es regnet weiter, vor Konjic staut sichs, ich fahr an der Schlange entlang. Im Ort ists zu eng, ich muß mich einreihen und schleich mit Tempo 25 in der Autokolonne mit. Die Straße geht malerisch über eine Brücke der Neretva, ich kuck nach links in eine Art Fjord, dann nach rechts, weils so gut aussieht nochmal nach links und endlich wieder geradeaus.

:schock: 10 m vor mir steht der Verkehr an einer Ampel Vollbremsung ich seh daß es nicht ganz reicht und versuch rechts zwischen Autos und Gehweg einzulenken, das Vorderrad rutscht weg und ich knall mit dem Oberkörper auf die gut 20 cm hohe Gehwegkante.

Passanten helfen mir hoch und stellen auch die Enduro wieder auf. Die hat, auf den ersten Blick, genau wie meine Kleidung, nichts, den Pkw vor mir hab ich glücklicherweis knapp verfehlt, der hat auch nichts abbekommen und nach zehn Minuten Erholung und Diskussion - der Pkw-Fahrer vor mir sucht verzweifelt Kratzer damit er von mir ein neues Auto bekommt - fahr ich weiter.

Von Konjic bis zum Campingplatz in Blagaj sinds noch 80 km und mir tut der Oberkörper weh, wahrscheinlich Rippen geprellt. Einen Kilometer vor dem Camping will ich mir in einem Supermarkt was zum Trinken holen. Zum Abstellen des Motorrads auf dem Seitenständer und Absteigen brauch ich sicher fünf Minuten, ganz, ganz schlecht!

Und Abends um neun fährt mich der hilfsbereite Campingplatzchef ins Cantonal Hospital "Dr. Safet Mujic" in Mostar wo sie - er kennt da einen der Sanitäter, so was hilft immer - ganz schnell noch einen Ultraschall machen, zwei gebrochenen Rippen diagnostizieren und mich zwei Nächte dabehalten. Bei Rippenbrüchen, lerne ich, kann man eigentlich nichts machen außer Heilung abwarten. Aber weil das Risiko besteht, daß die gebrochenen Rippen die Lunge löchern muß man ein, zwei Tage mittels Ultraschall und CT beobachten ob 'Wasser' in der Lunge auftritt.

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Ist bei mir nicht der Fall, am Dienstag darf ich, nach Zahlung meiner Rechnung und mit der Empfehlung, gegen Schmerzen 3 bis 6 Ibuprofen 600 pro Tag zu nehmen, raus. In zwei bis drei Monaten, hat mir der Arzt erkärt, sind die Rippen soweit verheilt daß ich, wenn alles gut geht, wieder Motorrad fahren kann. Die Ibuprofen 600 gibts in Bosnien für kleines Geld rezeptfrei in der Apotheke, ich hol mir zwei Päckchen und mach mich auf den Weg zum Camping.


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Zurück auf dem Campingplatz, ein frisch entlassener Sträfling? Nein, frisch und erholt aus dem Krankenhaus!

Wo außer mir keiner ist und ich, weil ich mich nicht bücken kann, mit Hilfe eines Rechens erst meine Utensilien aus dem Zelt hol, in die Packrolle und die Packtaschen verteile und das Ganze dann, mehr schlecht als recht, auf der Enduro verzurre. Mit der fahr ich am Spätnachmittag mühsam vom Campingplatz zur Wohnung des Campingplatzchefs wo ich das Motorrad in einer nicht mehr in Betrieb befindlichen Schlosserwerkstatt einstellen kann. Da kann es stehen so lang ich will, im Juli und August ists, erklärt mir mein Gastgeber, in Bosnien mit knapp 40°eh viel zu heiß zum Motorradfahren.

Abends um acht fahr ich mit dem Taxi zum Busbahnhof nach Mostar wo ich, zusammen mit dem Schnuffi auf dem Foto, auf den im www gebuchten Flixbus nach Stuttgart warte. Wie der Muezzin per Lautsprecher zum Gebet ruft heult der Schnuffi mit, bis ich das Smartphone raus hab um das Ganze mit Ton auf Video aufzunehmen ist die Vorstellung leider schon vorbei.

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23 Stunden später steig ich in Stuttgart aus dem Bus und fahr mit der S-Bahn vollends nach Haus. Vorläufiges Ende der Tour mit Ziel Albanien.

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Steamhammer
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Re: Albanien 2024 / Teil 1

Beitrag von Steamhammer »

Moin Martin,
( wir hatten mal Telefonkontakt über Kleinanzeigen / Yamaha Tank)
sehr netter Reisebericht wenn auch mit nicht so tollem Zwangsstop.
Hut ab und Respekt für deine Unternehmung. :applaus:
Tolle Bilder interessante Geschichte.
Hoffe mal du bist wieder wohlauf. Die Rippegeschichten sind sehr schmerzhaft. :(
Die Ecke um Sterzig mit der Franzensfeste kommt mir bekannt vor.
Haben wir im letzten Jahr unter die Räder genommen. :motorrad:
Bin schon auf Teil 2 gespannt.
Gruß aus dem Heute nasskalten Schleswig Holstein.
:cool: Mit der Kraft der zwei Kerzen :P
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Mike
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Re: Albanien 2024 / Teil 1

Beitrag von Mike »

Hallo Martin
Deine schönen Fahrberichte lese ich echt gerne. :applaus: Zumal ich mir für dieses Jahr auch eine Tour nach Kroatien und vielleicht auch Bosnien vorgenommen habe. Mal sehen wie lange meine Frau die Fahrerei mitmacht.
Das mit dem Unfall ist nicht so schön aber ich denke das hast du jetzt überstanden.

Gruß aus Dorsten
Mike
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