Seite 1 von 1

Bremsgefühl - wie sieht die ideale Bremse vorn aus?

Verfasst: Fr 20. Nov 2020, 18:58
von martin s aus b
Hallo Zusammen, die Frage wie die ideale oder zumindest eine gute vordere Bremse der Twin aussieht ist so nebenbei hier viewtopic.php?f=11&p=27670&sid=0e8a8388 ... 8ab#p27670 aufgepoppt. Gehört aber eigentlich in die 'Technik' und unter 'Nachbau ... Hauptbremszylinder' findest das auch nie wieder jemand. Deshalb kopier ich den Startpunkt einfach mal hier rein und wir schaun was da draus wird :computer:


martin s aus b hat geschrieben: Mi 18. Nov 2020, 14:53 ...Teile mit 14 mm und mit 5/8 - Durchmesser ... mit einem 5/8 - anstatt eines 14 mm Kolben an der Einfachscheibe brauchst Du für die gleiche Kraft am Bremssattel knapp 30% höhere Handkraft bei allerdings 22% geringerem Weg. Der Verkäufer meint im Angebot 'Dies funktioniert auch bei Single-Disc-Modellen'

Kann man das, weil höherer Kraftbereich, besser oder weil kürzerer Weg, schlechter dosieren. Oder merkt man das gar nicht. ...

Antwort darauf

Michael hat geschrieben: Do 19. Nov 2020, 22:32 ... den Unterschied bzgl. Handkraft und -weg merkt man deutlich.
Ich fahre einen 14mm HBZ an den Doppelscheiben der LTD bzw. Z750E (Vierzylinder).
Erst mit den kleineren HBZ bekomme ich ein Gefühl für die Bremse, ohne das sich der Hebel bis zum Griff durchziehen lässt.
Zu große HBZ erschweren die Dosierbarkeit erheblich, da kann man auch versuchen, einen Backstein gefühlvoll zusammenzudrücken...

Re: Bremsgefühl - wie sieht die ideale Bremse vorn aus?

Verfasst: Fr 20. Nov 2020, 19:26
von martin s aus b
Hallo Michael,

bei meiner Yamaha TX 750, serienmäßig mit Doppelscheibenbremse und einem 22 mm Bremskolbendurchmesser, gibts ähnliche Ansagen. Angeblich wird die Bremse deutlich besser wenn man auf den Hauptbremszylinder der RD-Modelle mit irgendwas bei 17 mm Durchmesser umstellt. Ich kann nicht beurteilen inwieweit das zutrifft, habe aber meine ansonsten unveränderte Bremsanlage an der TX jetzt auf Stahlflex-Leitungen zmgebaut und die bremst jetzt zu meiner vollen Zufriedenheit und Welten besser als vorher.

Bei der Z 750 B hab ich mal mit dem Meterstab gemessen:

schlechtes Foto.JPG

Wenn ich an meinem vom Drehpunkt bis Mitte Kugel 175 mm langen Bremshebel ziehe messe ich die folgenden Wege.

Tabelle.JPG

Weil ich das in der Garage gemacht hab kann ich die Effekte - was ist eine harte Bremsung, wann pfeifft der Reifen - nur abschätzen. Aber rein vom Handgefühl komm ich wahrscheinlich selten über 'hart'. Und ich hab absolut nicht das Gefühl daß ich die Bremse auf den 40 mm Weg, ok, die Hand greift weiter innen an, da dürftens dann knapp 30 mm sein, nicht dosieren kann.


Was passiert wenn ich da den 14 mm - Bremskolben statt des 5/8" verbau?


Martin

Re: Bremsgefühl - wie sieht die ideale Bremse vorn aus?

Verfasst: So 22. Nov 2020, 23:04
von Michael
Hi Martin,
ich habe bei meinem Caferacer nachgeschaut und gemessen.
Die Bremszangen sind baugleich mit den LTD-Zangen, Stahlflexleitungen montiert.
HBZ extra nochmal nachgesehen, es ist jetzt ein 5/8" montiert. Ist wohl mal drangewandert, funktioniert prima.
Verstellbarer Handhebel, Hebellänge 175mm
Analog zu deiner Beschreibung gebe ich den Abstand des Hebelkopfs (Innenkante Richtung Lenkergriff) zum Lenkerendenblinker hier wieder:
Ruhelage: 90mm
Anlegen der Beläge: 75mm
Starke Bremsung: 40mm
Extremer Zugriff (einhändig): 20mm

Dank dem verstellbaren Handhebel lässt sich die Ruhelage der Handgröße anpassen, der nutzbare, dosierbare Weg ist passend zu meiner Handgröße bzw. Fingerlänge. Mit noch mehr Kraft mag sich der Hebel sogar bis zum Lenkergriff durchziehen lassen, aber mehr als blockieren kann das Rad halt nicht.
Insgesamt ist dieses Setup sehr einfach zu bedienen: Der Hebel in Reichweite, keine plötzlich einsetzende, starke Bremswirkung (Stichwort: "Schreckbremsung"), dafür eine leichtgängige und gefühlvolle Bremsung mit klar definiertem Druckpunkt bei völlig ausreichender Bremsleistung.
Anders sieht es mit 120mm breiten 17"-Sportreifen aus. Deren Haftung und somit Bremswirkung ist weitaus besser, als unsere Schmalspurvorderräder das können. Da ist eine "straffere" Übersetzung gefordert, um am Limit die maximale Bremsleistung rauszuholen.
LG, Michael

Re: Bremsgefühl - wie sieht die ideale Bremse vorn aus?

Verfasst: Di 24. Nov 2020, 15:09
von onkelheri
https://www.flickr.com/photos/22328570@ ... 747912105/

https://www.flickr.com/photos/22328570@ ... 8747912105


Hallo Zusammen,

hier zum Thema ist diese Tabelle dienlich welche die hydraulische Übersetzung zwischen verschiedenen Zylindern / Kolbenflächen welche sich linear aus deren Durchmessern ergeben. Dies technische Begebenheit ist Markenunabhängig und gilt am Nordkap wie auf Feuerland.
Bei idealer Voraussetzung wie druckstabilen Leitungen auf Teflonbasis ("Stahlflex") und ordendlicher Entlüftung um so mehr!

In dem Bild ist das Untersetzungsverhältnis i = ~ 8 rausgegriffen um darzustellen wie oft dieses in der Tabelle UND mit welchen Zylinderkombinationen vorkommt : hier heißt es, das die Handkraft welche im Handhebel und durch den Drehpunkt bestimmt und widerum durch den kurzen Hebel ("Pumpenjockl") auf den Kolben im Handbremszylinder erzeugte Kraft in hydraulischen Druck gewandelt um das ~8fache zunimmt.

Nehmen wir an, du ziehst also den Handhebel mit ~50 N (und sagen wir mal 1cm am Kugelkopf) und diese Helage hat eine Untersetzung von ~1:6 wirken nun 6x50N also ~300N auf den
Pumpkolben. Bis hierher tut sich also nix sensationelles: die ~300N widerum ~8fach hydraulisch untersetzt : "3 x 8 ist 24" => hier also ~2400N welche zunächst auf die Rückseite des Bremsbelages "drücken" ...

Wenn ihr also nach der Tabelle mit den Zylinderzahlen und Größen spielt , also von einer Einkolbenzange zu einer Doppelkolbenzange oder zwei Einkolbenzangen DESSELBEN DURCHMESSERS wechselt, verdoppelt sich diese Kraft da sich auch die Fläche verdoppelt und die Übersetzung nun ~1:16 betrüge. In der Theorie verdoppelt sich damit auch der Handhebelweg ... in der Praxis ist es so das die ürsprünglich 2400N nun schon bei "25N" Handkraft und bei "2cm" weg anliegen ( es muß quasi das doppelte Nehmervolumen gepumpt werden ) ... also die Dosierbarkeit ist wesentlich angenehmer.

Nach meiner Erfahrung und diversen Bremsumbauten (die erste Änderung war seinerzeit die XS360 auf Doppelscheibe der XS750 aber mit originalem Geber, sowie einigen an Rennmaschinen in der DM der späten 80erJahre) gebe ich nur mit :

WER SO GAR KEINE AHNUNG HAT DAVON : FINGER WEG !

DENN:

Für Tipp und Rechenfehler übernehme ich keine Gewähr

Gruß und gutes Verzögern

Heri

Re: Bremsgefühl - wie sieht die ideale Bremse vorn aus?

Verfasst: Mi 25. Nov 2020, 01:12
von Bruder Lustich
Wow, Heri,

wie ich mir schon dachte, an ein paar offensichtlichen Kleinigkeiten kann man das jetzt so nicht festmachen.
Gibt einfach zu viele Parameter.

Viele Grüße

Gerd

Re: Bremsgefühl - wie sieht die ideale Bremse vorn aus?

Verfasst: Mi 25. Nov 2020, 21:23
von martin s aus b
onkelheri hat geschrieben: Di 24. Nov 2020, 15:09
WER SO GAR KEINE AHNUNG HAT DAVON : FINGER WEG !

DENN:

Für Tipp und Rechenfehler übernehme ich keine Gewähr

hallo Heri,

Danke für Deine Ausführungen. Leider versteh ich weder den Tipp der so irgendwie in der Mitte abbricht noch die Botschaft - wer soll die Finger von was lassen?

Gruß in die Eifel

Martin

Re: Bremsgefühl - wie sieht die ideale Bremse vorn aus?

Verfasst: Sa 5. Dez 2020, 17:33
von onkelheri
Nun dafür das mir Tippfehler oder Rechenfehler unterlaufen könnten ... also weder für den Tipp noch für solche beim Tippen :cool:

Ansonsten ist die Tabelle, mit etwas hydraulischem Hintergrund ( Physik 8.klasse, oder technische Ausbildung / Berufsschule') eigentlich selbsterklärend.

Bei Fragen dazu kann ich aber auch gerne am Teflon helfen...

Gruß Heri